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Fanfiction Übersicht - Crossover / Fusion

Titel: Commando Leviathan
Autor: Hellfire
Kurzbeschreibung: Nach einer verheerender Katastrophe im Jahre 2000 bricht ein gewaltiger Krieg aus. Aber was ist davor geschehen? Und wird die Menschheit jemals wieder normal leben können?


Erster Part
Dies ist meine erste FanFic über Neon Genesis Evangelion. Leider habe ich die Serie bisher noch nicht gesehen und mein Wissen über NGE stammt lediglich aus den Mangas, einigen Internetseiten und natürlich vielen FanFics. Ich möchte mich gleich zu Anfang bei allen bedanken, die eine NGE-FanFiction bei Animexx hochgeladen haben, da ich dadurch zu einer eigenen FanFic inspiriert wurde. Ich gebe mir größte Mühe nichts zu stehlen, leider kann so etwas unter Umständen doch vorkommen, da mir bereits ein vager Geschichtsverlauf im Kopf herumschwirrt. Falls ich es bemerke, werde ich den entsprechenden Autoren um eine Erlaubnis bitten. Falls ich es nicht merke, steht es allen Lesern offen mich darauf aufmerksam zu machen. Bisher ist nicht vorgesehen, dass Personen aus dem NGE-Universum in dieser Geschichte erscheinen, einzelne Personen werden aber charakteristische Ähnlichkeiten aufweisen. Seht das einfach als Kompliment an den Erfinder von NGE. Schließlich hat er, für meinen Geschmack, seinen Hauptdarsteller die richtigen Charaktereigenschaften gegeben.

Eure eigenen Meinungen, Ideen für den Geschichtsablauf, Drohungen, etc. werden immer gerne gesehen.
E-Mail: Nexus_8688@web.de
ICQ: 340004880 - Kanzler

Wenn ich pro Kapitel mindestens 7 Kommis bekomme, schreibe ich eine Fortsetzung. (Nennt es Erpressung, ich nenne es eine Bestätigung, dass meine Geschichte überhaupt gelesen wird.) Jedes Kapitel wird etwa 10.000 Wörter beinhalten.

[Ähnlichkeiten mit lebenden Menschen sind nur zufällig. Ich habe alle Charaktere selbst erfunden, verleihe sie aber gerne weiter, falls so etwas gewünscht wird.]

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Kapitel I:

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= Oktober 2002 Nahe Budapest =
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Donner grollte durch die verregnete Nacht. Nahe dem Horizont gleißten helle Blitze durch riesige düstere Wolken, die man durch den dichten Regenschleier fast nicht mehr erkennen konnte. Wenn man den Donner nicht hörte, so konnte man ihn am eigenen Körper spüren, so stark war das Gewitter. In diesem Unwetter liefen mehrere schwarz gekleidete Männer durch den dunklen Wald, geduckt, um nicht entdeckt zu werden. Denn würde man sie erwischen, wäre dies ihr Todesurteil. Ihr Auftrag konnte nur erfüllt werden, wenn sie bis zur Primärphase ihres Planes unbemerkt blieben. Aber anscheinend hatte sich das Schicksal gegen sie verschworen zu haben, denn plötzlich leuchteten entlang der Stadtmauern, die sich etwa drei Kilometer entfernt befanden, Suchscheinwerfer auf und Alarmsirenen übertönten für kurze Zeit das Unwetter. Der Feind hatte sie mit Sicherheit bemerkt. Durch den Alarm war ihr Plan zunichte gemacht worden. Zum Glück gab es für solche Fälle immer Ausweichpläne, daher zückte der Anführer ein Funkgerät, um Bericht zu erstatten: „Hier Rabe, Plan Alpha nicht durchführbar. Erbitte Banshee. Wiederhole: Erbitte Banshee.“ Nach mehreren Sekunden, die den wartenden Teammitgliedern wie Minuten vorkamen, klickte das Funkgerät viermal. Das Zeichen für eine Bestätigung. Der Anführer sprach flüsternd zu den drei anderen BlackOps-Soldaten: „Okay Jungs, so sieht’s aus: Wir sind hier nutzlos. Die Budas haben\'s vermasselt. Bei einem solchen Durcheinander können wir nicht zuschlagen. Banshee tritt in Kraft...“ Weiter kam der Anführer nicht, denn in diesem Augenblick brach die 30m große Statur eines grün lackierten Cherubs durch ein Gebüsch, das bis vor wenigen Sekunden noch einen alten Abwasserkanal bedeckt hatte. Das Team stob auseinander, aber nicht um der humanoiden Kampfmaschine, genannt Seraph, zu entkommen, denn schließlich war er auf ihrer Seite. Was auf dem ersten Blick wie ein planloses Durcheinander aussah, entpuppte sich als perfekt getimte Aktion. Sieben Sekunden später hingen alle vier Personen an speziellen Haltestangen, die an den Beinen des Cherubs befestigt waren. Über Funk bekam der Pilot den Befehl seine Fracht zu einer östlich gelegenen Anhöhe zu bringen. Also setzte sich dieser einem Ungeheuer gleich in Bewegung. An seiner Haltestange blickte sich der Anführer um: In der Dunkelheit konnte er zwei weitere Einheiten erkennen, was aber nicht viel zu bedeuten hatte, schließlich konnte man wenigstens bei den Seraphim-Commander von Profis sprechen, die außerdem teilweise auch noch hochrangige Taktiker des Deutschen Reiches waren. Es würde einige Minuten dauern, bis sie an ihrem Zielpunkt ankommen würden und so ließ der Anführer des Rabenteams, trotz der potenziellen Gefahr eines Hinterhaltes, seine Gedanken schweifen:

< Seit dem 18. Januar, seit der Wiedererrichtung des Deutschen Reiches, waren Deutschland und seine Verbündeten massiven Angriffen ausgesetzt. Einerseits weil der Gegner geglaubt hatte, dass man mit dem Militär der Bundesrepublik Deutschland kurzen Prozess machen konnte, zum Anderen, weil man Angst hatte, dass sich ein neuer ‚Führer’ erheben und die Erde in den ultimativen letzten Krieg stürzen könnte: Den Dritten Weltkrieg, den alles vernichtenden Atomkrieg. Was für Idioten hatten sich solche Kriegsrechtfertigungen ausgedacht? Zwei Wochen nach dem ‚Tag der Abrechnung’, zwei Wochen nach dem Tod von über drei Milliarden Menschen, begannen viele Länder mit geeigneten Militärstrukturen ihre Nachbarn anzugreifen und zu besetzen. Bevor die Deutschen auch nur einen Gedanken an ein neues Deutsches Reich entwickeln konnten, herrschte auf der Erde der Notstand und mehrere Länder begannen Feldzüge auf deutschem Gebiet. Nach den letzten Meldungen gab es momentan weltweit über vierzig ausgedehnte Kriege. Vierzig! Wenn man das nicht als Weltkrieg bezeichnen konnte, dann gab es auch nichts, dass dem auch nur im Ansatz nahe kam. Aber die Millenniums-Katastrophe brachte zumindest etwas Positives zu Tage: Jedes Land wollte so viele Ressourcen besitzen, wie irgendwie möglich und deshalb war man sich sicher, dass in diesen Kriegen keine Atomwaffen zum Einsatz kommen würden. Aber man war sich auch sicher gewesen, dass Millennium nur einige geringfügige Computerfehler mit sich bringen würde und keinen globalen Krieg. Um zurück zum Krieg zu kommen: Engländer und Franzosen sahen sich in ihrer Existenz bedroht und begannen ein Bündnis zu schließen, mit dem Ziel einen Invasionskrieg nach Europa zu bringen. Außerdem schienen aus irgendeinem Grund äußerst viele Staaten der Auffassung zu sein, dass Deutschland ein leichtes Ziel abgeben würde. Nun, in diesem Punkt hatte man sich geirrt. Viele der kleineren Staaten, die es gewagt hatten deutsches Gebiet anzugreifen, waren bereits Teil des sich schnell ausdehnenden Deutschen Reiches. Und wie kam es dazu? Vor dem Millennium hatte man in deutschen Betrieben nach Möglichkeiten geforscht, um in unwegsamem Gelände große Lasten zu transportieren. Das Ergebnis dieser Forschungen waren die Seraphim, 30m große Gebilde, die annähernd an Menschen erinnerten. Bereits zwei Tage nach dem ersten Angriff tauchte einer der involvierten Forscher auf und legte Militärversionen dieser Lastentransporter vor. Eine Woche später marschierten die ersten Einheiten der neuen Cherubserie, bewaffnet mit überdimensionalen Maschinengewehren und Raketenwerfern, Holland entgegen. So kam es, dass aus einem Land, das nur geringe militärische Mittel besaß, binnen kurzer Zeit eine Militärmacht entstehen konnte. Die Deutschen hatten in vielen Kriegen, unter ihnen die zwei Weltkriege, bewiesen, dass ein Deutscher mit der richtigen Ausbildung ein nicht zu unterschätzender Soldat sein konnte. Ich bin nicht stolz auf manche Taten, die wir in diesen Kriegen begannen haben, aber trotzdem gestand ich mir ein, dass wir ein starkes Volk sein konnten, dass jeden Krieg gewinnen kann, in dem der Feind nicht den Vorteil hatte unseren Streitmächten 10:1 überlegen zu sein. Allein den USA hatten die Alliierten es zu verdanke, den Endsieg im Zweiten Weltkrieg zu erringen. Aber heute waren die USA anderweitig beschäftigt. Auch sie wurden von ihren unmittelbaren Nachbarn bedroht. Und außerdem waren es die Franzosen, Bulgaren, Holländer, etc., die uns als erstes angegriffen hatten. Selbst wenn sich die USA irgendwann in diesen Krieg einmischen würde, dann wären diesmal wir die Alliierten. Aber ich glaube nicht daran, dass dies geschehen wird. Wir haben, was wir haben und machen das Beste daraus. Unsere Seraphin sind die modernsten, die man momentan auf dem europäischen Kontinent finden konnte. Erst durch die unprovozierten Angriffe sah sich die deutsche Regierung genötigt etwas zu unternehmen. Da es in einem Krieg unmöglich war, jahrelang über eine neue Staatsordnung zu debattieren, hatte man sich entschlossen, zu etwas Altbewährtem zurückzukehren. Und so kam es, dass mehrere Staaten, wegen der Wiedererrichtung des Deutschen Reiches und unserer Siege entlang der deutschen Grenzen, bereit waren Bündnisse mit uns zu schließen. Nach meinen Informationen, haben sich sogar die sich Jahrhunderte lang rivalisierenden Japaner und Chinesen zu einem neuen geschlossenen Staat zusammengeschlossen. Und so kam es auch, dass ich an meinen Geburtstag zusammen mit Österreichern, Italienern, Polen und Schweizern Budapest vor den sich nähernden ukrainischen Truppen schützten musste. Ich kann mir Besseres vorstellen, aber wir befinden uns nun mal im Krieg. Unser Geheimdienst gehörte zu den Besten, die momentan operierten: Manche vermuten, dass unsere Agenten selbst den KGB infiltrieren könnten ohne Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Natürlich kamen weniger gut geplante Operationen nicht in Frage, schließlich ging es nicht nur um Sieg oder Niederlage, sondern um das blanke Überleben. Informationen waren Macht und die brauchten wir in diesen schwierigen Zeiten mehr als je zuvor. Unsere Agenten hatten Nachrichten abgefangen, die besagten, dass die ukrainische Armee einen Angriff auf Budapest plante. Und dies musste um jeden Preis verhindert werden. Denn die Ukris machten keine Gefangenen, sonst müsste man sie mit Nahrung und Kleidung versorgen. Soviel zu der Genfer Konvention und der so genannten EU. Um die Neutralität in diesen Kriegen stand es auch schlecht. Die Schweiz, ewiger Neutrale, war in den ersten Kriegstagen von französischen Truppen besetzt worden und nur durch italienische und deutsche Hilfe konnte man die Besatzer wieder zurückdrängen. Aber mir war all das egal. Für war nur eins wichtig: Jede Schlacht zu überleben und wenn möglich auch zu gewinnen. Vielleicht würde man von einem Soldaten das Gegenteil erwarten, aber ich bin niemand, der sich einfach so töten lässt, nur um eine Schlacht zu gewinnen. Es kam auf den Krieg an und nicht auf einzelne Scharmützel. Ich bin kein leichtgläubiger Mensch, der einem wahnsinnigen Irren gedankenlos folgt, der sich wiederum für die Reinkarnation Adolf Hitlers hält. Die britisch-französische Propaganda schien es ein wenig übertrieben zu haben. Das einzige Ergebnis dieser Lüge war, dass viele Soldaten aus Spaß ‚Heil’ riefen, wenn sie Briten oder Franzosen begegneten. Denen werden wir es auch noch zeigen. Für heute mussten wir uns aber leider mit den Ukris zufrieden geben. Na ja, auch nicht so schlimm.>

