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Fanfiction Übersicht - Romantik / WAFF

Titel: Meine Liebe gilt...
Autor: Alain Gravel - übersetzt von Markus Steiner
Kurzbeschreibung: Tja, was soll man zu dieser Story sagen? Es ist eine höchst interressante Story, in der sich auch die Charaktere, immer weiter entwickeln und deshalb noch spannender werden. Ich selbst kann sie nur empfelen.


Prolog : Auch Puppen haben Gefühle

Anmerkung

Kapitel 1 - Valentinstag

Anmerkung

Was wäre wenn...

Kapitel 2 -Shinji gehört zu mir!

Was wäre wenn...

Kapitel 3 - Das Eis bricht

Was wäre wenn...

Anmerkung

Kapitel 4 - Spiel nicht mit dem Feuer

Was wäre wenn...

Anmerkung

Kapitel 5 - Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie gleich / Teil 1: Veränderungen

Kapitel 5 - Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie gleich / Teil 2: In der Dunkelheit

Was wäre wenn...

Anmerkung

Kapitel 6 - Freunde / Teil 1 - Der Ausflug

Kapitel 6 - Freunde / Teil 2 - Ich liebe Dich
Ich wachte auf und hatte immer noch Rei´s nackten Körper in meinen Armen. Genau wie an jedem Morgen davor, seit ich bei ihr wohnte. Da Misato nicht in der Nähe war, hielt sie es nicht für notwendig irgendetwas im Bett zu tragen. Und nach den vergangenen paar Nächten die wir zusammen verbracht hatten, sah ich auch keinen Grund mehr dafür.
Als ich an die Decke starrte, dachte ich daran zurück, was ein paar Tage zuvor geschehen war...

