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Fanfiction Übersicht - Romantik / WAFF

Titel: Meine Liebe gilt...
Autor: Alain Gravel - übersetzt von Markus Steiner
Kurzbeschreibung: Tja, was soll man zu dieser Story sagen? Es ist eine höchst interressante Story, in der sich auch die Charaktere, immer weiter entwickeln und deshalb noch spannender werden. Ich selbst kann sie nur empfelen.


Prolog : Auch Puppen haben Gefühle

Anmerkung

Kapitel 1 - Valentinstag

Anmerkung

Was wäre wenn...

Kapitel 2 -Shinji gehört zu mir!

Was wäre wenn...

Kapitel 3 - Das Eis bricht

Was wäre wenn...

Anmerkung

Kapitel 4 - Spiel nicht mit dem Feuer

Was wäre wenn...

Anmerkung

Kapitel 5 - Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie gleich / Teil 1: Veränderungen

Kapitel 5 - Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie gleich / Teil 2: In der Dunkelheit

Was wäre wenn...

Anmerkung

Kapitel 6 - Freunde / Teil 1 - Der Ausflug

Kapitel 6 - Freunde / Teil 2 - Ich liebe Dich

Kapitel 6 - Freunde / Teil 3 - Das Forth Children

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 6 / Alles was ich will bist du !

Anmerkung

Eine Sidestory zu Kapitel 6 - Um der Liebe und Pflicht willen ! (Teil 1)

Eine Sidestory zu Kapitel 6 - Um der Liebe und Pflicht willen ! (Teil 1.2)

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 6 - Bewahre die Nacht (Teil 2)

Epilog

Anmerkung

Kapitel 7 - Das Erwachen / Teil 1: Die Entscheidung eines Mannes/Ich werde nicht mehr weglaufen

Kapitel 7 - Das Erwachen / Teil 2: Zweite Chancen / Möge das beste Mädchen gewinnen!

Kapitel 7 - Das Erwachen / Teil 2.2: Zweite Chancen / Möge das beste Mädchen gewinnen!

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 7 - Freunde oder Rivalen ?

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 7 - Trost in der Dunkelheit

Anmerkung

Kapitel 8 - Tränen / Diese drei Worte die ich hätte sagen sollen

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 8 / Verlangen (Untertitel: \\\"Die Wahrheit ist stets in dir\\\")

Anmerkung

Kapitel 9 - Zerbrochene Seele / Ich bin für dich da

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 9 / Shinjis Gedanken

Anmerkung

Kapitel 10 - Vergiß nie (Teil 1)

Kapitel 10 - Vergiß nie (Teil 2)

Was wäre wenn...