Es schien, als ob sogar dieser Gedankengang zeitlich perfekt eingeplant war, denn nur Sekunden später erreichte der Cherub den Hügel und die Raben verteilten sich hinter einer halb verfallenen Mauer, die vielleicht in einem der Weltkriege Schützengräben markiert hatte. Während der Cherub und seine Kameraden weiter dem Feind entgegen strebten, baute das BackOps-Team seine schweren MGs auf und warteten auf eine günstige Gelegenheit, um aus einigen einfältigen Ukris primitive Siebe zu machen. Ihre panzerbrechende Munition versetzte sie in die Lage, diesen Plan auch in die Tat umsetzten zu können. Der Alphaplan sah einen Angriff mit mobilen Raketenwerfern hinter den feindlichen Linien vor, weil sich diese Waffen aber in Verstecken befanden, von denen der Anführer ausging, dass sie in der jetzigen Situation nicht mehr lebend erreicht werden konnten, mussten sie auf die MGs vertrauen. Die Raben robbten durch den Schlamm und bezogen bessere Positionen, um sich in einem 360° Winkel verteidigen zu können. < Echt toll, nicht nur, dass jemand den Feind praktisch zum Essen einlädt, jetzt teilt man uns auch noch dem wahrscheinlich einzigen Hügel zu, deren Besitzer auf die Idee gekommen ist, seinen Garten noch einmal umzupflügen. > Die Missionsplaner schienen alles berücksichtigt zu haben, sogar Wetterprognosen, um die feindlichen Seraphim während eines Unwetters attackieren zu können. Aber anscheinend hatte man versäumt den Truppenführern zu sagen, dass ihre Einheiten durch den Schlamm schwimmen mussten. < Wenn ich dieses Gefecht überlebe, schwöre ich, dass ich mich zu einem Seraphimverband versetzten lasse. > Ein weiteres Mal knackte das Funkgerät, dieses Mal mit dem Code 3-6-2. Der Feind griff also fast nur mit Odin an. Eine Gefahr für Bodentruppen, die Cherubimpiloten jedoch würden sich über so leichte Beute bestimmt freuen. Odin waren stark gepanzerte Seraphim, die mit schwerer Artillerie bewaffnet waren. Aber die ausgezeichnete Panzerung machte diese Einheiten langsam und leicht angreifbar. Die Cherubim hingegen waren leicht gebaut und für einen Kampf Seraph gegen Seraph ausgelegt. Ukris waren ernstzunehmende Gegner, leider schienen sie sich zu sehr auf das Überraschungselement zu stützen. Wäre die Stadt unvorbereitet gewesen, hätten die Odin Budapest innerhalb weniger Stunden dem Erdboden gleichmachen können, so aber liefen sie ohne ausreichende Unterstützung geradewegs in einen Hinterhalt. Schon kam ein Odin in Sichtweite, vermutlich ein Anfänger, da er seine Suchscheinwerfer eingeschaltet hatte. Normalerweise eine ausgezeichnete Idee, nur mit dem kleinen Problem, dass Scheinwerfer im starken Regen nur dazu dienten die entsprechende Einheit leichter anvisieren zu können. Und so kam es, wie es kommen musste. Im nächsten Augenblick erhob sich ein Cherub aus einem der weit gefächerten Grabensysteme, die man erst Tage zuvor angelegt hatte, um die Angreifer besser aus dem Hinterhalt angreifen zu können. Manche würden sagen, dass ein solches Vorgehen unfair wäre, aber diese Personen starben bereits oft in ihrem ersten ernsthaften Gefecht. Für den Ukrainer musste es so aussehen, als ob der Cherub geradewegs aus dem Boden wachsen würde. Jedenfalls sah sich der Ukri Sekunden später einem gewaltigen Sturmgewehr gegenüber, dass direkt auf das Cockpit zielte. Drei Schuss später fiel die Einheit rückwärts in den Schlamm und blieb dort auch liegen. Nach dem ersten Schuss begannen auch die anderen Einheiten ihren Angriff. Von überall her drangen Geräusche von Gewehren, Explosionen und überstrapazierten Metall an die Ohren. Schreie gellten durch die Nacht und die Schlacht um Budapest hatte begonnen.


Als am nächsten Tag die Sonne über Budapest aufging, befanden sich vierundzwanzig ukrainische Odin, die komplette Staffelformation, auf den Feldern östlich der Stadt. Nicht etwa als Sieger, die nun Spaß daran gefunden hatten, die Stadt zu bombardieren, sondern als Altmetall, das die Gegend verschönerte. Die Verluste in den Reihen der Verteidiger waren vergleichbar gering. Ein BlackOps-Team, drei Cherubim, sowie dreiundvierzig Infanteristen, die gestorben waren, als sie ein groß angelegtes Attentat auf den Kommandoposten vereitelten. Anscheinend hatte die ukrainische Armeeleitung entschieden, Budapest einzunehmen. Da ihre Cherubim aber an anderen Fronten gebraucht wurden, hatte man ein Infiltrationsteam eingeschleust. So stellte sich auch heraus, dass der Alarm ein verzweifelter Versuch eines Saboteurs war, seine Kameraden vor dem Hinterhalt warnen zu wollen. Am Ende hatten die gebündelten Kräfte der ungarischen Verbündeten gesiegt. Und da es langsam zur Tradition gehörte, wurden die drei besten Soldaten aus den verschiedenen Waffengattungen ausgewählt und vor versammeltem Militärpersonal geehrt. Mit unter ihnen war diesmal auch der Anführer der Raben. Ihm wurde stellvertretend für seine Einheit die Tapferkeitsmedaille verliehen, weil sein Team den Vorstoß einer Dreiergruppe von Odin so lange verlangsamt hatte, bis man diese Einheiten ausschalten konnte. Und weil er die Schlacht um Budapest überlebt hatte ließ er sich, wie er es sich geschworen hatte, zu einem Seraphimverband versetzten. Im Nachhinein konnte man behaupten, dass so in Budapest der Grundstein gesetzt wurde für einen Aufstieg, an dessen Anfang ein sturer Grünschnabel und an seinem Ende der beste Seraphimpilot und -taktiker des Deutschen Reiches stehen würde. Unter lautem Applaus wurde Richard Langensdorff die Tapferkeitsmedaille verliehen. Sie sollte nur die Erste von vielen sein.