Nachdem ich meine Sachen in einem leeren Raum verstaut hatte, brach ich auf dem Boden zusammen, unfähig, die Tränen weiter zurückzuhalten. Ich fühlte mich angewidert von mir selbst. Ich war nur ein kleiner schwacher Junge. Kein Wunder, dass andere mich benutzten als wenn ich nur ein Spielzeug wäre. Ein Spielzeug, mit dem man spielen und dann wegwerfen konnte wenn langweilig wurde. Zuerst Vater, und jetzt Asuka.
Durch die Wände hindurch hörte ich Schreie. Zwei Stimmen, die ich nur zu gut kannte. Misato war offensichtlich ziemlich wütend auf Asuka. Ich versuchte sie zu ignorieren, so gut ich konnte. Aber jedesmal wenn ich sie hörte... Irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen und schrie das sie die Klappe halten sollten. Ich bin mir nicht ganz sicher, vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet. Ein paar Augenblicke später hörte ich jedenfalls nichts mehr von ihnen.
Kurz danach hatte ich Rei´s zarte Arme um mich, als sie versuchte, mich mit sanften Worten zu beruhigen. Ich fühlte mich warm und geborgen in diesen Armen und ich ließ all die tief in mir verborgenen Tränen der letzten Jahre an ihrer Schulter freien Lauf. Ich weinte mich selbst in den Schlaf.
Ich erwachte am nächsten Morgen und fand mich selbst immer noch in Rei´s Armen liegend vor. Allerdings war ich jetzt in ihrem Bett, anstatt auf dem Fußboden im anderen Zimmer. Ich wußte nicht wie sie es geschafft hatte mich den ganzen Weg hierher zu schleppen, ohne mich aufzuwecken. Vielleicht war ich einfach zu erschöpft um es zu bemerken. Zuerst war ich erschrocken als mir klar wurde, dass wir beide nackt waren, entspannte mich jedoch bald wieder, als mir auffiel, dass es sich warm und angenehm anfühlte.
Wir blieben den ganzen Vormittag lang in der Wohnung. Ich versuchte Rei zu überzeugen in die Schule zu gehen, hatte aber keinen Erfolg damit ihre Meinung zu ändern. Sie sagte schlicht, dass sie hier bei mir bleiben wolle, und dass das wichtiger sei, als dem Geschwätz des Lehrers über den Second Impact zuzuhören. Obwohl ich es nicht aussprach, war ich wirklich dankbar dafür, dass sie blieb.
Sie machte für uns beide Frühstück. Wie immer, war ich auch dieses mal erstaunt, wie gut sie bereits in der Küche geworden war. Als sie mir eine Tasse Tee reichte, fragte sie mich, ob etwas nicht in Ordnung sei. Ich bat sie, mir ins Wohnzimmer zu folgen, wo wir uns schließlich an den kleinen Tisch setzten. Dann erzählte ich ihr alles. Mir fiel auf, dass sie einige Male die Stirn runzelte während ich sprach. Und als ich ihr erzählte was im Zelt passiert war, bekam sie einen ziemlich wütenden Gesichtsausdruck. Allerdings kehrte sie bald wieder zu ihrem ruhigen und passiven Haltung zurück. Als ich ihr alles erzählt hatte, überraschte sie mich mit dem Worten:
\"Ich glaube nicht, dass sie beabsichtigt hatte dir weh zutun.\"
\"Was?! Wie kannst du soetwas sagen? Sie hat mich hinters Licht geführt! Sie hat meine Freunde dazu benutzt, mich zu bekommen!\"
\"Vielleicht war sie der Meinung, dass dies der einzige Weg wäre...\"
\"Der einzige Weg?\"
Einen Augenblick lange schien Rei in Gedanken versunken zu sein.
\"Ich bin mir nicht sicher. Es gibt so viel an ihr, was ich nicht verstehe. Sie verschanzt sich hinter einer Wand. Einem Schutzwall, der die Leute auf Abstand hält. Es muss schwer für sie sein, zu versuchen ihre Gefühle auszudrücken, wenn alles was sie weiß nur darin besteht wie man diese unterdrückt.\"