Anmerkung

Kapitel 11 - Der Weg den Engel nicht zu beschreiten wagen (Teil 1)
Friedlich.
Einige hätten damit wohl das umschrieben was man mittlerweile den \"Tokyo-3 See\" nannte. Als sich der Tag dem Ende zuneigte und die Strahlen der untergehenden Sonne auf dem Wasser des Sees glitzerten, hätte man ihn sogar beinahe als wunderschön bezeichnen können. Aber als ich so am Ufer stand und auf den See blickte gingen mir ganz andere Dinge durch den Kopf.
Einsam und verlassen.
Allein.
Ich war allein.
So wie vor meiner Zeit bei NERV.
Aber es war nicht mehr dasselbe.
Weil ich es jetzt ganz einfach nicht mehr ertragen konnte einsam zu sein. Ich wollte nicht mehr allein sein. Nicht jetzt, wo ich endlich wußte was es heißt wirklich zu leben. Aber was blieb mir schon für eine Wahl. Kensuke, Hikari und Hotaru waren bereits fort, geflüchtet vor der massiven Zerstörungen in Tokyo-3. Ich kannte Hikari und Hotaru zwar nicht so gut wie Kensuke, aber trotzalledem wäre ihre Gesellschaft mir jetzt sehr willkommen gewesen. Aber sie waren fort. Zumindest konnte Hikari Touji in Tokyo-2 besuchen; ich wußte das sich beide sehr vermissten. Und Hotaru würde nicht sehen müssen was mit Rei geschehen war...
Nein, nicht Rei. Ayanami. Rei war fort. Ich sah das Kreuz in meiner rechten Hand an und versuchte die in mir aufkommenden Tränen zurückzuhalten.
Und jetzt hatte mich auch noch Asuka verlassen. Zuletzt war es also ich gewesen der ausgehalten hatte und sie diejenige die davongelaufen war. Wieder einmal hatte man mich zurückgewiesen und verlassen. Ich wünschte mir wirklich das ich ihr mehr Beachtung geschenkt hätte, aber Rei´s Tod hatte mich völlig aus der Bahn geworfen... Es schien zu dieser Zeit das einzige gewesen zu sein woran ich hatte denken können. Vielleicht... nein. Es war bereits zu spät. Sie war fort und hatte mir nur einen Abschiedsbrief hinterlassen. Einen Abschiedsbrief! Warum hat sie mir das alles nicht selber gesagt anstatt es einfach nur aufzuschreiben? Ich hätte ihr gesagt das ich nie gewollt habe das sie fortgeht!
Eine Träne rann langsam an meiner Wange hinunter als ich mit meiner linken Hand die Interfaces die Asuka immer so stolz getragen hatte umklammerte. Das war alles was mir von ihr geblieben war... nichts weiter als Schrott.
Misato war nach wie vor da, aber sie erweckte den Eindruck nicht viel mehr als ein Geist zu sein der immer wieder so schnell verschwand wie er erschienen war. Die Enthüllungen des Vortages waren nur ein erster Vorgeschmack für sie gewesen. Sie hatte mich sich selbst überlassen und trieb sich jetzt irgendwo in der Geofront herum, besessen von dem Gedanken die Geheimnisse der Organisation die Kaji auf dem Gewissen hatte aufzudecken.
Nicht einmal Pen-Pen konnte ich mehr sehen, nachdem Misato ihn zu seiner eigenen Sicherheit in die Obhut von Hikari´s Familie gegeben hatte. Ich konnte ihr deswegen keinen Vorwurf machen, aber... ich hätte die Gesellschaft gut gebrauchen können. Andererseits hatte ihn Reis Tod mindestens so hart wie mich getroffen. Vielleicht konnte ihn Hikari mit ihrem heiteren Wesen wieder ein wenig aufmuntern.
\'Aufmuntern.\' Wie ironisch das mir ausgerechnet dieses Wort in den Sinn kam. Rei und Asuka wollten dafür sorgen das ich heute glücklich bin. Ich hätte heute auch glücklich sein sollen. Ich erinnerte mich immmer noch an Asukas Worte, ein paar Tage nachdem man mich aus EVA-01 befreit hatte.
\'Du wirst schon sehen Shinji\' Dieses Jahr, wirst du den besten Geburtstag deines ganzen Lebens haben! Rei und ich werden schon dafür sorgen!\'
Es war in der Tat ironisch. Und sie hatten mich gefragt warum ich diesen Tag hasse...
Ich haßte ihn, weil mir an diesem Tag immer mit aller Deutlichkeit bewußt wurde wie einsam ich doch wirklich war. Aber diesesmal war es noch viel schlimmer als zuvor.
Früher war ich immer allein gewesen, aber das hatte mich damals nicht gekümmert.
Jetz war ich allein und ich haßte es aus tiefstem Herzen. Und ich hatte Angst. Ich war mir nicht einmal sicher ob ich den nächsten Tag überhaupt noch erleben wollte.
Was für einen Grund hätte ich den noch dazu? Das was mir in meinem Leben am meisten bedeutete hat, hatte ich verloren... alles was ich noch tun konnte war zu hoffen das Asuka zurückkommen würde oder das Ritsuko sich geirrt hatte und das immer noch etwas von Rei in Ayanami existierte.
\'Keine Sorge. Ich werde euch nicht mehr belästigen. Nie wieder.\'
Nein. Asuka hatte nicht die Absicht wieder zurückzukommen. Und ich bezweifelte das der Kommandant irgendwelche Anstrengungen unternehmen würde um sie zu finden. Sie konnte EVA nicht mehr steuern und nachdem EVA-00 zerstört war, würde wahrscheinlich Ayanami EVA-02 übernehmen... vorausgesetzt der Kompatibilitätstest war erfolgreich.
\'Wenn sie ihre Erinnerungen an dich behalten hätte, wäre sie nicht mehr von Nutzen für Ikaris Pläne gewesen. Also hatte mich der Kommandant angewiesen mich um dieses kleine Problem zu kümmern. Es tut mir leid Shinji.\'
Die derzeitige Ayanami erinnerte sich nicht mehr an mich. Für sie war ich einfach nur das Third Children. All das was ich was ich in den letzten Monaten zusammen mit Rei erlebt hatte, die Gefühle die wir geteilt hatten... all das hatte sie vergessen. Als wenn es niemals existiert hätte. Es war als wenn die Zeit zurückgedreht worden wäre. Ein paar Stunden zuvor, hatte ich sie in ihrer alten Wohnung besucht, welche, so unglaublich es auch klingen mag, die Explosion von EVA-00 überstanden hatte. Sie saß auf ihrem Bett und sah aus dem Fenster. Blutige Verbände lagen überall auf ihrem Bett und dem Boden verteilt. Als sie mich hörte, drehte sie sich zu mir um und sah mich aus leblosen roten Augen an. Sie sagte kein Wort, auch nicht als ich ging, weil ich es nicht mehr ertragen konnte sie auch nur für eine weitere Sekunde anzusehen. Ich wollte sie nicht sehen, diese Puppe die das selbe Gesicht hatte wie das Mädchen das ich einmal geliebt habe.
Ich machte mir auch keine Hoffnungen mehr das sich an dieser Situation noch etwas ändern würde.
\'Es stimmt schon, das einzige was wir momentan tun können ist EVA zu steuern... aber, nun... so lange wir am Leben bleiben... werden wir eines Tages froh darüber sein das wir überlebt haben.\'
Worte dich ich zu Rei gesagt hatte, nachdem sie bei unserer ersten gemeinsamen Mission fast getötet worden wäre (1). Waren diese Worte gelogen? Nein. Ich mußte daran glauben das es da noch mehr geben mußte als nur Hoffnungslosigkeit.
\'Ich habe sonst nichts.\'
Rei hatte Unrecht. Allein dadurch das sie existierte hatte sie die Erfahrung von Glück und Freude gemacht, auch wenn es nur von kurzer Dauer war.
Ich würde den 17. Engel besiegen und weiterleben.
Jedoch schmälerte diese Einsicht den Schmerz den ich empfand nicht im geringsten...
Weil mir nichts mehr geblieben war.
Ich schreckte aus meinen Überlegungen hoch als ich jemanden ein Lied summen hörte das ich auf Anhieb erkannte: Beethovens \"Ode an die Freude\". Ich schaute nach links und sah dort ein Mädchen auf einem Felsen der nur ein paar Meter vom Ufer entfernt aus dem See ragte sitzen. Ein mir wohlbekanntes grauhaariges Mädchen. Sie trug immer noch dasselbe Sommerkleid und ihre Haare flatterten im Wind.
Mir wurde nicht gleich bewußt das dieses Mädchen vor ein paar Minuten noch nicht dort gewesen war.
\"Du!\"
Sie schien mich nicht gehört zu haben, oder vielleicht ignorierte sie mich einfach nur, da sie noch für eine ganze Minute weiter vor sich hinsummte bevor sie sich zu mir umdrehte. Fast bedauerte ich schon das sie es getan hatte, erinnerten mich ihre roten Augen doch an das was ich verloren hatte.
\"Glaubst du nicht das die Musik eine der größten Errungenschaften der Lilim ist, Ikari Shinji-kun? Spürst du die Gefühle mit denen sie dein Herz erfüllt? Glaubst du nicht das die Welt ein besser Ort zum Leben wäre wenn wir mehr Musiker hätten um Herz und Seele zu erfreuen?\"
Ich mußte bei diesen Worten verwirrt blinzeln. Was für ein seltsames Mädchen...
\"Wer bist du? Woher kennst du meinen Namen?\"
Sie lächelte mich an. Mit einem herzlichen, freundlichen und unschuldigen Lächeln.
\"Du unterschätzt deine Bedeutung. Es ist nur logisch das ich dich kenne, da ich so bin wie du, eine der Auserwählten. Ich bin das Fifth Children.\"
WAS?!
\"Das... das Fifth Children? Du bist... du bist ein EVA-Pilot?\"
Ich konnte es nicht glauben. Noch jemand... noch jemand der für EVA geopfert werden würde...
Das mußte ein Alptraum sein.
\"Ja. Ich wurde ausgewählt um das Second Children zu ersetzen.\"
Das Second Children. Asuka. Sie ersetzen? So schnell? Sie war noch nicht einmal 24 Stunden verschwunden! Wie konnte man sie so schnell ersetzen? Wußte diese Mädchen vielleicht etwas das ich nicht wußte? Ich wollte sie schon danach fragen, als mir der Gedanke kam das Asuka bereits seit der Attacke des 15. Engels aufgehört hatte ein zuverlässiger Pilot zu sein. Genug Zeit für den Kommandanten um für Ersatz zu sorgen. Wenn dieses Mädchen ein Kandidat war...
\"Warum bist du früher noch nie aufgetaucht?\"
\"Es gab keinen Bedarf für einen zusätzlichen Piloten.\"
Das Mädchen wandte sich ab und starrte auf den See hinaus.
\"Du hättest es vorgezogen wenn ich anstatt deiner Freunde verletzt worden wäre, nicht wahr?\"
Ich mußte bei diesen Worten tief Luft holen... weil ich wußte das sie recht hatte. Ich wünschte mir das dieses seltsame Mädchen anstelle von Touji als Pilot für EVA-03 ausgewählt worden wäre. Ich wünschte mir sie wäre es gewesen die von dem 15. Engel geistig vergewaltigt worden wäre. Ich wünschte mir sie wäre diejenige gewesen die anstelle von Rei gestorben wäre.
Ich fühlte mich plötzlich schrecklich schuldig das ich ihn so einer selbstsüchtigen Weise dachte. Beschämt sah ich zu Boden.
\"Ich... Ich... ja.\"
Das Mädchen reagiert darauf nicht so wie ich es erwartet hatte. Sie kicherte. Sie hüpfte dann von dem Stein auf dem sie saß herunter. Es schien ihr egal zu sein das sie nun im See stand und ihr das Wasser bis zu den Hüften reichte. Sie ging einfach auf mich zu mit einem fröhlichen Lächeln auf ihrem Gesicht. Als sie das Ufer erreichte, bemerkte ich das die untere Hälfte ihres Kleides durch das Wasser durchsichtig geworden war. Ich sah schnell weg als ich merkte das sie unter ihrem Kleid sonst nichts mehr anhatte. Ich wurde ziemlich nervös und verlegen als sie auf mich zuging. Ich konnte mich nicht bewegen als sie sich mir näherte, nur mich zurücklehnen als sie ihren Kopf vorbeugte, und nur noch wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war.
\"Du solltest öfter rot werden. Das steht dir besser als dieser finstere Gesichtsausdruck. Ein Lächeln wäre sogar noch besser\" flüsterte sie, bevor sie davon ging.
Ich blieb an Ort und Stelle stehen, unschlüssig was ich darauf erwidern sollte.
\"Für Morgen früh sind Harmonix und Synchronisationstests angesetzt. Wir werden uns dort wiedersehen.\"
Tests? Ich wußte nicht das für Morgen Tests angesetzt waren. Aber andererseits, irgendjemand hatte es mir vielleicht gesagt und ich habe dem einfach nur keine Aufmerksamkeit geschenkt....
\"Äh... ja... sicher... ähm... Nagisa, richtig?\"
\"Ja, mein Name ist Nagisa Kaoru. Aber du kannst mich Kaoru nennen, Ikari-kun.\"
Kaoru... ein Pilot wie ich. Vom Schicksal zu einem Leben voller Leid bestimmt, mit Sicherheit...
\"Das möchte ich lieber nicht, Nagisa.\"
\"Ich verstehe...\"
Für einen Moment glaubte ich einen traurigen Zug über ihr Gesicht huschen zu sehen, aber es verschwand so schnell wie es gekommen war und sie zeigte wieder ein fröhliches Lächeln.
\"Also, dann bis Morgen.\"
Da sie wohl nicht erwartete das ich ihr antworte drehte sie sich einfach um und ging davon.
Nagisa Kaoru. Das Fifth Children. Kam es mir nur so vor oder war sie seit dem 13. Engel immer in meiner Nähe? Hatte sie mich beobachtet? Was war die Absicht dieses Mädchens? Und warum schienen sich Rei und sie so ähnlich zu sein, gleichzeitig aber wieder so verschieden?\"