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= Oktober 2014 Neu-Tokio =
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„Wie es scheint, befinden wir uns in einer Pattsituation, Sakura. Und du grübelst jetzt schon seit geschlagenen neun Minuten über deinen nächsten Zug nach.“ Richard Langensdorff saß seiner Adoptivtochter Sakura gegenüber, während diese den Kopf gesenkt hatte und das Schachbrett musterte, welches sich zwischen ihnen
befand. „Du brauchst dir keine Mühe zu geben. Dieses Spiel ist spätestens nach den nächsten zwei Zügen vorbei und du kannst nichts dagegen tun.“ Diese Sätze sollten locker klingen und nur die Tatsachen aufzählen, doch mit jedem Wort senkten sich Sakuras Schultern mehr. Ihr ruhiger Blick wanderte ein weiteres Mal über das Spielfeld und suchten nach einem Ausweg, um den Ausgang des Spiels noch weiter herauszögern zu können. Sie hob ihren rechten Arm, legte Daumen und Zeigefinger fast zärtlich um die Dame, hob diese an, nur um sie wieder abzustellen und das Spielbrett ein weiteres Mal zu untersuchen. Es gab einfach keinen Ausweg. Ihr Adoptivvater hatte ihr Vieles beigebracht, darunter auch seine Philosophie, dass es immer eine Möglichkeit gab, egal wie schlecht die Situation war. Wenn es nur zwei Auswege gab und beide einer Niederlage gleichkamen, musste man einfach die Regeln ändern und einen dritten Ausweg finden (2). Leider konnte sie diese Philosophie in der jetzigen Situation nicht nutzen. So ergab sie sich ihrem Schicksal. Zuerst streckte sie sich auf ihrem Sessel und legte ihren Kopf in den Nacken, wobei sich ihre Haarspange löste und ihr langes schwarzes Haar die Schultern herabfiel. Nachdem sie ihren Blick wieder auf das Schachspiel gerichtet hatte, rahmten ihre offenen Haare ihr leicht blasses Gesicht sanft ein. Erneut hob sie ihre Hand der Dame entgegen und sprach die unvermeidbaren Worte: „Schachmatt, Vater.“ Sakura musste in Gedanken einräumen, dass die Philosophie ihres Vaters einen großen Schwachpunkt aufwies: Wenn der Gegner zwanghaft versuchte zu verlieren und man selbst nicht gewinnen wollte, gab es keinen vernünftigen Ausweg. Man müsste den Gegner gewinnen lassen. Es gäbe zwar noch andere Möglichkeiten, die sie aber ihrem Vater nicht hatte antun wollen. Und absichtlich zu verlieren ließ ihr Stolz nur äußerst selten zu. Diese Tatsache konnte man auch ihrer Schulakte entnehmen, die auf einige ernsthaftere Schlägereien hinwies. Verlieren gegen einen Feind war keine Option. Obwohl sie ihren Vater nicht als echten Feind ansah und so eine Niederlage gegen ihn gerechtfertigt wäre, gab es in einem solchen Fall ein weiteres Problem. Ihr Vater würde es bemerken, wenn sie ihn absichtlich gewinnen lassen würde. Und er hatte ihr schon vor Jahren eingeprägt, dass er so etwas als Beleidigung empfand. Schließlich hatte auch er seine Würde. Daher hatte er den psychologischen Kampf gewonnen, auch wenn er die Partie Schach verloren hatte.

Langensdorff nahm seinen König vom Feld und ergriff über den Tisch hinweg Sakuras Hand. Er sah ihr in die smaragdgrünen Augen und musste lächeln, als Sakura den Kopf scheu senkte. „Du hattest bereits drei Chancen, um ein Schachmatt zu setzen. Und jedes Mal hast du diese Möglichkeit verstreichen lassen. Ich bin vielleicht ein ausgezeichneter Taktiker, wenn es um Seraphim geht, aber man kann nicht überall perfekt sein.“ Sakura hob ihren Kopf und wollte ihrem Vater etwas entgegnen, dieser jedoch legte einen Finger auf ihre Lippen und redete weiter: „Früher habe ich dich oft besiegt und manchmal gewinnen lassen, aber du musst bedenken, dass du zu dieser Zeit noch jünger warst. Während die Höhepunkte meines Lebens vermutlich schon hinter mir liegen, stehst du gerade erst an der ersten Stufe deines noch langen Lebens.“ Nach dem ersten Satz war er um den Tisch gegangen, vor Sakura in die Hocke gegangen und hatte seine Hände auf ihre gelegt, die sie kurz zuvor in ihren Schoß gelegt hatte. „Vermutlich sagt das jeder Vater zu seinem Kind, trotzdem möchte ich, dass du es weißt: Du bist etwas Besonderes. Du bist intelligent und siehst obendrein noch gut aus. Ich bin mir sicher, dass du mir nur einen Gefallen tun wolltest, als du das Spiel verzögert hast. Sieh es aber auch von meinem Standpunkt. Ich bin stolz auf dich, wenn ich sehe, dass du mich besiegen kannst. Einige hochrangige Politiker und Militärs würden ihre Seelen für ein solches Erfolgserlebnis verkaufen. Und du versucht sogar, so etwas zu vermeiden. Ich bin mir ganz sicher, dass eine große Karriere vor dir steht, Sakura. Aber nur, wenn du deine Talente nicht immer versteckst. Dein Mathelehrer hat mich über einige Mängel deinerseits in der letzten Arbeit informiert. Aber gleichzeitig gibst du heimlich Nachhilfe für Personen, die zwei Klassen über dir sind. Du musst nicht als perfekt erscheinen und alle überragen, sei zumindest die zweitbeste, okay? Ich bin mir sicher, dass du dich auf der neuen Schule gut zurechtfinden wirst.“ Nachdem sie sich sicher war, dass ihr Vater nichts mehr zu sagen hatte, hob Sakura abermals ihren Kopf und blickte ihren Vater unsicher an. Nach einem kurzen Augenkontakt drehte sie ihren Kopf zur Seite und begann leise zu sprechen. „Ich habe erwartet, dass du etwas in dieser Richtung sagen würdest.“ „Wieder ein Beweis für deine Intelligenz.“ Sakura wollte nun auch von ihrem Sessel aufstehen und so erhob sich ihr Vater mit seinen stolzen 1,95m, um ihr Platz zu machen. Sie durchschritt das geräumige Wohnzimmer, das in einem europäischen, genauer gesagt in einem deutschen, Stil gehalten war. An den Wänden in Pastell-orange hingen viele Bilder von Seraphimeinheiten, mehrere Auszeichnungen, sowie das Original der englischen Kapitulationserklärung gegenüber dem Deutschen Reich. Den Mittelpunkt der Wände nahm aber ein anderes Foto ein: Auf ihm waren Sakura, ihr Adoptivvater und seine verstorbene Frau, ihre Adoptivmutter also, zu sehen. Sakura war elf geworden und ihre Eltern hatten mit ihr einen Ausflug nach Amerika in einen neuen Freizeitpark gemacht. Auf dem Foto saß Sakura auf der rechten Schulter ihres Vaters, während ihre Mutter den Kopf an seine linke Schulter gelehnt hatte. Alle drei lachten in die Kamera und im Hintergrund konnte man das größte Riesenrad der Welt sehen. Vielen Gästen kam es ihm ersten Moment einer Beleidigung gleich, dass nicht die Kapitulationserklärung das Hauptelement war, sondern ein ordinäres Ferienfoto den Raum dominierte. Ihr Vater hatte immer so argumentiert, dass er die Kapitulationserklärung verbrennen würde, wenn er jemals England beleidigen wollte. Seine Prioritäten hatten sich nach dem Krieg verändert und heute nahm seine Familie den Platz ein, der während des Krieges seinem Stolz und dem Drang der Welt den Frieden zu bringen vorbehalten gewesen war. Nun stand Sakura vor dem 50cm*60cm großen Bild und überlegte, wie sie ihre Antwort richtig formulieren sollte. Solange sie über dies nachdachte, konnte Richard wiederum seine Tochter betrachten. Wie sie mit hinter dem Rücken verschränkten Armen das Bild musterte. Ihre Augen über die einzelnen Hauptelemente des Bildes glitten und ihr linkes Bein leicht angewinkelt war. Wie sie, von ihm aus gesehen, genau vor dem offenem Panoramafenster stand, das gleichzeitig als Tür zu der geräumigen Terrasse ihres großen Anwesens diente. Das Licht der untergehenden Sonne verlieh ihrer Haut und ihrer weit geschnittenen weißen Baumwollkleidung einen roten Schimmer. Der Wind ließ Strähnen ihres schwarzen Haares über ihr Gesicht gleiten. Im Hintergrund war das Rauschen des nahen Meeres zu hören. In diesem Augenblick verstand er wieder einmal, wieso so viele junge Männer seiner Tochter nachblickten, wenn er sie mit auf einen Stützpunkt brachte. Auf der einen Seite war ihnen klar, dass sie seine Tochter sein musste, auf der anderen Seite hatte sie aber auch einen sehr ruhigen und mysteriösen Charakter, der bereits einige von ihnen zu dummen Ideen verleitet hatte. Natürlich war die Bestrafung dafür sofort erfolgt. Entweder durch Sakura selbst, die beachtliches Können im waffenlosen Kampfsport aufwies oder durch einen der vielen Seraphimpiloten, die zu Richards Freundeskreis zählten. Jedenfalls hatte sich bisher keiner zu einer zweiten Runde getraut. Und Sakura schien noch nicht so weit, dass sie mit einem Freund nach Hause kommen würde, um ihrem Vater eine Musterung des potentiellen Schwiegersohnes zu ermöglichen. Seine Kameraden aus seiner alten Einheit in der 3. Seraphimarmee - 3. Regiment hatten es einmal so formuliert: Wenn es jemals dazu kommen sollte, dass Sakura sich einen festen Freund zulegt, dann würden sieben BlackOps-Teams, ein ganzes Regiment Nemesiseinheiten und eine Menge ranghoher Geheimdienstagenten bereit stehen, um diesen Kandidaten so gründlich durchzuleuchten, dass selbst etwaige Diebställe im Kindergartenalter zum Vorschein kommen würden. Vermutlich wünschte sich jeder Vater ein solches Aufgebot, um sein Kind vor dem Schmerz zu schützen, der unweigerlich kommt, wenn sich die erste Liebe als Phantom herausstellte. Bevor Richard weitere militärische Interventionen hinsichtlich potenzieller Schwiegersöhne planen konnte, durch die er Sakura schützen wollte, begann diese wieder zu sprechen. „Ich habe lange überlegt, Vater. Ich wollte dich nicht beleidigen, als ich das Spiel verlängert habe. Was die Schule angeht: Ich habe von Natur aus einen ruhigen Charakter und bin nicht dazu geeignet unter großen Menschenmengen zu leben. Ich werde versuchen auf der neuen Schule etwas kontaktfreudiger zu sein, aber erwarte bitte keine Wunder. Und wegen der Mathearbeit...“ Sakura drehte ihr Gesicht Richard entgegen, wodurch ihr Haar elegant auf ihrer Schulter landete, und blickte ihren Vater scheu mit gesenktem Kopf und leicht geröteten Wangen an, wodurch das Wort ‚niedlich’ eine neue Bedeutung bekam und vermutlich jeden 15-30 Jährigen Mann zwischen Tokio und Washington dazu veranlassen würde ihr jeden Wunsch zu erfüllen. „Ich konnte diese mathematischen Formeln wirklich nicht. Weil unser normaler Lehrer krank war, hatten wir eine, höflich formuliert, fehlplazierte Vertretung. Nun verstehe ich es, aber nur weil unser alter Lehrer wieder gesund geworden ist.“ Ihr Vater überlegte kurz. Es war das erste Mal, dass Sakura etwas anscheinend nicht verstanden hatte. Normalerweise hätte er sofort dafür gesorgt, dass sie die besten Lehrer bekam, um diese Wissenslücke zu füllen. Normalerweise gab es aber auch drei Gründe dies nicht zu tun: Sakuras Hundeblick, der ihn sogar dazu bringen würde ihr zu verzeihen, wenn sie ihm gebeichtet hätte, dass sie eine ganze Seraphimarmee verschrottet hatte. Ihre vehemente Weigerung in einem solchen Fall eine Sonderbehandlung zu bekommen. Und zu guter Letzt, weil Sakura sich immer selbst darum kümmerte, Fehler zu beheben oder bruchstückhaftes Wissen zu ergänzen. Also setzte Richard sein galantestes Lächeln auf und sprach in seiner besten Imitation eines Diplomaten: „Wenn diese Sachlage der Wahrheit entspricht, werde ich auf eine Intervention meinerseits verzichten. Jedoch müsste ich in einer solchen Situation eine einzelne Forderung stellen: Würde die junge Dame möglicherweise einem alten Mann Gesellschaft bei einem großen Eis an der Strandpromenade leisten?“ Daraufhin verwandelte sich Sakuras Hundeblick in ein leichtes Lächeln, als sie auf die gleiche Art reagierte, ihrem Vater ihre rechte Hand anbot, damit er sie zum Strand führen konnte, und die Zauberworte sprach, die jede Tochter einflussreicher Menschen zu kennen schien. „Es wäre mir eine Ehre.“