Verblüfft starrte ich Rei an, während mein Gehirn noch das verarbeitete, was sie gerade gesagt hatte. Irgendwie wußte ich, dass sie recht hatte. Asuka war immer sehr verschlossen. Sie war wie eine Festung. Uneinnehmbar. Ihre Waffe war die Wut, mit dem Zweck die Menschen auf Distanz zu halten. Auf eine seltsame Art und Weise war sie.. wie ich.
Trotzdem konnte ich mir nicht erklären, was in dieser Nacht geschehen war. Es war nicht nur das Verständigungsproblem allein. Sie hatte mich manipuliert. Mich benutzt. Ebenso Hikari. Und Touji...
\"Lass dir von dem Vergangenen keinen Schmerz zufügen...\"
Ich spürte ihre Hand auf meinem Arm. Erst da wurde mir bewusst, dass ich meine Hand vor Zorn zur Faust geballt hatte. Ihre Berührung beruhigte mich.
\"Ich bin hier...\"
Ich sah in die roten Augen unter ihrem blauen Haar und erkannte, wieviel ich ihr bedeutete.
\"Ich bin für dich da...\"
Sie beugte sich langsam zu mir ohne ihren Blick von mir zu nehmen.
\"Du musst dir in keine Sorgen wegen ihr machen...\"
Ich konnte nicht länger widerstehen. Ihre Lippen waren wie Magneten.
\"Ich liebe dich, Shinji...\"
Ich verlor mich in einer langen Reihe von leidenschaftlichen Küssen. Aber ich bin mir sicher, dass ich die Worte ausgesprochen hatte, die mir dabei in den Sinn kamen.
\"Ich liebe dich auch, Rei-chan.\"
Wir verbrachten die meiste Zeit des Vormittags eng umschlungen in einer innigen Umarmung. Nur in ihren Armen fand ich die Ruhe und den Frieden, nach dem ich so verlangte. Wir sprachen nur wenig. Und jedesmal wenn wir es taten, lief es nach einem einfachen Schema ab; Ich würde ihr sagen, wie sehr ich mich durch Asuka verletzt und verraten fühlte und Rei würde einfach antworten, dass sie immer für mich da sein würde.
Nach dem Mittagessen verließ Rei das Apartment. Ich sah ihr an, dass sie nicht wollte, aber sie sagte mir, dass sie wegen ein paar planmäßigen Tests von Ritsuko ins HQ müsse. Ich versicherte ihr, dass das in Ordnung sei und ließ sie gehen. Davor jedoch bat ich sie, ob sie mir nicht mein Cello aus Misato´s Wohnung holen könne. Als sie schließlich weg war, versuchte ich, mich ganz auf mein Spiel zu konzentrieren. Ich war zwar nicht besonders gut darin, aber es half mir dabei nicht an Asuka zu denken.
Jeden Tag versuchte ich mich irgendwie zu beschäftigen. Ich begann damit, mein neues Zimmer einzurichten, was schnell erledigt war, da es nicht viel zu tun gab. Aus einem Schrank nahm ich mir einen Futon, ein Kissen und überschüssige Bettlaken. Rei hatte sie auf Misato´s Rat hin gekauft, falls irgendwann einmal jemand diesen Raum benutzen sollte. Ein weiteres Beispiel für das Organisationstalent des Majors. Da ich nur einen Teil meiner Gaderobe mitgenommen hatte, dauerte es nur wenige Minuten, alles einzurichten. Als ich damit fertig war, streunte ich ziellos in der Wohnung herum und frage mich, was ich noch tun konnte, egal was es auch wäre. Ironischerweise gab es nicht viel zu tun, da ich Rei gezeigt hatte wie sie ihre Wohnung sauberzuhalten hatte. Alles war fast vollkommen makellos, das Badezimmer eingeschlossen. Ich entschied mich trotzdem, das Bad, die Toilette und ebenso die Böden sowie die Fenster zu putzen. Dann ging ich zur Wäsche über und begann mit Rei´s Bettlaken, gef olgt von Allem, das ich in Rei´s Wäschekorb finden konnte und das gleiche noch einmal mit meinen eigenen Kleidern. Letzten Endes fand ich mich vor dem Kühlschrank wieder, wie ich den Inhalt in Reih und Glied sortierte, als ich es endlich aufgab, mich \"nützlich\" machen zu wollen. Weil Rei keinen Fernseher besaß, griff ich zum Cello und spielte, wahrscheinlich so lange wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich war zwar nicht sicher, wann Rei zurückkommen würde, aber ich machte trotzdem Abendessen für zwei. So würde es zumindest etwas mehr Geschirr zum Abwachen geben. Als sie ein paar Stunden später nach Hause kam, fand sie mich völlig in meine Hausaufgaben vertieft. Irgendwie hatte ich an einem einzigen Tag mehr davon erledigt, als sonst in einem ganzen Monat.