Ich sah mit einem schläfrigen Blick auf meinen Wecker als er mit einem nervtötenden Piepton zu verstehen gab das es an der Zeit war aufzustehen. Im Grunde genommen wäre er auch gar nicht nötig gewesen, da ich heute nacht sowieso keinen Schlaf gefunden hatte; seit meinem letzten Besuch im Terminal Dogma weigerte sich mein Verstand einfach mal abzuschalten. Erstaunlich das ich den Wecker überhaupt gehört hatte, da ich den Klängen von Beethovens Musik gelauscht hatte. Ich hatte das Bedürfnis gehabt mich mit irgendetwas abzulenken, weswegen ich meinen SDAT Player hervorgeholt hatte. Da ich keine Lust auf mein übliches SDAT Tape hatte, hörte ich stattdessen die ganze Nacht Beethoven.
War es weil das Fifth Children ein Stück eines der besten Komponisten die es je gegeben hatte gesummt hatte?
Das Fifth Children. Ich würde sie heute wieder sehen. Wie auch das First Children...
Ich wäre am liebsten gar nicht hingegangen.
Langsam stand ich auf. Ich hatte keine Lust zu baden oder zu essen, noch mich umzuziehen. Also ging ich einfach wie ich war geradewegs zu NERV.

\"Shinji-kun! Versuch dich zu konzentrieren! Deine Synchrorate fällt immer weiter!\"
Ich seufzte und versuchte mich zu konzentrieren. Leutnant Ibuki tat mir leid. Sie schien sich sichtlich unwohl in ihrer neuen Position zu fühlen. Ich denke das das nur natürlich war. Die Arbeit von Dr. Akagi übernehmen zu müssen war sicher schwer für sie gewesen. Dr. Akagi. Ich fragte mich was mit ihr geschehen war. Hatte der Kommandant sich ihrer erledigt jetzt da er keine Verwendung mehr für sie hatte?
\"Meine Synchronrate wird ausreichend sein wenn nötig,\" erwiderte ich nachdem ich es aufgegeben hatte meine Synchrorate verbessern wollen. Wenn die Zeit kommt, dann würde ich den 17. Engel besiegen. Ich war fest entschlossen dazu. Aber das hier war nur ein Test und ich konnte nicht verhindern das meine Gedanken abschweiften.
War Ayanami in der Lage mit Asukas Synchronrate gleichzuziehen?
Ayanami...
War wirklich nichts mehr von Rei in ihr?
Ich mußte es unbedingt herausfinden.