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= Oktober 2014 Neu-Tokio ( Gymnasium Takeda ) =
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Es war 9:00 morgens und der Himmel war klar. Die Schüler saßen in ihren Klassen und lernten, während ein großer, dunkelblauer VW Orion vorfuhr. Seit einigen Jahren konnten die Konstrukteure bei VW immense Vorschritte in der Entwicklung verbuchen und so kam es, dass BMW und Co einen neuen Konkurrenten in Sachen Nobelkarosse bekommen hatten. Der Wagen steuerte den Parkplatz vor dem Hauptschulhof an. Sobald der Wagen zum Stehen gekommen war, stiegen Sakura und ihr Vater aus. Sakura trug bereits die übliche Schuluniform des Gymnasiums: Einen knielangen dunkelblauen Rock und ein langärmeliges weißes Hemd mit einer roten Schleife um den Hals. Schwarze Schuhe und weiße Strümpfe, die etwas über die Knie reichten. Außerdem hatte sie die schwarz/blaue Weste mit langen Ärmeln an, auf der das Schulwappen prangerte. Ein stilisiertes Buch, das von zwei Stundengläsern eingerahmt wurde. Zu guter Letzt trug sie in der einen Hand eine schwarze Schultasche. Ihre Anmeldung an der Takeda-Schule war bereits geregelt, es waren nur noch einige bestenfalls symbolische Rituale, wie das persönliche Vorstellen beim Direktor, von Nöten. Als die beiden Personen über den großen Schulhof auf den Haupteingang zugingen, begannen einige neugierige Schüler aus den Fenstern zu schauen, um einen Blick auf ihre neue Schulkameradin werfen zu können. Richard hatte ihre Ankunft natürlich zeitlich so eingerichtet, dass man sie nicht zu sehr belästigen würde. Trotzdem konnten die Wenigen, die sie beobachteten, unschwer erkennen, dass ihre neue Schulkameradin von einem wahren Riesen, zumindest nach japanischen Standards, begleitet wurde. Dies sollte potenziellen Unruhestiftern klar machen, was auf sie zukam, falls sie Sakura zu nahe kommen würden. Und zwar große Probleme in Form von geballter Muskelmasse. Natürlich würde Sakura für sich selber sorgen, aber ein Vater war nun einmal immer besorgt um sein Kind.

Nachdem sie das Gebäude betreten hatten, gingen sie direkt zum Direktorenbüro. Auf dem Weg dorthin konnten die beiden an den Wänden viele Bilder von diversen Schulveranstaltungen betrachten. Den vielen Trophäen in einer Vitrine, an der sie vorbeikamen, war zu entnehmen, dass die Schule sehr erfolgreich zu schein schien. Im Büro erwartete sie bereits die Sekretärin, die sie sofort zum Direktor durchließ. Als Richard als Erster durch die Tür ging, saß dieser gerade hinter seinem Schreibtisch und wollte seine Gäste bitten sich zu setzen, als sich seine Augen plötzlich weiteten, er regelrecht von seinem Sessel aufsprang und vor Richard salutierte. „Reserveoffizier Chiaki Koda melden sich zum Dienst“, sprach er in fast perfektem Deutsch. „Hätte ich gewusst, dass sie kommen würden, Sir, hätte ich sie nicht im Sitzen erwartet, General Langensdorff. Es tut mir Leid, ich habe sie anscheinend mit jemanden verwechselt.“ Daraufhin glitt sein Blick an Richard vorbei auf Sakura, was ihn leicht stutzen ließ. „Anscheinend verwechseln sie mich wirklich, Direktor Koda. Ich heiße Mitsumi, Richard Mitsumi. Und ich bin hier, um meine Tochter Sakura anzumelden.“ Richard sprach gelassen, aber man konnte seiner Stimme einen leicht befehlenden Unterton entnehmen, als er kurz auf die geschlossene Tür deutete. Direktor Koda blinzelte kurz, setzte dann ein leichtes Lächeln auf und bat seine Gäste sich zu setzten. „Entschuldigen sie bitte, Herr Mitsumi. Das war ein Fehler meinerseits.“ Seine Worte wurden Lüge gestraft, als er sich weigerte Platz zu nehmen, bevor Richard sich gesetzt hatte. Natürlich konnte sich Chiaki Koda noch sehr gut an seine Kampfeinsätze zusammen mit General Langensdorff erinnern und würde ihn jederzeit wieder erkennen. „Du bist also unsere neue Schülerin Sakura Mitsumi. Ich hoffe du hast einen positiven ersten Eindruck von unserer Schule? Ich möchte dich noch einmal daran erinnern, dass an meiner Schule jeder gleich behandelt wird, egal aus welcher Familie die betreffende Person kommt. Darauf setzte ich ganz besonders Wert.“ Sakura, die sich bisher leise im Hintergrund gehalten hatte, begann ruhig zu sprechen. „Mein erster Eindruck ist tatsächlich positiv. Aber man muss berücksichtigen, dass die Einrichtung selbst nur einen kleinen Teil einer vollständigen Einschätzung ausmachen kann.“ Bevor sie weiter sprach, warf sie ihrem Vater einen viel sagenden Blick zu. „Außerdem stimme ich mit ihrer Meinung überein. Jeder Schüler sollte unabhängig von seinem sozialen Status behandelt werden.“ Diese Konservation sollte soviel sagen, wie: Ich weiß wer du bist und wer dein Vater ist, aber du braucht von mir keine Sonderbehandlung zu erwarten. Nun ergriff Richard wieder das Wort. „Ich bin mir sicher, dass sich Sakura hier sehr wohl fühlen wird. Schließlich ist ihre Schule national sehr angesehen und kann viele Preise in den wissenschaftlichen und sportlichen Veranstaltungen verbuchen. Und mir ist außerdem zu Ohren gekommen, dass auch diverse andere Personen meine Meinung teilen.“ Der Direktor nickte kurz, griff dann in eine seiner Schreibtischschubladen und holte einige Unterlagen hervor. „Dies hier sind Sakuras neuer Schülerausweis, zwei Schlüssel für ihren persönlichen Spind und ein Formular, das sie ermächtigt sofort in eine Kendo-Gruppe für Fortgeschrittene einzutreten.“ Koda legte die Unterlagen vor Sakura auf den Tisch, bevor er auf die Uhr sah und weiter sprach. „Wir sind hier fertig. Die Formulare sind ausgefüllt, du bist bereits in die Schuldatenbank aufgenommen und deine neue Klasse ist über deine heutige Ankunft informiert. Du wirst in die 9-B gehen. Um alles weitere wird sich deine neue Klassensprecherin, Midori Kanaka, kümmern. Vor zwei Minuten hat die Pause begonnen. Ich habe Midori angewiesen im Lehrerzimmer auf dich zu warten. Geh einfach auf den Flur und klopfe an der dritten Tür auf der rechten Seite. Sicherlich befindet sie sich bereits dort. In der Anfangszeit kannst du dich an sie wenden, falls du irgendwelche Fragen haben solltest. Es war mir eine Ehre dich und deinen Vater kennen zu lernen, aber leider ist meine Terminplan ziemlich überfüllt und du möchtest wahrscheinlich deine neue Klasse kennen lernen.“ Der Direktor erhob sich von seinem Sessel und reichte seinen beiden Gästen zum Abschied noch einmal die Hand. Bei Richard ergriff er nicht direkt die Hand, sondern seinen Oberarm, eine weit verbreitete Geste unter Seraphimpiloten. Als Sakura wieder mit ihrem Vater vor dem Büro stand, verabschiedete dieser sich mit den Worten, dass sie den Rest auch ohne ihn schaffen würde. Kurz nachdem er hinter der nächsten Ecke verschwunden war, begann sie sich auf den Weg zum Lehrerzimmers zu machen, um diese Midori Kanaka zu finden. < Nun, wie Vater in einer solchen Situation zu sagen pflegt: Auf ins Gefecht. >