Rei wollte sich entschuldigen, aber ich unterbrach sie. Ich war einfach zu erleichtert das sie wieder zurück war. Ich machte etwas auf die Schnelle und sah ihr beim Essen zu. Sie lief unter meinen Blick rot an ohne etwas dagegen tun zu können. Als es schließlich Zeit war ins Bett zu gehen, schien Rei enttäuscht zu sein als ich zum Gästezimmer ging wo ich den Futon ausgelegt hatte, sagte aber kein Wort. Obwohl ich mich in ihrer Gegenwart wohl fühlte, war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich im gleichen Bett mit ihr schlafen wollte. So hatte schließlich alles angefangen...
Später in dieser Nacht, stand ich auf dem Balkon gegen die Brüstung gelehnt und starrte ich in die Nacht hinaus. Alpträume hatten mich geweckt und seitdem schaffte ich es nicht mehr, die Augen zu schliessen. Nachdem ich es müde geworden war, die ungewohnte Decke meines Zimmers anzustarren, entschied ich mich, meinen Blick auf etwas Angenehmeres zu richten.
Die Nachtluft wehte kalt um meine nackten Arme und Beine, was ich allerdings kaum merkte. Mein Blick lag auf den unzähligen Lichtern von Tokyo-3. Tokyo-3... Die Stadt die ich beschützte. Warum kümmerte es mich nicht? Gab es überhaupt noch etwas das Bedeutung für mich hatte? Warum machte ich weiter? Ich senkte den Kopf und sah zur Straße hinunter. Es ging ziemlich weit hinunter von der Stelle wo ich stand. Ich fragte mich ob... Würde ich wohl Schmerz empfinden, wenn ich hinunterspringen würde?
Und wieder, vielleicht zum hundertsten Mal kamen mir wieder die letzten Alpträume in den Sinn, welche meinen Schlaf so gepeinigt hatten. Asuka stand hinter mir, mit einem leichten Grinsen im Gesicht. Und sprach noch während sie lachte...
\'Baka!\'
\'Nur ein Spielzeug.\'
\'Ein erbärmlicher kleiner Junge.\'
\'Glaubst du wirklich, dass ich dich lieben könnte?\'
\'Du bist sowas von armselig.\'
\'Ein Feigling.\'
\'Heuchler.\'
\'Bedeutungslos.\'
\'Wertlos.\'
\'Nutzlos!\'
\'Wem solltest du schon etwas bedeuten?\'
\'Wer würde denn einen Junge wie dich lieben?\'
\'Wer...?\'
\'Wer...?\'
\'Wer...?\'
Ich erstarrte, als ich spürte, wie sich zwei Arme um meine Hüften schlungen und ein Kopf auf meine Schulter sank. Einen Augenblick lang war ich stocksteif vor Angst, weil ich dachte das es Asuka´s Arme wären. Aber ich entspannte mich gleich wieder als mir klar wurde, dass dies die Wirklichkeit war - kein Traum und diese Arme daher nur Rei´s sein konnten.
\"Du wirst dich erkälten, wenn du noch länger hier draussen bleibst,\" wisperte sie mir zu. In der kalten Nachtluft konnte ich ihren warmen Atem auf meinem Rücken spüren. Ich kann nicht ausdrücken, wie gut sich das in diesem Moment anfühlte.
\"Ich konnte nicht schlafen.\"
Als ich ihre Lippen auf meiner Haut spürte, als sie langsam jeden Zentimeter meines Nackens liebkoste, verlor ich jegliches Interesse an meine vorigen Gedanken. Ich wandte mich um und sah das blauhaarige Mädchen an. Sie trug ein blaues Nachthemd, dass nur sehr wenig der Fantasie überließ. Ich hatte sie überzeugen können, wenigstens etwas zu tragen, solange sie in der Wohnung war, nur für den Fall, dass Misato oder jemand von NERV unangekündigt vorbeischauen sollte. Ausserdem trug sie ihr silbernes Kreuz, das jetzt an einer dazu passenden Kette hing. Soweit ich wusste, trug sie es immer, ausser wenn sie den Badeanzug oder den Plugsuit anhatte. Eigentlich hatte ich noch gar nicht darüber nachgedacht, was das Kreuz für sie bedeutete.