\"Rei.\"
Ich wußte das meine Chancen gering waren, aber ich mußte es einfach versuchen. Also stand ich hier und wartete darauf das sie den Umkleideraum verließ. Ihr Haar war immer noch feucht von der Dusche mit der sie das restliche LCL von ihrem Körper abgewaschen hatte. Ich hätte diesen Anblick als angenehm empfunden, wäre da nicht dieser emotionslose Blick in ihren roten Augen gewesen. Ich haßte diesen Blick.
\"Pilot Ikari.\"
Bei diesen Worten zuckte ich zusammen.
Für ein paar Sekunden stand sie still und sah mich mit ihren kalten roten Augen an.
Ich bewegte mich auch nicht, als ich fühlte wie mich meine Entschlossenheit verließ weil mir klar wurde wie aussichtslos das aller war.
\"Hast du mich wirklich vergessen, Rei?\" Ist das alles was ich für dich bin? Das Third Children, Pilot Ikari?\"
Für annähernd eine halbe Minute stand Rei so unbeweglich wie eine Statue da und starrte mich an. Dieser kalte, leblose Blick versetze meinen Magen in Aufruhr. Ich dachte schon das sie mich einfach wieder ignorieren und davongehen würde als sie plötzlich antwortete.
\"Ich erinnere mich nicht an dich. Sollte ich das?\"
Sie hätte mir genausogut einen Tritt in den Magen verpassen können. Ich hatte diese Antwort erwartet, aber ich hatte diesen winzigen Funken Hoffnung der immer noch in mir war gewesen war einfach nicht ignorieren können. Er hatte mir die Kraft gegeben so weit zu kommen, um diese Frage zu stellen. Aber jetzt war er endgültig erloschen, und ließ nur noch Platz für Verzweiflung zurück.
\"Bitte Rei,\" flehte ich, \"Kannst du dich den an überhaupt nichts mehr erinnern? Unsere gemeinsamen Missionen, die Zeiten in denen wir uns gegenseitig das Leben gerettet haben? Als wir zusammengelebt haben? Kannst du dich den nicht mehr an die Augenblicke erinnern in denen wir uns geliebt haben?\"
Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich es kurz in ihren Augen aufblitzen zu sehen, aber es verschwand so schnell wieder das ich es mir wahrscheinlich nur eingebildet hatte.
Als ich das Geflüster hinter uns hörte merkte ich das wir von einigen Leuten des NERV Personals angestarrt wurden. Ich konnte die krankhafte Neugier in ihren Augen sehen, den Hunger nach menschlichem Elend. Verzweiflung machte Wut Platz als ich sie mit einem Blick ansah der hätte töten können.
\"Habt ihr den nichts besseres zu tun als uns anzustarren!? Dummkopf!\" (2)
Wenn man für längere Zeit mit jemandem zusammenlebt, ist es nicht sonderlich überraschend wenn man hin und wieder ein paar seiner Angewohnheiten übernimmt. Mir wurde erst ein paar Tage später bewußt wie sehr ich Asuka in diesem Moment geähnelt haben muß. Nachdem mein Zorn ein wenig verraucht war, drehte ich mich wieder zu Rei um.
\"Sag mir nicht das du dich an nichts mehr davon erinnerst! Sag mir nicht das du all das was wir miteinander geteilt haben vergessen hast! Das ist nicht möglich! Du mußt dich doch an irgendetwas erinnern!\"
Das blauhaarige Mädchen starrte mich einfach nur an.
\"Nein. Ich erinnere mich an nichts.\"
Ich wäre beinahe zusammengebrochen. Ich schaffte es nur durch pure Willenskraft aufrecht stehenzubleiben. Ich wollte nicht zusammenbrechen wegen diesem... Mädchen. War das der Grund warum Asuka es fast immer schaffte so stark auszusehen? Nur weil sie einfach nicht schwach wirken wollte?
\"Ich verstehe. Dann ist Rei wirklich tot.\"
Ich konnte nicht mehr länger in dieses vertraute Gesicht sehen. Also ließ ich ihre Schultern loß und ging zur Umkleidekabine.
Trotz alledem, ein kleiner Teil von mir hoffte immer noch verzweifelt das es noch nicht vorbei war. Ich versuchte mir einzureden das dieses Mädchen noch eine Chance verdiente, das ich versuchen sollte sie zu verstehen, mich ihr gegenüber zu öffnen und hoffen das sie dasselbe tun würde. Es war die Hoffnung das dieses Mädchen sich letztenendes in mich verlieben würde, so wie Rei es getan hatte. Aber dieses Mädchen war nicht Rei. Was Rei einzigartig gemacht hatte, all ihre Erfahrungen, unsere Erfahrungen, das war alles verschwunden. Es würde nicht dasselbe sein. Welcher Funke auch immer Rei dazu veranlaßt hatte sich mir gegenüber zu öffnen, war wahrscheinlich für immer verloren.
Manchmal ist es wohl besser einfach loszulassen...
\"Ikari...\"
Hoffnung flackerte in mir auf als ich mich umdrehte, obwohl mein gesunder Menschenverstand mir sagte das ich sie einfach vergessen sollte. Meine Hoffnungen wurden schnell wieder zunichte gemacht als ich ihren leeren Gesichtsausdruck sah.
\"... Es tut mir leid.\"
Diese Worte... hörten sich so hohl an.
Nicht Rei. Das war nicht Rei.
\"Meinst du das wirklich? Weißt du überhaupt was diese Worte bedeuten? Ich glaube es nämlich nicht.\"
Man konnte auf ihrem Gesicht sehen das sie ein wenig überrascht war, aber ich schenkte dem keine Aufmerksamkeit mehr. Es war endgültig vorbei. Zeit die Vergangenheit hinter sich zu lassen und in die Zukunft zu blicken. Wenn es den da eine Zukunft für mich gab.