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= Dezember 1978 AREA-51 =
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Fünf schwarz gekleidete Agenten des Secret Service eskortierten den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika durch einen langen Korridor. Sowohl Wände, als auch Boden und Decke waren in einem dunklen Grau gehalten. Die Beleuchtung wurde auf einem Minimum gehalten. Auf den Gesichtern der Agenten konnte man keinerlei Emotionen erkennen, schließlich waren sie dazu ausgebildet worden ihren Feinden keine Hinweise auf ihre Gedankengänge zu geben. Präsident Carter jedoch strahlte große Unruhe aus, obwohl er versuchte gefasst zu wirken. Noch vor wenigen Stunden hatte er sich auf einer wichtigen Wahlkampfveranstaltung befunden. Bald standen wieder Wahlen an und es sah nicht gut für ihn aus. Auf dieser Veranstaltung wollte er sich die so wichtigen Stimmen sichern, als er diese verhängnisvolle Nachricht bekam. ‚Es geht um das Fortbestehen der freien westlichen Welt. Kommen sie sofort nach AREA-51. Klassifizierung: Defcon-1b.’ Defcon 1 war mit einem globalen Atomkrieg gleichzusetzen. Anscheinend hatten seine Geheimdienste Grund zu der Annahme, dass die Sowjetunion einen solchen Krieg für die nächsten Wochen oder Monate vorbereitete. Etwas Anderes konnte er sich nicht vorstellen. Außerhalb dieser Anlage wusste niemand etwas Konkretes. Aber weil er wusste, dass sowohl der Vizepräsident, als auch ranghohe Militärs aus der Luftwaffe und der Marine unverzüglich nach AREA-51 beordert worden waren, musste es etwas Dringendes sein. Die Gruppe bog um die letzte Ecke und befand sich danach vor einem versiegelten Stahltor. Rechts von diesem Tor, hinter 85cm dickem Panzerglas, standen die sieben schwer bewaffneten Wachposten, die den geheimsten und gleichzeitig am stärksten abgeschirmten Atomschutzbunker der Welt, PEACEKEEPER, bewachten. Nachdem diese Wachen vor dem Oberhaupt ihre Nation salutiert hatten, begann der offensichtliche Anführer zu sprechen: „Präsident Carter, alle anderen Teilnehmer der Konferenz sind bereits eingetroffen. Ich muss sie leider bitten durch den EM-Generator (benutzt elektromagnetische Wellen, um elektronische Geräte außer Gefecht zu setzen) zu gehen, um mögliche Abhörgeräte unschädlich zu machen. Bis auf weiteres herrscht in der Anlage maximale Alarmbereitschaft. Außerdem müssen ihre Wachen hier bleiben. Nur autorisierte Personen haben die Erlaubnis den Bunker zu betreten und an der Konferenz teilzunehmen.“ Während Präsident Carter also durch den EM-Generator schritt, der dezent in einem Torbogen integriert war, gönnte er sich den Luxus seine Gedanken kurz schweifen zu lassen.

Im Geheimen war jeder Präsident nach seinem Amtsantritt in die Prozeduren eingeweiht worden, die es einzuhalten galt, falls jemals ein Atomkrieg ausbrechen würde. Und anscheinend war heute dieser Tag gekommen. Natürlich war er bereit für sein Land zu kämpfen, aber ein Atomkrieg? Die vergangenen Kriege hatten Millionen Menschen das Leben gekostet, aber ein Atomkrieg würde Milliarden töten. Würde er in der Lage sein den unausweichlichen Befehl zu geben? Konnte er es mit seinem Gewissen rechtfertigen innerhalb von Sekunden Milliarden Unschuldiger zu töten? Denn wenn eine der beiden Supermächte den Abschussbefehl gegeben hatte, war die Ära des Homo Sapiens auf diesem Planeten zu Ende, da er sich sicher. Sobald der EM-Generator seine Arbeit abgeschlossen hatte, stellte sich der Präsident vor die Sicherheitssysteme. Zuerst kam der Retinascanner, dann der Handflächensensor und schlussendlich die Stimmerkennung an die Reihe. Daraufhin öffnete sich das schwere Tor mit einem unheimlichen Zischen und der Präsident trat in den Bunker. < Möge Gott mit uns sein. Hoffentlich gibt es noch einen Ausweg. >

Der Hauptkonferenzsaal des Bunkers war in einem neutralen Blau-Ton gehalten. An den Wänden hingen in geringem Abstand US-amerikanische Flaggen und an einer der länglichen Wände war eine detaillierte digitale Übersicht der Erde zu sehen. In der anderen Längswand befanden sich Vitrinen mit etwaigen Originalen, wie das der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Die Öffentlichkeit glaubte das Original in einem Museum, aber die Verantwortlichen waren sich einig, dass ein so wichtiges historisches Dokument um jeden Preis überleben musste. Der einzige Gang, der Einlass in diesen Raum erlaubte, war ebenfalls in der zweiten länglichen Wand untergebracht. Durch diesen Gang schritt nun Präsident Carter und bedachte anschließend die anwesenden Personen, die sofort aufstanden, als sie den Präsidenten herankommen sahen. Die Leiter des FBI und des CIA, die ranghöchsten Nachrichtenoffiziere der Anlage, General Burton von der Air Force und Flottenadmiral McKinley von der Nimitz (1). „Lassen sie uns diese ganzen Höflichkeitsfloskeln vergessen und gleich zur Sache kommen. Ich bin mir sicher, dass alle hier Anwesenden wissen wollen, ob sie Weihnachten noch erleben.“ Die Angesprochenen wechselten einige unruhige Blicke und setzten sich dann an den großen Konferenztisch aus dunklem Ebenholz, der den Saal dominierte. Präsident Carter setzte sich an das Kopfende, die Geheimdienstleiter nahmen die flankierenden Plätze ein. Ein junger Offizier, dessen Uniform ihn als einen Commander des Nachrichtendienstes identifizierte, blieb am anderen Kopfende stehen und begann zu sprechen. „Es tut mir Leid sie unter diesen Umständen hier willkommen zu heißen. Aber ich glaube, die Informationen, die sie gleich erhalten, sind wichtig genug, um eine unverzügliche Anreise ihrerseits zu rechtfertigen.“ Die wahrscheinlich mächtigsten Personen in den USA tauschten beunruhigte Blicke aus. Carter deutete nur ein kurzes Nicken an, die Aufforderung fortzufahren. Der namenlose Offizier hob eine Fernbedienung und die Erdübersicht machte einigen Geheimdienstfotos Platz. „Diese Bilder wurden vor zwei Wochen in der Nähe von Jakutsk, einem Ort mitten in Sibirien, gemacht. Man fand dort, nach unseren bisherigen Wissensstand, die am besten verteidigte Geheimeinrichtung Russlands vor. Vermutlich eine sowjetische Version von AREA-51.“ Der CIA-Direktor Donald Archer sprang wütend von seinem Stuhl auf. „Das ist unmöglich“, erwiderte er, „wenn es so eine Einrichtung geben würde, hätten unsere Informanten sie längs entdeckt.“ Der namenlose Nachrichtenoffizier lächelte leicht und deutete noch einmal den Standort dieser vermeintlichen Anlage an. „Und natürlich besitzt der KGB Informationen über AREA-51, das sich hier im nordamerikanischen Nirgendwo befindet.“ Dieser Satz brachte den ohnehin schon frustrierten Archer vollends zur Weißglut: „Natürlich wissen sie nichts über…“. Kurz nachdem er zu einer Antwort angesetzt hatte, erkannte Archer seinen Fehler. Wenn die Sowjets nichts über AREA-51 wussten, konnte es auch möglich sein, dass eine ähnliche Einrichtung in Russland existierte. Ohne ein weiteres Wort setzte er sich wieder und ließ den Nachrichtenoffizier fortfahren. „Unseren Informationen zufolge erforschen die Russen in dieser Einrichtung eine neue, potenzielle Waffe.“ Präsident Carter hob die Hand, um den Sprecher zu unterbrechen. „Sie haben uns hierher gerufen, nur um uns zu sagen, dass die Russen an einer ‚potenzielle’ Waffe forschen? Haben sie nun eine neue Waffe, oder nicht?“ Der Wandschirm zeigte die Personalakte eines Mannes im mittleren Alter, als der Nachrichtenoffizier neue Bilder aufrief. „Dies hier ist Professor Iwan Grosnez. Nach bisherigen Geheimdienstinformationen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Russen Antimaterie einer großen Versuchsreihe unterziehen. Für diejenigen die es nicht wissen, möchte ich anmerken, dass Antimaterie aus den Antiteilchen Positronen, Antiprotonen und Antineutronen besteht. Jedenfalls kamen die Russen in ihren, bisher mehr theoretischen, Versuchen zu folgendem Ergebnis und ich zitiere aus Professor Grosnez Bericht: ‚Nach bisherigen Erkenntnissen ist die Energie, die bei einer Materie-/Antimateriereaktion entsteht, mindestens 750-mal höher, als es bei einer Kernspaltung der Fall ist. Meine Forschungsgruppe und ich sind optimistisch, dass Antimaterie auch offensiv genutzt werden könnte, indem entsprechende Subsysteme, die in den folgenden Jahren erst noch entwickelt werden müssten, die heutigen Nuklearsprengköpfe ersetzten. Weitere Forschungen in diesem Gebiet werden deshalb dringest empfohlen.’“ Jeder, der geglaubt hatte, dass es im Konferenzsaal nicht noch drückender werden konnte, wurde in diesem Augenblick Lüge gestraft. Diejenigen Anwesenden, die bisher nichts über dieses Wissen verfügt hatten, waren völlig aufgelöst. Präsident Carter fasste sich als Erster und stellte die unausweichliche Frage, während er sich mit den Fingerknöcheln die Schläfen massierte: „Können die Russen genügend Antimaterie erzeugen, um sie als Waffe einsetzen zu können? Und wenn ja, wie lange dauert es, bis es den Russen gelingt, den ersten Antimateriesprengkopf zu benutzen?“ Wieder wechselten die Bilder auf der Leinwand. Diesmal waren Diagramme und Graphen zu sehen. „Die Erzeugung solcher Mengen Antimaterie ist theoretisch möglich. Wie sie diesen Berechnungen entnehmen können, werden die Russen in frühestens zwanzig Jahren die nötige Entwicklungsarbeit hinter sich haben und mit dem Bau entsprechender Raffinerien beginnen können.“ General Burton schlug mit seiner rechten Faust auf den Tisch. „Das können wir nicht zulassen. Wir müssen eine solche Entwicklung um jeden Preis verhindern. Wenn es stimmt, was sie sagen, planen die Russen bereits den nächsten Weltkrieg. Einzig und alleine der Termin steht noch nicht fest.“ An den Präsidenten gewandt fügte er hinzu, „Wir müssen angreifen, solange wir noch die Oberhand besitzen, Mr. President. Unsere Streitkräfte könnten in sieben Monaten bereit sein…“, „Was sie da sagen ist unmöglich. Wir können nicht einfach so einen Krieg beginnen…“, „… müssen aber etwas unternehmen…“. Im Hauptkonferenzsaal des PEACEKEEPER brach das totale Chaos aus, als alle Anwesenden wild durcheinander sprachen und scheinbar ein Angriff auf die Sowjetunion bereits feststand. Zumindest, bis der Präsident eingriff. „RUHE!!!“, er blickte jeder Person wütend in die Augen. „Beruhigen sie sich! Sie scheinen zu vergessen, wer sie sind!“ Daraufhin senkte sich beschämtes Schweigen über den Saal und die bis eben Streitenden nahmen wieder ihre Plätze ein. „Sie repräsentieren die Vereinigten Staaten von Amerika. Und als solche Autoritätspersonen können sie sich einen solchen Auftritt nicht leisten.“ Wieder mit etwas gemäßigter Stimme setzte er hinzu, „ Aber was unsere momentane Situation angeht: Wir können die Russen nicht angreifen, nur weil sie an einer neuen, potenziellen Waffe forschen.“ Um Flottenadmiral McKinley an einem Kommentar zu hindern, hob der Präsident seine Hand. „Wenn das der Fall wäre, hätten die Russen bereits dutzende Gründe für einen Angriff gehabt. Es ist klar, das beide Seiten an immer besseren Waffen forschen, damit sie im Kriegsfall als Gewinner aus der Schlacht gehen können. In dieser Sache bleibt uns nur eine einzige Möglichkeit. Wir müssen dafür sorgen, dass wir den Russen weiterhin überlegen bleiben. Commander Williams, besitzen wir ebenfalls eine Forschungsgruppe, die an der Antimaterie forscht?“ Die 32-jährige Wissenschaftlerin, die zu den Nachrichtenoffizieren von AREA-51 gehörte und sich bisher passiv verhalten hatte, begann zu sprechen. „Ja, Mister Präsident. Ich gehöre ebenfalls zu dieser Gruppe. Meine Kollegen und ich haben einige unterirdischen Einrichtungen sieben Kilometer östlich von hier bezogen. Und wie es scheint liegen unsere und die russischen Wissenschaftler eng beieinander. Seit etwa drei Wochen sind uns die theoretischen Möglichkeiten der Antimaterie bekannt. Natürlich wollten wir erst noch einige weitere Tests machen, um uns Gewissheit zu verschaffen, aber da die Russen scheinbar sehr optimistisch sind, könne wir mit 95%-iger Sicherheit behaupten, dass eine Gefahr besteht. Aber es ist zu bedenken, dass wir hier in einem Maßstab von Jahrzehnten reden.“ Präsident Carter schloss die Augen und dachte einige Sekunden nach, bevor er mit immer noch geschlossenen Augen langsam und bedacht antwortete. „Uns ist es als Erstes gelungen eine Wasserstoffbombe zu bauen. Einige Jahre später haben es die Russen auch geschafft. Wir waren es auch, die das erste atombetriebene U-Boot zu Wasser ließen. Wieder etwas später zogen die Russen nach. Aber wie es scheint ist uns die Sowjetunion in Hinsicht Antimaterie voraus. So wie vor Jahrhunderten das Gewehr und in den letzten Jahrzehnten die Atomkraft, so könnte sich auch die Antimaterie zu einem sehr wichtigen Faktor entwickeln.“ Nun öffnete Carter seine Augen und blickte den kommandierenden Nachrichtenoffizier von AREA-51 direkt in die Augen. „Sie haben richtig entschieden, als sie uns hierher gerufen haben, um uns über diese neue Sachlage zu informieren. Anfangs habe ich gedacht, dass wir für die nächsten Monate mit einem Atomkrieg rechnen müssen, aber wie es scheint sind wir dieser Katastrophe noch einmal entkommen. Dennoch können wir die Bedrohung durch diese Antimaterie nicht ignorieren. Wie ich vermute haben sie bereits alles Nötige veranlassen lassen, um entsprechende Forschungen bewerkstelligen zu können.“ Der soeben Angesprochene stand von seinem Platz auf, ging um den Tisch auf den Präsidenten zu und legte diesem ein Aktenheft vor. „Natürlich müssen die konkreten Maßnahmen noch geregelt werden, aber mit dem Unterschreiben dieser Unterlagen genehmigen sie fortgeschrittene Forschungen an und mit der Antimaterie. Die entsprechenden Geheimhaltungsprotokolle und Sicherheitsorganisationen werden sich voraussichtlich am Projekt Manhattan orientieren.“ Leicht zögernd zog der Präsident einen Kugelschreiber aus seinem Anzug und musterte alle Anwesenden ein letztes Mal. „Hoffentlich unterschreiben wir hiermit nicht den Untergang der Menschheit.“ Anschließend setzte Carter seine Unterschrift unter das Dokument. Nach ihm unterschrieben auch alle anderen. Währenddessen verließ der namenlose Nachrichtenoffizier ungehört und mit einem leichten Lächeln den Raum.