Ich sah in ihre roten Augen und konnte darin erkennen, wieviel ich ihr bedeutete. Wie auf ein Zeichen hin trafen sich unsere Lippen in vollkommener Übereinstimmung und wir blieben, wie es schien, eine Ewigkeit miteinander verbunden.
\"Ich werde dich sie vergessen lassen...\"
Rei nahm mich an der Hand und führte mich in ihr Zimmer. Ich wehrte mich nicht dagegen. Kurz bevor ich den Balkon verließ sah ich eine weiteres, letztes Mal auf unsere Stadt hinunter. Ich hatte Unrecht. Es gab noch Dinge, die mir etwas bedeuteten...
Am ich am nächsten Tag aufwachte bemerkte ich dass Rei nicht mehr im Bett war. Leicht besorgt stand ich auf und suchte nach ihr. Ich fand sie in der Küche, als sie gerade das Frühstück fertigmachte. Wir begrüssten uns mit einem kurzen Kuss, dann sagte sie mir das ich mich setzen solle und sie mir gleich mein Essen bringen würde. Es war seltsam auf diese Weise umsorgt zu werden. Dann kam mir ein merkwürdiger Gedanke... es war genauso wie eine Ehefrau für ihren Mann sorgte... nun, ausser die Frau hätte eine wichtigere Arbeit als ihr Mann. Bei Frauen wie Misato oder Ritsuko konnte ich mir nur schwerlich vorstellen, wie sie für einen Ehemann sorgen würden... besonders Misato, die konnte sich ja nicht mal um sich selbst richtig kümmern. Trotzdem, der Gedanke daran war sonderbar. Es erinnerte mich daran, was Rei vor einem Monat gesagt hatte.
\'Es sollte nur eine Frage der Zeit sein, bis wir verlobt sind.\'
Das war gar keine schlechte Idee. Falls wir verlobt wären hatte sie keinen Grund wegzugehen, oder?
\"Lass dir Zeit mit dem Essen, Shinji-chan. Ich werde ein Bad nehmen und danach deines vorbereiten.\"
\"Isst du nichts?\"
\"Ich habe keinen Hunger. Mach dir keine Sorgen und geniess dein Frühstück.\"
\"Ich geniesse alles, was du machst.\"
Rei wurde rot und ging. Sobald sie ausser Sicht war, fing ich gut gelaunt an zu Essen.
Sie bitten, meine Verlobte zu werden. Konnte ich soetwas tun? Wollte ich das wirklich? War Rei meine Frau fürs Leben? Aber war das wirklich von Bedeutung? Nun, es gab ja sonst niemanden mehr...
Ich war gerade mit meiner Miso-Suppe und dem Reis fertig, als es an der Tür klingelte. Das war sonderbar. Wer würde so früh zu Rei kommen wollen? Neugierig ging ich nachsehen, wer draussen war.
\"Wer ist da?\" fragte ich, nachdem ich den Knopf für die Sprechanlage gedrückt hatte.
\"Ich bin es.\"
Wut flammte in mir auf, als ich die Antwort hörte. Asuka! Diese verdammte kleine...!
Ich beschloß, sie zu ignorieren, wandte mich um und ging wieder in die Küche zurück. Aber sie klingelte weiter und als das nichts half, begann sie zu klopfen. Noch dazu ziemlich laut. Nach dem fünften Mal gab ich auf. Ich hatte vergessen, wie beharrlich sie sein konnte.
\"Was willst du?\" fragte ich mit meiner giftigsten Stimme, als ich die Tür aufmachte und in der Öffnung stehen blieb, ohne sie hereinzulassen..
Asuka ging nicht darauf ein. Ihr Gesicht war ausdruckslos, ohne jede Gefühlsregung. Sie sagte nur, \"Heute ist Dienstag.\"
Ich verstand sofort was sie damit andeuten wollte. Ich konnte dieses Mädchen nicht begreifen. Wie konnte sie es wagen mich zu fragen ob ich den Tag mit ihr verbringen würde nachdem was sie getan hatte?
\"Und weiter?\"erwiderte ich giftig.