Ich lag im warmen Wasser und versuchte den Vorfall von gerad eben zu vergessen. Eine Dusche wäre dazu nicht genug gewesen, also hatte ich beschlossen hier bei NERV ein Bad zu nehmen, bevor ich zurück in meine Wohnung ging. Ich war nicht sonderlich versessen darauf dorthin zurückzugehen. Misato hatte mir einmal gesagt das es etwas besonderes wäre jemanden zu haben der Zuhause auf einen wartet.
\"Ikari-kun? Ich hatte nicht erwartet dich hier zu treffen.\"
Ich wäre beinahe aufgesprungen als ich diese Stimme hörte. Ich drehte meinen Kopf und sah Nagisa hinter mir, nackt wie Gott sie schuf, mit einem herzlichen Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich verspürte ein Gefühlswirrwar wie ich es schon lange nicht mehr gehabt hatte: Angst, Überraschung, Verwirrung, und eine Woge von männlichen Hormonen die meinen Blutdruck in ungeahnte Höhen schießen liessen, sowohl Verlegenheit als ich bemerkte worauf sie starrte. Ich denke mal das es nur fair war, da ich ja auch einen guten Ausblick auf sie gehabt hatte. Ich registrierte das ihre Brüste kleiner als die von Asuka waren, aber größer als die von Rei. Und grau war ihre natürliche Haarfarbe.
\"Was... was machst du den hier?!\" fragte ich sie, als ich knallrot anlief und mit meinen Händen den Teil meiner Anatomie bedeckte der seinen eigenen Willen zu haben schien. \"Das hier ist das Männerbad!\"
\"Oh? Ist es das? Das habe ich nicht gewußt.\"
Sie stand da und sah mich verwirrt an. Ich versuchte wegzuschauen, aber ich überraschte mich dabei wie ich ihr immer wieder heimliche Blicke zuwarf.
\"Wir scheinen allein zu sein. Würde es dir etwas ausmachen wenn ich hierbleibe?\"
\"Was?! Ich... Ich... Du...\"
Da ich nur vor mich hin stammelte, setzte sich das Mädchen einfach zu meiner linken ins Wasser. Sie machte auch keinerlei Anstalten ihren Körper zu bedecken. Ein Teil von mir wurde sich bewußt das Rei sich genauso verhalten hätte.
\"Waren du und das First Children wirklich ein Liebespaar?\"
Ich wand mich innerlich. Man sollte wohl niemals die Gerüchteküche bei NERV unterschätzen. Und da es jetzt wohl auch nichts mehr brachte es abzustreiten...
\"Ja... das waren wir.\"
\"Also seid ihr jetzt kein Liebespaar mehr?\"
\"Nein.\"
\"Warum?\"
Warum mußte sie ausgerechnet danach fragen? Ich wollte nicht daran denken. Vor allem nicht nach dem was vorhin passiert war.
\"Die Dinge... haben sich geändert.\"
\"War es sehr schmerzhaft für dich das diese Beziehung nun zu Ende ist?\"
\"Ja...\"
\"Ist das der Grund warum du mir aus dem Weg gehst?\"
Ich schwieg. Ich wollte nicht darüber reden. Ich hätte einfach gehen sollen, aber irgendwie hatte ich auch dazu keine Lust.
\"Du glaubst also wenn du andere nie besser kennenlernst, wirst du dich nie wieder verraten fühlen wie schon zuvor. Wenn sie getötet werden oder fortgehen, dann würdest du keinen Schmerz fühlen.\"
Es überraschte mich wie sehr diese Worte der Wahrheit entsprachen.
\"Ja.\"
\"Also willst du den Rest deines Lebens alleine verbringen und alle anderen immer auf Distanz halten?\"
Ich... Ich wußte es nicht. Ich wußte nicht mehr was ich mir noch von diesem Leben erwarten sollte. Hatte ich es überhaupt jemals gewußt? Wenn es so wäre, dann hätte ich vielleicht eine Entscheidung treffen können.
\"Vielleicht.\"
\"Aber dann wirst du nie dem Gefühl der Trauer und der Einsamkeit entkommen die dein Herz erfüllen.\"
Trauer und Einsamkeit...
Plötzlich gingen die Lichter aus. Die Badezeit war vorüber. Überrascht blinzelte ich. War ich solange hier gewesen?
Mir wäre fast das Herz aus der Brust gesprungen als ich spürte wie sich eine Hand auf die meinige legte. Sie sah mich an, als wenn sie mit ihren Augen bis auf den Grund meiner Seele blicken wollte. Ich zog meine Hand fort und blickte in eine andere Richtung.
\"Es ist... es ist Zeit zu gehen.\"
\"Oh? Ist es schon vorbei?\"
\"Ja.\"
Langsam stand das Mädchen auf. Ich lief rot an als ich ein weiteres mal ihren nackten Körper aus nächster Nähe zu sehen bekam. Sie sah mich erneut an, immer noch lächelnd.
\"Wo wirst du hingehen?\"
\"Nach Hause. Ich weiß sonst nicht wohin ich gehen soll.\"
Keine Möglichkeit mehr es noch länger hinauszuschieben.
\"Ich habe gehört das du Cello spielst. Darf ich dich begleiten? Ich würde dich gerne spielen hören. Ich habe gehört das du sehr begabt sein sollst.\"
Ich blickte in dieses herzliche Lächeln. Einsamkeit... ich wollte nicht mehr einsam sein... aber ich wollte auch nicht mehr verletzt werden...
\"Nein. Lass mich einfach nur in Ruhe...\"
Das Mädchen ging ohne ein weiters Wort. Ihr war deutlich anzusehen das sie entäuscht war. Es war ein gewaltiger Unterschied zu ihrem üblichen fröhlichem Lächeln. Ein Teil von mir fühlte sich deswegen schlecht. Aber ich versuchte es einfach zu ignorieren.
Ich würde es nicht zulassen das ich noch einmal verletzt werde...

\"Sehr gut Shinji! Deine Synchro-Rate ist zwanzige Punkte höher als beim letzten mal! Gut gemacht!\"
In der Vergangenheit, mir kam es vor als wenn es schon mehr 1000 Jahre zurückliegen würde, hätte ich mich gefreut das zu hören. Aber dieses mal nahm ich es nur am Rand war. Es war mir egal. Zwei Tage waren vergangen und ich überraschte mich selbst dabei das ich immer seltener an Rei und Asuka dachte. Es tat immer noch weh, ich vermisste sie immer noch und ich konnte Ayanami´s Gegenwart immer noch nicht für längere Zeit ertragen, aber diese Gefühle waren nicht mehr so erdrückend. Vielleicht stimmte es ja das die Zeit Wunden heilen würde. Aber irgendwie fürchtete ich mich vor diesem Gedanken. Es erschien mir nicht richtig sie einfach so zu vergessen... und weiterzumachen als wenn nichts gewesen wäre.
Es gab nichts was ich für Rei tun konnte. Aber Asuka war immer noch am Leben, irgendwo da draussen.
Die Tests waren bald zu ende. Ich wünschte mir das es länger gedauert hätte. Die Zugangskapsel war ein Ort fern von dieser Welt, wo ich alles andere vergessen konnte. Irgendwie fühlte ich mich dort... geborgen.
Als sich die Zugangskapsel öffnete, blieb ich dort für eine volle Minute sitzen. Ich wollte dieses entspannte Gefühl noch für eine Weile geniessen.
Als ich meine Augen öffnete, sah ich Kaoru wie sie mir eine Hand entgegenstreckte um mir aus der Kapsel zu helfen. Nachdem ich einen Moment zögerte, griff ich nach ihrer Hand.
\"Du siehst anders aus wenn du in der Zugangskapsel sitzt. Du strahlst Ruhe und Frieden aus.\"
\"Kann schon sein...\"
Das Mädchen lächelte. Als ich sie ansah, merkte ich wie ihr schwarz-blauer Plugsuit mit ihrer blaßen Haut und ihrem grauen Haar im Kontrast stand. Mit einem leichten Anflug von Nostalgie bemerkte ich auch wie sehr ihr Plugsuit dem von Asuka ähnelte. Das war wohl der Standard Plugsuit für die weiblichen Piloten, glaubte ich (3). Irgendwie wünschte ich mir das Asukas Plugsuit ein Einzelmodell gewesen wäre. Es erschien mir nicht angemessen jemand anderen einen ähnlichen Plugsuit tragen zu sehen.
\"Wenn du dich umgezogen hast, wirst du dann gleich nach Hause gehen, oder noch etwas in der Kantine essen?\"
Kein Zweifel, wenn ich dort zum Essen ging, würde sie sich mit Sicherheit mir anschließen wollen. Aber wenn ich zu Hause essen wollte, würde ich einige Zeit brauchen bis zu unserer Wohnung und dann das Essen zubereiten. Ich würde eine Menge Zeit verlieren und ich war auch nicht gerade in der Stimmung um zu kochen. Das Kantinenessen wäre am Ende wahrscheinlich auch besser als irgendein Fertiggericht. Und wenn erst einmal ein paar Monaten mit Misato unter einem Dach gelebt hat, kann man alles essen.
\"Die Kantine.\"
Sie sagte zwar kein Wort, aber ich könnte deutlich spüren wie sie sich über diese Neuigkeit freute. Ihr Lächeln wurde ein wenig breiter. Ich seufzte.
\"Fühl dich frei mich zu begleiten.\"
Mit diesen Worten verließ ich den Umkleideraum. Ich wollte nicht in ihr strahlendes Gesicht sehen. Denn wenn ich es tat, würde ich mich dadurch wahrscheinlich besser fühlen...