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= Dezember1978 Ort unbekannt =
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„Sir, hier Falke. Phase eins des Plans hat perfekt funktioniert. Wir sind bereit die zweite Phase einzuleiten.“ Eine tiefe Männerstimme antwortet leise und bedächtig: „Ausgezeichnet Falke. *hust* Ich wusste, dass sie Erfolg haben werden. Vielleicht werden wir den Endsieg nicht mehr erleben, aber nun steht fest, dass er eintreten wird und die Organisation ihn erleben wird *hust*. Ich habe eine neue Aufgabe für sie. Anscheinend haben sie für viel Aufsehen im Rat gesorgt. Alle weiteren Informationen werden sie *hust* am üblichen Treffpunkt erfahren. Wir haben die maximale Dauer des Gesprächs fast erreicht. Heil der Organisation.“ „Heil der Organisation.“ Danach wieder Stille…

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= Oktober 2014 Neu-Tokio ( Gymnasium Takeda ) =
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Da die Pause bereits vor einigen Minuten begonnen hatte, begann der Ansturm der Schülerinnen und Schüler, die aus den Klassenräumen strömten, langsam aber sicher abzuebben. Während Sakura sich auf kurzen Weg zum Lehrerzimmer machte, beobachtete sie die anderen Schüler unauffällig. Wie es schien, waren die Schüler an dieser Schule sehr stolz auf ihre sportlichen Erfolge, zumindest vermutete Sakura dies, weil sie an vielen Jacken das Abzeichen der Schulmannschaft erkennen konnte. Sakura fiel auch ein Lehrer auf. Er war etwa 55 Jahre alt, hatte schütteres Haar und trug eine kleine Ledertasche mit sich herum. Als er an einer Gruppe von Schülern vorbei ging, verstummten einige Gespräche und sie warfen ihm hinter seinem Rücken böse Blicke zu. Anscheinend hatte er viele ‚Feinde’ unter den Schülern. Sakura vermutete, dass es vielleicht an seiner strengen Stundenführung liegen könnte. Nach ihrer Einschätzung war er ein Mann der alten Schule und legte sehr viel Wert auf Disziplin. Das alles nahm sie aber mehr oder weniger nur mit einem kleinen Schulterzucken hin, schließlich musste ein Lehrer auch streng sein können, damit die Schüler etwas lernten. Dadurch konnten solche ‚Feindseligkeiten’ leicht entstehen. Später dann, wenn die jeweiligen Schüler ihre Ausbildung hinter sich haben und einen festen Arbeitsplatz besitzen, sind sie häufig eben diesen Lehrern am dankbarsten. Aber Schüler sind nun mal Schüler und Lehrer sind die natürlichen Fressfeinde dieser nur kurzlebigen Spezies. Gegen den stark ausgeprägten Instinkt, der jedem Schüler innewohnte und diesem sagte, dass Lehrer Feinde waren, konnten nur wenige gewinnen. Und viele derjenigen, die es schafften, wurden einfach als Streber oder Schleimer abgestempelt. Um dieser Problematik zu entkommen, trennte Sakura ihr Leben ganz einfach in zwei Hälften: Schule und Privatleben. In der Schule war sie zu den Lehrern höflich und sah in ihnen die Lehrpersonen, die sie auch waren. Danach aber waren die Lehrer normale Menschen für sie, die ein Privatleben und häufig auch eine eigene Familie hatten. Aber mit den Lehrern würde sich Sakura schon früh genug beschäftigen müssen und daher richtete sie ihre Aufmerksamkeit nach nur wenigen Sekunden des Überlegens wieder den Schülern zu.

In der kurzen Zeit, als Sakura den alternden Lehrer beobachtet hatte, waren vier Schüler auf sie aufmerksam geworden. Da Sakura bereits ihre Schuluniform trug, fiel sie in den Korridoren nicht sehr auf. Die vier sechzehn Jahre alten Schüler waren aber, vorsichtig ausgedrückt, immer sehr interessiert, wenn es um gut aussehende Schülerinnen ging und hatten sie sofort als Neue erkannt, da sie Sakura bisher noch nie gesehen hatten. Aber sie stellten sich Sakura nicht sofort vor, sondern warteten noch, damit Sakura in der richtigen Situation die Ehre zu Teil wurde, die Bekanntschaft mit ihrer exklusiven Clique zu machen. Das war zumindest ihre Auffassung.

Dann stand Sakura endlich vor der Tür des Lehrerzimmers. Also klopfte sie an die Tür und wartete. Nach einigen Sekunden wurde die Tür von einer Lehrerin geöffnet. Sie war etwa 1,66m groß, hatte dunkles, kurz geschnittenes Haar und dunkle Augen, die sie auf Anhieb unsympathisch erscheinen ließen. „Ja? Was kann ich für dich tun?“ Sakura deutete eine kleine Verbeugung an und antwortete. „Der Direktor schickt mich. Eine gewisse Midori Kanaka soll mich hier erwarten.“ Die Lehrerin machte Sakura Platz und zeigte auf ein mittelgroßes Mädchen mit kurzem braunem Haar. Momentan stellte sie einige Bücher in eines der großen Bücherregale. Sakura deutete abermals eine Verbeugung an und ging auf das Mädchen zu. Als sie angekommen war, tickte sie das Mädchen vorsichtig auf die Schulter. „Klassensprecherin Kanaka? Ich soll mich hier bei dir melden.“ Nachdem die Angesprochene kurz zusammen gezuckt war, drehte sie sich ruckartig zu Sakura um. „Erschreck mich doch nicht so! Ich dachte schon, dass ich einen Herzinfarkt bekomme!“ Bereits eine Sekunde später hatte sich Midori von diesem Schock erholt und ihr Gehirn nahm wieder den Normalbetrieb auf. Zuerst musterte sie Sakura mit dem typischen ‚Check-up-Blick’, den Mädchen anscheinend für sich gepachtet hatten. Soll heißen, dass sie Sakura von unten nach oben einer Komplettkontrolle unterzog. Wie sehen ihre Beine aus? Was für eine Figur hat sie? Welche Frisur trägt sie? Und dann natürlich die zwei wichtigsten Fragen: Wie groß sind ihre Brüste? Sieht sie besser aus als ich? Nachdem diese Musterung abgeschlossen war und Midori leider zugeben musste, dass Sakura in einer anderen Liga als sie spielte, schalteten sich auch ihre Klassensprecherroutinen wieder ein. „Du musst unsere neue Schülerin sein. Sakura Mitsumi, oder? Wie du anscheinend schon weißt heiße ich Midori Kanaka und bin die Klassensprecherin deiner neuen Klasse. Erfreut dich kennen zu lernen.“