Bildete ich es mir nur ein, oder zuckte sie tatsächlich bei diesen Worten zusammen? Ob Einbildung, oder nicht, ein Teil von mir genoss es.
\"Es ist vorbei,\"fuhr ich fort. \"Verschwinde.\"
\"Nein!\" Ihr plötzlicher Ausbruch überraschte mich. Bevor ich etwas dagegen tun konnte, schlug sie mich mit dem Ellbogen zu Boden und betrat die Wohnung.
\"Wir müssen reden!\" Sie schien nicht wütend zu sein, eher... verzweifelt. Ich war durcheinander. Das war nicht die Asuka die ich kannte.
\"Raus.\"
Erschrocken von diesen Worten drehte ich mich um und erblickte Rei die genau hinter mir stand. Offensichtlich war sie gerade im Bad gewesen, als Asuka hereinstürmte, da sie nackt war, Seife und Wasser tropften noch von ihrer Haut und den Haaren zu Boden. Ihre Augen sprühten vor Zorn.
Asuka schwieg. Sie stand einfach da, blickte zuerst Rei, dann mich und dann wieder Rei an. Ihr Schmerz war offensichtlich.
\"Ich verstehe...\"wisperte sie zwischen zusammengepressten Zähnen. Bei diesen Worten konnte ich den Schmerz in ihrer Stimme hören. Ohne es zu wollen, fragte ich mich, warum. Warum litt sie so darunter? Weil jemand anders ihr Spielzeug benutzte? Tja, schlecht für sie.
\"Verschwinde aus meiner Wohnung,\" sagte Rei mit leiser, gedämpfter Stimme.
Asuka befolgte ihre Anweisung ohne ein Wort des Protests und schloß sogar die Türe hinter sich. Ich konnte es nicht fassen. Was war geschehen? Ich verstand die Welt nicht mehr. Hatte sie...? Hatte sie nach alledem noch immer Gefühle für mich? Wenn ja, dann... warum?
\' Vielleicht war sie der Meinung, dass dies der einzige Weg wäre...\'
Konnte das wahr sein? Nein, das war zu einfach... Aber wieso dann?
\"Ich denke ich werde heute bei dir bleiben,\" sagte Rei und unterbrach damit meinen Gedankengang.
\"Das ist nicht nötig...\"
Sie schenkte mir ihr süßestes Lächeln.
\"Ich will es.\"
Ohne sich ihrer Nackheit zu schämen kam sie zu mir und ihre Lippen trafen die meinen.
Als meine Hände über ihre feuchte Haut fuhren hörte ich auf, weiter über Asuka nachzudenken...
Wir verlebten einen ruhigen Tag miteinander. Die meiste Zeit versuchte ich, die Aufgaben der letzten Schulmonate aufzuarbeiten. Rei las nur einfach still vor sich hin. Nun, zumindest solange, bis sie anfing ein paar Mangas zu lesen, die sie sich von Hotaru, ihrer Freundin geliehen hatte. Sie kichern zu sehen verblüffte mich immer wieder. Eine Stunde nach dem Abendessen schreckte ein Klopfen an der Tür mich und Rei auf. Aus Angst, dass es vielleicht wieder Asuka sein könnte, ließ ich Rei öffnen.
\"Hotaru-chan!\"
\"Rei-chan!\"
Es erstaunte mich, die beiden Freundinnen sich umarmen zu sehen, wie sie es sonst es nur mit mir tat, wo die Eine doch sonst so scheu und die Andere immer noch ziemlich zurückhaltend war. Rei strahlte offenkundig vor Freude, ihre Freundin hier zu sehen.
In dem Moment, als sie mich bemerkte, wurde das junge Mädchen plötzlich still. Vermutlich machte ich sie unsicher.
\"Hallo, Tomoe,\" begrüsste ich sie mit dem wärmsten Lächeln dass ich zustande brachte.
\"Hallo, Ikari-kun,\"erwiderte sie, den Kopf gesenkt.
Ich fragte mich wirklich, warum das Mädchen so scheu war.
Eine unangenehme Stille folgte. Da meine Anwesenheit sie offensichtlich nervös machte, war ich drauf und dran mich in mein Zimmer zurückzuziehen, als Rei´s Freundin nochmal zu sprechen anfing.
\"Ikari-kun... ka... kann ich... Kann ich dir eine Frage stellen?\"
Sie schien noch nervöser als zuvor zu sein, falls das überhaupt möglich war. Sie war schon vor lauter Nervosität schon ganz rot angelaufen.