Ich blieb lange unter der Dusche und genoß die entspannende Wirkung die das Wasser auf mich hatte. Ich hätte zwar ein Bad vorgezogen, aber ich wollte keine weitere Begegnung mit einer nackten Kaoru riskieren.
Kaoru... ich fragte mich was in dem Kopf dieses Mädchens eigentlich vor sich ging. Ganz egal wie vehement ich auch versuchte sie auf Distanz zu halten, kam sie immer wieder von neuem an. Ich konnte dieses Mädchen einfach nicht verstehen. Innerhalb von nur ein paar Tagen schien sie hier jeder ins Herz geschlossen zu haben. Mir war zu Ohren gekommen das sie seit ihrem ersten Tag hier im Hauptquartier den Leuten in der Zentrale immer ein selbstgemachtes Frühstück mitbrachte. Und es kursierten Gerüchte unter der Technikercrew die für die Instandhaltung der EVAs verantwortlich war das sie den besten Kaffee weit und breit machte. Sie soll sogar angeboten haben in der momentan unterbesetzten Krankenstation auszuhelfen. Jeder hier schien ihrem Charme verfallen zu sein. Vielleicht war es wegen ihrer leuchtenden Augen und ihrem herzerfrischendem Lächeln. Jedesmal wenn ich sie sah, sah sie fröhlich und heiter aus. Außer dieses eine Mal im Bad...
Ich schüttelte den Kopf. Ich sollte mich deswegen nicht schuldig fühlen. Ich hatte ihr gesagt das ich nicht Freundschaft mit ihr schließen wollte. Vielmehr war ich mir sicher das sie meinen Standpunkt und meine Gefühle sogar sehr gut verstand. Aber das hielt sie nicht davon ab es weiterhin zu versuchen. Ich seufzte. Nur noch ein Engel und dann würden wir wieder getrennte Wege gehen und sie würde nicht das Risiko eingehen müssen von mir verletzt zu werden. Oder war es umgekehrt?
Ich drehte das Wasser ab, ging aus der Dusche und nahm ein Handtuch um mich abzutrocknen. Ich hob eine Hand an meine Nase und roch daran. Ganz egal wie lange man badete oder unter der Dusche stand, man roch immer noch ein wenig nach LCL, zwar nur schwach, trotzdem merkte man es. Ich haßte das.
\"Hier bist du. Ich habe mich schon gewundert warum du so lange brauchst.\"
Ich sprang auf. Ich war so sehr in meine Gedanken vertieft gewesen das ich überhaupt nicht bemerkt hatte das ich gar nicht allein war. Hastig zog ich meine Unterwäsche an. Es war mir peinlich das mich meine Teamkameradin völlig nackt gesehen hatte.
\"Nagisa! Glaubst du nicht das einige Leute hier gerne ihre Privatsphäre haben würden?!\"
Sie starrte mich nur verdutzt an, als sie sich auf die Bank in der Umkleidekabine setzte, genau neben der Stelle wo ich den Großteil meiner Kleidung abgelegt hatte.
\"Warum schämst du dich?\"
\"Nun.... weil du... mich nackt gesehen hast...\"
Ich lief knallrot an.
\"Das sollte dir nicht peinlich sein. Der Körper ist nur eine Hülle der die menschliche Seele beherbergt. Man sollte die Schönheit von jemanden nicht an seinem Äußeren messen, sondern an seinem Herz und seiner Seele. Ich denke das du wunderschön bist.\"
Es war das erste mal das jemand so etwas zu mir gesagt hatte. Ich mußte mich über ihre Worte wundern. Asuka und Rei waren beide wunderschöne Mädchen. Aber das war es nicht was mich an ihnen angezogen hatte. Ich glaube... das sie die Wahrheit gesagt hat. Trotzdem...
Ich erstarrte als ich sah wie sie mit einem neugierigen Gesichtsausdruck etwas von der Bank in die Hand nahm.
\"FASS DAS NICHT AN!\"
Das überraschte das Mädchen und sie ließ das silberne Kreuz fallen.
Ich sah sie wütend an bevor ich es aufhob.
Rei...
Ich legte mir das Kreuz um den Hals und zog mich rasch an. Dann ging ich fort und ließ das verblüfft dreinblickende Mädchen einfach hinter mir zurück.