Nachdem Sakura und Midori sich gegenseitig vorgestellt hatten, wurde Sakura in den Lagerraum der Schule geführt. Dort bekam sie alle nötigen Bücher, Hefte und einen Laptop. Während Midori alle Sachen aus den verschiedenen Fächern zusammensuchte und sie anschließend Sakura reichte, die sie auf den Armen trug, begann die beiden ein Gespräch. „Du hast also fast dein ganzes Leben in Deutschland verbracht? Aber deine Eltern sind doch Japaner, oder nicht? Du siehst zumindest wie eine Japanerin aus.“ Als Midori Sakura zuletzt den Laptop brachte, bemerkte sie den traurigen Gesichtsausdruck, den sie hatte. Ihre Antwort brachte sie nur mit monotoner Stimme hervor. „Meine Eltern waren Japaner. Sie sind beide gestorben, als ich drei Jahre alt war. Danach bin ich zu Pflegeeltern gekommen.“ Diese Antwort erschreckte Midori leicht, schließlich hatte sie nicht vorgehabt irgendwelche alten Wunden wieder aufzureißen. Zu ihrer Erleichterung hellte sich Sakuras Gesicht fast sofort wieder auf. Ihre nächsten Sätze klangen wieder normal, dennoch sprach sie noch etwas langsamer als sonst. „Ich habe mich langsam damit abgefunden. Ich kann mich fast überhaupt nicht an meine leiblichen Eltern erinnern. Es stimmt mich nur immer traurig, wenn ich daran denken muss, wie mein Leben mit ihnen hätte verlaufen können.“ Dennoch war Midori noch etwas betroffen. „Das hatte ich nicht gewusst, tut mir Leid.“ Da Sakura nun alle nötigen Sachen hatte, machte sie sich auf den Weg zu den Spinden, die sich etwa 50m entfernt gleich neben der großen Pausenhalle befanden. Mit leichtem Schmunzeln erwiderte Sakura, „hast du etwas anderes erwartet? Wir kennen uns noch nicht einmal fünfzehn Minuten und schon willst du alles über mich wissen? Etwas mehr hat mein Leben schon zu bieten.“ Daraufhin mussten beide schmunzeln. Da Sakura momentan ihre neuen Schulsachen durch die Pausenhalle trug, fiel sie vielen Schülern als Neue auf. Auf Anhieb konnte man zwei Reaktionen erkennen. Die Jungen schauten ihr interessiert hinterher und überlegten, ob sie ihr nicht vielleicht Hilfe anbieten sollten. Die Mädchen schauten ihr deshalb eher neidisch hinterher. Natürlich bemerkte Midori das alles recht schnell, denn Sakura war nicht die erste ‚Neue’. „Und ich soll dir wirklich nicht helfen, Sakura? Diese Sachen sind bestimmt ganz schön schwer.“ Um Midoris Frage zu beantworten hob Sakura ihre Schulmaterialien noch etwas höher. „Nicht nötig. Mein Vater hat mich seit meinem achten Lebensjahr trainiert. So etwas Leichtes schaffe ich mit links.“ < Noch ein Punkt, in dem sie mir überlegen ist.> Midori konnte mit Sakura einfach nicht mithalten. Sie war nun mal ein eher durchschnittliches und unauffälliges Mädchen und konnte bei bestem Willen nicht mehr erwarten. „Anscheinend hast du einen sehr guten Eindruck bei den Schülern hinterlassen. Jedenfalls schauen dir ziemlich viele Jungs hinterher.“ Gerade als Sakura antworten wollte, bemerkte sie, wie Midori diese Aussage gemeint hatte. „Vermutlich wollen sie nur einmal ‚die Neue’ sehen. Meine Freunde suche ich mir immer noch selber aus. Sie sollen bloß nicht glauben, dass ich ihnen hinterherlaufe, nur weil sie in einen besonderen Club oder so sind.“ Midori reagierte leicht verwirrt. „Wie meinst du das? Ach… so hatte ich es nicht gemeint, eigentlich…“. Sakura war an ihrem Spind angekommen und sah Midori nun direkt in ihre ebenfalls grünen Augen. Leicht beschämt senkte die Braunhaarige ihren Kopf und fügte leise hinzu, „In Ordnung, ich habe es so gemeint. Und wollen wir Freundinnen sein?“ Midoris Gedanken rasten. Wieso habe ich sie das gefragt? Das hört sich jetzt bestimmt so an, als ob ich sonst keine Freunde hätte. Währenddessen begann Sakura ihre Materialen im Spind zu verstauten. „Es würde mich freuen, wenn wir Freundinnen wären, Midori. Aber du musst wissen, dass ich normalerweise eher ruhig und zurückhaltend bin. Ich bin keine Person, die um jeden Preis aus der Menge hervorstechen muss. Eigentlich bin ich eher ein Einzelgänger. Es könnte sein, dass du einen falschen ersten Eindruck von mir hast und unsere Freundschaft von falschen Voraussetzungen ausgeht.“ Midori stellte sich wütend vor Sakura, stemmte die Arme in die Seiten und sprach mit gereizter Stimme, die aber nur gespielt war. „Und wenn schon. Du bist mir auf Anhieb sympathisch und damit basta. Und jetzt kommst du mit in deine neue Klasse, schließlich ist die Pause bald zu Ende.“ Midori packte Sakura am Handgelenk und zerrte sie in Richtung des nächsten Treppenhauses. Wieder mussten beide schmunzeln und so ergab sich Sakura in ihr Schicksal und ließ sich bereitwillig zum Klassenraum der 9-B führen.

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= Oktober 2014 Irgendwo Nahe Neu-Tokio =
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Schritte hallten durch die scheinbar endlosen Korridore der unterirdischen Einrichtung. Eine in mattschwarz gekleidete Person ging mit einem Aktenkoffer in der Hand zielstrebig auf eine große Tür mit der Aufschrift ‚Kommandozentrale - Unterebene’ zu. Nachdem sie die Tür ohne weiteres passiert hatte, ging sie an den unzähligen Wissenschaftlern vorbei, die Einstellungen an den verschiedensten Geräten vornahmen, in Richtung eines mittelgroßen Personenfahrstuhls, der anstatt einer geschlossenen Kabine nur ein Geländer auf Taillenhöhe besaß. Das Zentrum der Unterebene nahm ein scheinbar in drei Einheiten aufgeteiltes Computersystem ein. An den Kontrollen eben dieses Systems arbeiteten auch über 50% der hier Anwesenden. Kaum jemand nahm Kenntnis von der in Schwarz gekleideten Person.

Auf der Oberebene, dem Zentrum des gesamten unterirdischen Komplexes und die eigentliche Kommandozentrale, wurde die Person bereits vom ranghöchsten Offizier der momentan Anwesenden erwartet. Der Kurier salutierte und reichte dem Offizier den Aktenkoffer. „Leutnant Lersé, wir haben alle nötigen Informationen erhalten. Der Kommandant sollte sie so schnell wie möglichst bekommen.“ Der Kurier salutierte abermals und verließ die Kommandozentrale wieder. Währenddessen ließ Ilona Lersé, gebürtige Italienerin, einen anderen Offizier das Kommando übernehmen, um die gerade erhaltenen Informationen dem Kommandanten mitzuteilen. Dafür verließ sie ebenfalls die Kommandozentrale, aber nicht mit dem großen Umweg, den der Kurier machen musste, sondern durch den Haupteingang. Sobald alle Systeme kalibriert worden waren, sollte die Unterebene kaum noch betreten werden. Da aber momentan viele Personen dorthinunter gelangen mussten und die Offiziere auf der Oberebene nicht andauernd gestört werden sollten, war eine provisorische Tür in die Wand eingelassen worden. Nachdem Leutnant Lersé die über 3m hohe Zweiflügeltür hinter sich gelassen hatte, wandte sie sich an einen der Aufzug in der rechten Wand. Durch ihre ID-Karte autorisierte sie sich für seine Benutzung. Nach einer exakt zweiunddreißig Sekunden andauernden Fahrt, während der vielleicht vorhandene Wanzen oder andere elektronische Geräte durch einen EM-Generator außer Gefecht gesetzt wurden, erreichte sie die Büroebene der Führungsoffiziere, die sich fünf Stockwerke höher befand als die Kommandozentrale. Sie folgte dem dunklen Gang bis zu seinem Ende. Dort öffnete sie die große Kastanienholztür, die das Büro des Kommandanten vom Korridor trennte. Da sich die Tür leicht öffnen ließ, konnten Uneingeweihte keinerlei Hinweise auf die versteckten Stahleinlagen in der Tür finden.

Das Büro selbst war in ein warmes Licht getaucht. Die Lampen an der Decke des über 350m² großen Büros leuchteten in einem hellen Orange. Die hintere Wand besaß ein großes Panoramafenster. Der erste Gedanke war vermutlich, dass ein unterirdisches Panoramafenster irgendwie fehl am Platze sei. Dies hier war aber kein Fenster im üblichen Sinne. Auf der großen Leinwand war eine Live-Übertragung aus der Sicht des Mount Everest zu sehen. Leutnant Lersé ging unbeeindruckt auf den Schreibtisch zu, schließlich hatte sie selbst den Einbau dieser Leinwand vorgeschlagen, um eine positivere Umgebung zu schaffen. Auf dem Weg zum Schreibtisch überschritt sie auch das Organisationslogo, welches in den Boden eingelassen war. Eine dunkelrote Gestalt mit riesigen Flügeln, die die Erde von den Seiten einrahmten. Kenner wussten, dass diese Gestalt ein Seraphim sein sollte, der Namensvetter der 30m großen humanoiden Kampfmaschinen, die vor Jahren den Krieg revolutioniert hatten. Dieses Wappen war in einem doppelten Ring eingefasst. Zwischen den beiden Ringen war der Name der Organisation in großen goldenen Buchstaben geschrieben: S.H.I.E.L.D. Übersetzt bedeutete dieser Name soviel, wie ‚Heilige Hegemonie zum Erforschen der Elemente und Führen der Verteidigung. Nachdem sie vor dem Schreibtisch angekommen war, salutierte sie in ihrer dunkelblauen Uniform. „Commander Montecore, soeben wurden die Endberichte von ‚Projekt Leviathan’ überbracht.“ Während der Leutnant immer noch stramm stand, drehte sich der bis eben noch abgewandte Sessel ihr zu und offenbarte die Gestalt eines etwa vierzigjährigen Amerikaners. Er hatte sonnengebräunte Haut, dunkelbraunes Haar und einen Dreitagebart. Nachdem er Lersé kurz gemustert und ihr ein kleinen Zeichen gegeben hatte, damit sie locker stand, begann er auch gleich zu sprechen. „Eifrig wie immer, Ilona. Was würde ich nur ohne sie tun? Also gut, nehmen sie Platz, schließlich sieht uns hier niemand zu.“ Beide Personen mussten schmunzeln. Sie kannten sich bereits seit Jahren und man konnte sagen, dass sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft entwickelt hatte. „Lange können sie nicht mehr in diesem Sessel sitzen, William. In ein paar Tagen wird der echte Kommandant die Führung übernehmen.“ William Montecore machte ein geheimnisvolles Gesicht und sprach mit rauchiger Stimme. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Na ja, jedenfalls werde ich den Sessel vermissen. Ob ich ihn in mein Büro mitnehmen kann?“ Jetzt war es an Leutnant Lersé ernst dreinzuschauen. „Sie können es gerne versuchen, aber seien sie darauf gefasst, dass sie eines Morgens ein Erschießungskommando erwartet.“ Beide lachten kurz, dann setzte sich Ilona auf einen der beiden Stühle, die vor dem Schreibtisch standen. Commander Montecore streckte sich einmal und griff dann nach dem Aktenkoffer, um ihm einige Papiere zu entnehmen. Nachdem er den zusammenfassenden Bericht diverse Minuten überflogen hatte, informierte er Leutnant Lersé, in einigen Tagen der kommandierende Taktikoffizier von SHIELD, über alle wichtigen Einzelheiten.

Einheit Alpha wird solange in Reserve gehalten, bis wir einen passenden Piloten gefunden haben. Laut dieses Berichts wurden bisher dreiundvierzig potenzielle Piloten geprüft, aber alle wurden als nicht kompatibel eingestuft. Momentan sind keine weiteren Anwärter in Sicht, aber das kann sich sehr schnell ändern. Einheit Beta wird übermorgen mit einem Transport-U-Boot der Typhoon-Klasse in unserem geheimen Unterseehafen eintreffen. Ein kompatibler Pilot wurde bereits vor einigen Jahren gefunden. Er wurde in den letzten Jahren in etlichen Kampfsportarten ausgebildet. Sein Name ist Thomas Gabriel und er kommt aus Deutschland.“ Wegen dieser Aussage runzelte Leutnant Lersé kurz die Stirn. „Ein ziemlich großen Zufall, oder? Dass er aus dem gleichen Land kommt, in der auch die Beta-Einheit gebaut wurde. Vielleicht sollten wir einen Querverweis in das Alphasuchmuster eingeben.“ Commander Montecore bestätigte dies mit einem Nicken, bevor er fortfuhr. „Die Einheiten Gamma und Delta sind noch nicht komplett fertig gestellt, aber für sie sind bereits Piloten gefunden worden. Jaqueline Ross aus den USA wird Gamma steuern. Die Deltaeinheit wird Michael Benett aus England anvertraut. Sie werden voraussichtlich in den nächsten Wochen oder Monaten hier eintreffen. Wir werden uns in den nächsten Tagen überlegen, wo die Piloten wohnen sollen. Captain Sajuki Michiru von der Sicherheit hat sich bereit erklärt die Piloten kurzzeitig in ihrer Wohnung wohnen zu lassen. Wir werden diese Option in der Hinterhand behalten, falls wir nichts anderes finden. Ich glaube, damit haben wir das Wichtigste. Haben sie noch irgendwelche Fragen, Ilona?“ Der Bericht wurde wieder zusammengelegt und in einer der großen Schubladen verstaut. „Hinsichtlich der verschiedenen Einheiten nicht. Die Alpha-Einheit bleibt bis auf weiteres unbrauchbar. Einheit Beta wird bald eintreffen und mit den Einheiten Gamma und Delta dürfte es keine Probleme geben. Aber können sie mir sagen, William, was für Geräte diese komischen Konstruktionen sind, die seit einigen Tagen in unseren Systemen in der Kommandozentrale montiert werden? Jedes Mal, wenn ich einen der Monteure gefragt habe, wurde ich auf den diensthabenden Kommandanten verwiesen.“ Der Commander musste abermals schmunzeln. Ilona Lersé war noch nie eine Person gewesen, die gerne im Dunklen gelassen wurde. „Eigentlich sollten diese Informationen erst in einigen Tagen der gesamten Brückencrew verlautbart werden, aber ich kann ja mal eine Ausnahme machen. Diese ‚Konstruktionen’, wie sie es nennen, sind drei unabhängige Einheiten eines neumodischen Computersystems. Sie arbeiten mit künstlicher Intelligenz. Jede Einheit rechnet für sich alleine. Anschließend werden die Ergebnisse aller drei Einheiten verglichen und angepasst. Man will damit erreichen, die Fehlerquote soweit zu dezimieren, wie irgendwie möglich.“ Leutnant Lersé war zwar kein Genie, wenn es um Computertechnik ging, aber einfache Mathematik verstand sie. „Aber wenn diese Einheiten einzeln arbeiten, hat jede von ihnen nur ein Drittel der Rechenkapazität zur Verfügung. In meinen Augen ist das eine Verschwendung von Ressourcen.“ „Jede dieser Einheiten übertrifft die Rechenleistung der Pentagoncomputer mindestens um ein zehnfaches. Wir könnten mit nur einer Einheit die Arbeit von hunderten von konventionellen Computern erledigen. Wenn sie noch weitere Informationen haben wollen, müssen sie leider noch ein paar Tage warten, Ilona.“ Montecore hob entschuldigend die Arme. Ilona gab sich geschlagen und fragte nicht weiter nach. Nun war es aber für Commander Montecore an der Zeit, Fragen zu stellen. „In wieweit ist die Brückencrew einsatzfähig?“ Jetzt war Ilona in ihrem Element. Pläne aufstellen und Operationen überwachen konnte sie fast im Schlaf. „Die Brückencrew arbeiten sehr gut zusammen. Sie ist jederzeit einsatzbereit. Zum Glück haben wir uns auf zwei einheitliche Sprachen geeinigt, sonst hätten wir hier ein ausgewachsenes Chaos. Jeder Mitarbeiter kann entweder Japanisch oder Deutsch, häufig beide Sprachen. Obwohl unser Hauptquartier hier in Japan liegt, haben wir uns darauf geeinigt, dass Deutsch die Fachsprache ist, während Japanisch in normalen Gesprächen benutzt werden kann.“ Montecore nickte ein letztes Mal und entließ Lersé dann aus dem Büro. Während sie sich zurück auf den Weg zur Kommandozentrale machte, betrachtete er wieder den verschneiten Gipfel des Mount Everest.

Nach den so genannten ‚Göttlichen Kriegen’, die im Jahre 2000 ausgebrochen waren, hatte man eine Konferenz aller Landesoberhäupter abgehalten. In der ‚Berliner Konferenz’ wurde unter anderem die UNO neu gegründet und eine neue Weltsprache gewählt. Da England in diesen Kriegen sehr stark als Aggressor agiert hatte und die USA nicht in der Position waren, um höhere Ansprüche zustellen, hatte die englische Sprache nur wenige Fürsprecher. Durch ihre große militärische Macht und ihr Engagement den Weltfrieden zu sichern, hatten die verbündeten Regierungen des Deutschen Reiches und Japan-Chinas gute Verhandlungsvoraussetzungen. Dadurch konnte man Deutsch als neue Weltsprache durchsetzen. Japan-China hatte Deutschland unterstützt, da die lateinischen Buchstaben auf der Welt weiter verbreitet waren, als ihre eigene Schrift. In den darauf folgenden Jahren wurde Englisch in fast allen Rubriken durch Deutsch ersetzt.


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ANMERKUNGEN

(1) – Die USS Nimitz ist ein Flugzeugträger der US-Marine. Da die Nimitz nach meinen Informationen der größte Flugzeugträger der Welt ist, nehme ich an, dass sie auch das Flaggschiff der US-Marine ist.

(2) – Das müsste die Philosophie von James Tiberius Kirk sein (Star Trek).

HILFEERSUCHE

- Hab keine Ahnung, wie das Schulsystem in Japan aussieht. Könnte mir da vielleicht jemand helfen?

- Ich kenne mich mit japanischen Namen nicht aus. Falls jemand von euch schöne Namen kennt, die hier haben
möchte, sendet sie mir einfach zu.

- Liegt Jakutsk wirklich in Sibirien?

- Wie war das noch mal mit dem -san, -chan, -senpai, etc.?

SCHLUSSWORT

Endlich bin ich mit dem ersten Kapitel fertig! Von Upload zu Upload wird vermutlich immer etwas mehr Zeit vergehen. Ich schreibe meistens spontan. Außerdem gebe ich mir große Mühe, um qualitativ hochwertiges Lesematerial zu liefern. Ich hoffe sehr, dass ihr mir viele produktive Kommentare schreibt. Ich würde auch auf besondere Wünsche eingehen, wie etwa eine bestimmte Person, die vorkommen soll. Ich bin überzeugt, dass ‚Commando Leviathan’ alle Voraussetzungen erfüllt, um bis zum Ende über 100.000 Wörter zu besitzen. Ich hoffe, dass euch meine Geschichte gefallen hat und ihr auch die Fortsetzung lesen werdet. Außerdem würde ich mich sehr freuen, wenn ihr Omakes schreiben würdet. Natürlich werde ich auch selber versuchen welche zu schreiben, aber das Wichtigste ist für mich die Hauptgeschichte.

Zweiter Part