Eine weitere leere Wohnung. Ich versuchte nicht enttäuscht zu sein, aber es half alles nichts. Es kam mir wie ein Wunder vor das ich nicht schon längst aufgegeben hatte. Trotzdem, seitdem mir bewußt war das Rei für immer fort war, hatte ich eine leere Wohnung nach der anderen abgesucht.
Die Explosion von EVA-00 hatte einen Großteil von Tokyo-3 zerstört, viele Gebäude waren aber auch einfach nur beschädigt worden. Wie auch immer, jedenfalls hatte man die meisten von ihnen geräumt, weil sie nicht mehr bewohnbar waren und jeden Moment einstürzen konnten. Dieses Gebäude hier war eines davon.
Genaugenommen war es eigentlich verboten diese Gebäude zu betreten, aber es gab keine Sicherheitskräfte die einen hätten davon abhalten können. NERV konnte die notwendigen Resourcen dafür nicht bereit stellen. Und scheinbar schien es niemanden zu kümmern, da keiner der Sicherbeamten die mich aus den Schatten heraus beobachteten einen Finger rührten um mich aufzuhalten.
Diese Gebäude gaben ein exzellentes Versteck ab für jemanden der nicht gefunden werden wollte. Jemanden wie Asuka.
Es war gesichert das Asuka die Stadt nicht mit dem Zug verlassen hatte. Also blieben nur zwei Möglichkeiten. Entweder ist sie zu Fuß gegangen, aber in diesem Fall wäre sie ziemlich leicht aufzuspüren gewesen, oder sie hatte die Stadt überhaupt nicht verlassen und versteckte sich einfach irgendwo, und zwar höchstwahrscheinlich in einem von diesen verlassenen Gebäuden. Und obwohl der größte Teil von Tokyo-3 zerstört war, gab es immer noch genug von diesen beschädigten Gebäuden um für mehrere Wochen nach ihr suchen zu können und sie trotzdem nicht zu finden wenn sie es nicht wollte.
Meine Einschätzung der Situation war ziemlich pessimistisch, aber ich weigerte mich einfach aufzugeben. Dieser letzte Rest an Hoffnung war alles was mir noch geblieben war. Und wenn ich sie nicht mir zuliebe fand, dann mußte ich sie zumindest um ihret willen finden. Wer konnte schon wissen ob das was von Tokyo-3 übriggeblieben war nicht beim Angriff des nächsten Engels zerstört wurde.
Ich ging weiter zur nächsten Wohnung. Die Tür stand offen, was ein gutes Zeichen sein konnte. Eine offene Tür konnte bedeuten das es für Asuka leicht wäre in diese Wohnung einzudringen und zu ihrem Versteck zu machen. Ich weiß von früheren Versuchen das es nicht gerade leicht war eine verschlossene Tür aufzubrechen. Meine Hoffnungen schwanden als ich sah in was für einem Zustand sich die Wohnung befand. Sie hatte stark unter der Explosion gelitten. Eine Wand und ein Teil der Decke fehlten. Auf dem ganzen Flur lagen Trümmer verteilt. Als ich mich umsah, bemerkte ich das der Inhalt des Kühlschranks schon halb verfault war. Die Wasserleitungen schienen unterbrochen zu sein. Das Wasser in der Badewanne stammte wahrscheinlich noch vom letzten Regen. Ich bezweifelte ernsthaft das Asuka sich ausgerechnet diesen Platz ausgesucht hatte um sich zu verstecken.
\"Du suchst nach dem Second Children, nicht wahr?\"
Mein Herzschlag setzte für eine Sekunde aus. Ich hatte nicht erwartet hier diese Stimme zu hören. Ich drehte mich um, und sah wie Nagisa in dem Raum stand der früher einmal das Wohnzimmer gewesen sein mußte. Sie hob ihre Hand mit der sie eine braune Papiertüte festhielt.
\"Etwas zu Essen für dich. Ich dachte mir das du hungrig wärst, da du nicht in der Kantine warst.\"
Plötzlich erinnerte ich mich das ich versprochen hatte mit ihr dorthin zu gehen... das heißt, das war bevor sie Rei´s Kreuz angefaßt hatte...
\"Es ist nicht selbstgemacht. Ich hatte keine Zeit dazu. Tut mir leid.\"
Ich schaute das Mädchen nochmal an. Sie sah aus als ob sie es ernst meinte. Tatsächlich... sah sie dabei sogar fast so aus wie Rei. Ich kann nicht sagen warum, aber irgendwie beunruhigte mich das.
\"Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich wußte nicht was das Kreuz dir bedeutet. Ich... ich wollte es mir nur einmal genauer ansehen.\"
Ich erinnerte mich wie ich sie angeschrieen hatte. Wahrscheinlich hatte ich... überreagiert.
\"Danke. Für das Essen.\"
Ich wollte mich nicht entschuldigen. Immerhin hatte sie ohne Erlaubnis meine Sachen angefaßt...
Meine Sachen... seit wann betrachtete ich das Kreuz als mein Eigentum? Sicher, Rei hätte gewollt das ich das Kreuz bekomme, aber... es fühlte sich einfach nicht richtig an. Ich entschuldigte mich nicht. Aber das bedeutete nicht das ich ihr noch weiterhin böse sein mußte. Ihre Augen schienen aufzuleuchten als sie meinen Stimmungswechsel bemerkte und ich aufhörte sie mit einem finsteren Blick anzusehen.
\"Es war mir ein Vergnügen,\" erwiderte sie, mit dem üblichen Lächeln in ihrem Gesicht.
Die Situation fühlte sich immer noch ein wenig unangenehm an. Bei diesem Mädchen war ich mir nie sicher wie ich mich verhalten und was ich sagen sollte. Also nahm ich die Tüte die sie mir reichte, ging auf das was von der Küche übriggeblieben war zu und fegte die Trümmer die auf dem Tisch und zwei Holzstühlen lagen mit der Hand herunter. Schweigend lud ich sie ein mir Gesellschaft zu leisten.
Die Mahlzeit die sie mir gegeben hatte war einfach gehalten, ein einzelnes Schinkensandwich und eine Flasche Orangensaft. Aber so wie mein Magen sich mittlerweile bemerkbar machte, war es mehr als willkommen. Ich hatte gar nicht gemerkt das ich so hungrig war. Ich nahm einen Bissen, das Sandwich war wesentlich besser als ich angenommen hatte, als sie wieder zu sprechen anfing.
\"Glaubst du wirklich das du sie hier finden wirst?\"
Ich nahm mir die Zeit runterzuschlucken bevor ich antwortete (Gut da steht \"chew\" = kauen, aber schließlich spricht man ja nicht mit vollem Mund). Tatsache war... ich fragte mich die ganze Zeit dasselbe.
\"Ich weiß es nicht. Wenn sie nicht gefunden werden will, dann bezweifle ich das ich es werde.\"
\"Also hoffst du das sie dich sieht und dann zurückkommt.\"
Entweder war dieses Mädchen sehr gut darin andere einzuschätzen, oder mein Schmerz war mir deutlich anzusehen.
\"Ja.\"
Sie runzelte gedankenverloren ihre Stirn.
\"Du widersprichst dir selbst. Du willst den Schmerz entkommen indem du den Kontakt mit anderen meidest, dennoch willst du denjenigen finden der verantwortlich ist für den Schmerz der dich innerlich zerreist.\"
\"Es ist nicht allein Asuka´s Schuld...\"
Nein, es war nicht nur Asuka. So viele Dinge... die Engel... Vater... ich...
\"Trotzdem tut sie dir weh.\"
\"Ja.\"
\"Und du willst sie wiedersehen?\"
\"Ja.\"
\"Auch wenn es vielleicht bedeutet das du wieder verletzt wirst?\"
Ich wußte nicht wie ich darüber denken sollte. Sie hatte recht, ich wußte es. Ich hatte beschlossen diesem Mädchen aus dem Weg zu gehen, weil ich vermeiden wollte durch eine weitere Freundschaft die zwangsläufig nur Leid mit sich bringen würde verletzt werde. Trotzdem, ich hatte versucht herauszufinden ob Ayanami sich noch an mich erinnerte. Und hier stand ich und suchte nach Asuka.
\"... ja.\"
\"Dann, warum öffnest du dich anderen gegenüber nicht?\"
\"Ich... ich weiß es nicht...\"
Eine bleierne Stille folgte. Sie sagte nichts mehr, das mußte sie auch nicht. Ich konnte ihre stumme Frage erahnen. Wenn es dir in Wahrheit egal war wieder von diesen Mädchen verletzt zu werden, warum stößt du mich immer wieder von dir weg?
Vielleicht weil... ich sie liebte, wurde mir klar. War es das was Liebe ausmachte? Den Schmerz zu ertragen, für das Wohl derer die wir liebten, um mit denen zusammenzusein die man liebte? Rei hatte sich geopfert weil sie mich geliebt hatte. War Asuka davongelaufen weil sie glaubte ich würde ohne sie glücklicher sein? Wenn es so war, tat sie sich dann selbst nich genausoviel weh wie sie mir wehtat, ohne es zu wissen? Wenn es so war... dann ist die Liebe vielleicht mehr ein Fluch als ein Segen...
Als ich über die Beziehungen nachdachte die ich einmal mit zwei mir sehr wichtigen Mädchen hatte, begann ich mich über etwas zu wundern...
\"Nagisa, du bist... du bist immer so freundlich zu mir. Warum? Warum versuchst du weiterhin mein Freund zu sein?\"
\"Jemanden zum Lächeln zu bringen macht mich glücklich. Aber es macht mich traurig wenn ich sehe wie ein so reines Herz von Sorge, Schuld und Verzweiflung erdrückt wird. Ich möchte dich besser kennenlernen, damit ich deinen Schmerz besser verstehen kann, und dich wieder zum Lächeln bringe.\"
\"Du... willst mich zum Lächeln bringen?\"
Dieser Moment... er kam mir so bekannt vor...
\'Es tut mir leid. Ich weiß nicht wie ich mich in solchen Augenblicken verhalten soll...\'
\'Ich denke... du solltest lächeln...\'
Bin ich so geworden... wie Rei früher war?
Wann hatte ich eigentlich zum letzten mal gelächelt?
\"Ja.\"
\"Warum? Warum ich? Da draussen gibt es eine Menge Leute die unglücklich sind. Warum ziehst du mich ihnen vor? Warum nicht Misato? Oder besser noch, der Mann der sich als meinen Vater bezeichnet?\"
Unbewußt erschauderte ich bei dem Gedanken den Kommandanten lächeln zu sehen. Aber auf seine Weise... hatte diese Vorstellung auch einen gewissen Reiz.
Ich seufzte. Ich konnte nicht fassen das ich noch immer Hoffnung für ihn empfand. Lernte ich es denn niemals?
\"Weil du es wert bist geliebt zu werden.\"
Ich sah sie verblüfft an. Was hatte sie damit gemeint? Sie schien meine Gedanken gelesen zu haben als sie meine unausgesprochene Frage beantwortete.
\"Ich meine damit, ich liebe dich.\"
Ich erstarrte. Dieses Mädchen... hatte gerade gesagt das sie mich liebt. Ich spürte wie ich langsam in Panik geriet. Nicht noch ein drittes mal... Ich fragte mich ob ich dieser Situation entkommen konnte wenn ich einfach davonlief...
\"Nein...\"
Ich wurde stocksteif (jaja, ich weiß, das kann man zweideutig interpretieren) als ich spürte wie sie ihre Hand auf meine legte. Instinktiv wollte ich meine Hand wegziehen, aber ihre Berührung war so angenehm...
\"Das ist es was du willst, nicht wahr? Du möchtest einfach nur geliebt werden.\"
Sie hatte recht, oder nicht? Seit dem Tag als ich mein altes Leben hinter mir gelassen hatte, sicher vor der Außenwelt, hatte ich mich danach gesehnt akzeptiert zu werden. Vater. Misato. Meine Freunde. Rei. Asuka. Und Liebe bedeutete noch weit mehr als nur Akzeptanz...
\"Ja.\"
\"Aber du glaubst das du es nicht wert bist geliebt zu werden.\"
\"Alle die ich geliebt habe sind verletzt worden...\"
\"Ein einzelner hat keinen Einfluß auf das Schicksal anderer.\"
Ich wußte, es machte Sinn, aber...
\"Ich kam mit der Hoffnung hierher einen Vater wiederzufinden der mich einst verlassen hatte. Ich habe nur einen herzlosen Mann gefunden. Dann habe ich Freunde gefunden und zwei wundervolle Mädchen kennengelernt. Ich habe beinahe meinen besten Freund getötet. Ein Mädchen das ich geliebt habe erinnert sich nicht mehr an mich. Das andere ist davongelaufen. Ebenso hatte ich einen Mann kennengelernt den ich bewundert habe, der für mich wie der Vater war den ich mir immer gewünscht hatte. Er ist gestorben. Ist es dann nicht natürlich Angst zu, das wenn man sich neue Freunde sucht am Ende doch nur wieder verletzt wird. Ich will nicht mehr verletzt werden...\"
\"Das ist nich dasselbe was du früher einmal gesagt hast. Ich frage dich, wovor fürchtest du dich am meisten? Schmerz oder Einsamkeit?\"
Solch eine Frage... Mir wurde bewußt das ich darauf keine Antwort wußte.
Ich zog schließlich meine Hand weg und blickte in eine andere Richtung. Ich konnte sie nicht länger ansehen. Meine Verwirrung steigerte sich immer mehr.
\"Es ist spät geworden. Es wäre zu gefährlich in der Dunkelheit weiterzusuchen. Wir sollten nach Hause zurückgehen.\"
Ich bin mir nicht ganz sicher was in diesem Moment über mich gekommen ist. Vielleicht lag es an der deutlich hörbaren Enttäuschung in ihrer Stimme. Aber ich glaubte plötzlich ein Wagnis eingehen zu können. Ich mußte es einfach tun.
\"Würdest du mich immer noch gerne spielen hören... Kaoru?\"
\"Das würde ich wahnsinnig gern... Shinji-kun.\"
Sie lächelte. Ich lächelte zurück. Ich hatte fast schon vergessen wie es sich anfühlt. Es war ein wunderbares Gefühl.
Also machten wir uns auf den Weg zu meiner Wohnung.

Kapitel 11 - Der Weg den Engel nicht zu beschreiten wagen (Teil 2)

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Sidestory zu Kapitel 11 - Abgründe eines gebrochenen Herzens !

Anmerkung

Visionen - eine side-story zu: Meine Liebe gilt...

Anmerkung