\"Äh.. Sicher, frag nur.\"
\"Warum bist du hier in Rei-chan´s Wohnung? Ist heute nicht Dienstag?\"
Ich ächzte, ohne es zu wollen. Wussten denn alle davon?
\"Es ist ohne Bedeutung, welcher Tag heute ist. Es ist vorbei.\"
Das zerbrechlich wirkende Mädchen schien darüber erstaunt zu sein.
\"Bedeutet das, dass du ab jetzt Rei-chan´s Freund bist?\"
\"Hotaru-chan!\" rief Rei tadelnd aus und wurde rot.
Ich machte mir darüber kurz ein paar Gedanken. Ich dachte über die letzten Tage nach und konnte wirklich nur eine einzige Antwort geben.
\"I... Ich schätze ja.\"
\"Yay!\"
Diese Reaktion hatte ich nicht erwartet. Vielmehr war dieser schnelle Gemütswechsel schon fast unheimlich...
\"Ich habe die Wette gewonnen!\" rief das Mädchen stolz aus, bevor ihr klarwurde, dass sie das lieber für sich hätte behalten sollen... Rei setzte einen strafenden Blick auf, während ich wohl völlig entgeistert aussah.
\"Eine Wette...?\"
\"Äh... du.. du kennst unsere Klassenkameradin, Kuno Minami? Kurzes braunes Haar, ein Mädchen aus einer reichen Familie?\"
Ich nickte. Der Name kam mir bekannt vor. Ausserdem erinnerte ich mich daran, den Namen während einem Streitgespräch über das Telefon von Misato gehört zu haben, das schon ein paar Wochen zurücklag. Falls ich richtig lag, gehörte Kuno Minami´s Mutter eine der grössten Firmen, die für die Reparaturarbeiten in Tokyo-3 zuständig waren. Gerüchten zufolge kosteten ihre Dienste ein Vermögen aber falls ein Schaden anfiel, war ihre Bergung und Baumannschaft angeblich am schnellsten.
\"Nun, sie fing eine Wette an, welches Mädchen deine Freundin werden würde, Rei, Asuka oder Hikari.\"
Nicht schon wieder der Klatsch mit Hikari... Tja, glücklicherweise gingen sie und Touji jetzt miteinander aus, also musste ich davor keine Angst mehr haben. Ausser Hikari hätte ihm von der Episode am See erzählt.
\"Es scheint,\" fuhr Hotaru fort, \"dass sie die Idee von ihrer Mutter hat. Minami´s Mutter hatte viel Geld verdient, indem sie darauf wettete mit welchem Mädchen der Verlobte ihrer Schwester ausgehen würde. Manche Gerüchte besagten auch, von Wetten, welchen Freund der Verlobte ihrer Schwester ausführen würde, was aber wirklich keinen Sinn macht...\"
\"Und du hast auf mich gesetzt?\"fragte Rei schlicht.
Das Mädchen errötete.
\"Nun, du bist meine beste Freundin. Ich musste dich unterstützen...\"
Rei´s Gesicht entspannt sich.
\"Das war süß von dir, Hotaru-chan.\"
\"Also, was hat dich hergeführt, Tomoe?\"fragte ich und versuchte damit das Thema zu wechseln. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass jemand verrucht genug war, Wetten auf mein Liebesleben abzuschließen...
\"Oh...das hätte ich fast vergessen.\"
Sie zog einen großen Packen Papier aus der Tasche, die sie bei sich trug.
\"Hier ist ein Ausdruck von euren Schularbeiten.\"
Verdammt! Ich war noch kaum mit den vorherigen Aufgaben fertig... Nun ja, das würde mich beschäftigt halten.
\"Das alles in nur zwei Tagen?\" fragte ich ein bisschen neugierig. Das war tatsächlich etwas komisch.
\"Tja, der Sensei ist krank und seine Vertretung hat kaum Interesse an der Geschichte des Second Impact.\"
\"Also wird im Unterricht wirklich einmal gearbeitet?\"
\"Ja. Und unsere Hausaufgaben sind echt schwierig...\" beschwerte sich das Mädchen.
\"Brauchst du Hilfe dabei?\" erkundigte sich Rei.
Das schwarzhaarige Mädchen strahlte über das ganze Gesicht.
\"Du würdest mir helfen?\"
Rei nickte lächelnd.
\"Großartig! Aber ich habe meine eigenen Hausaufgaben bei mir zu Hause liegen lassen...\"
Rei sah mich an. Stillschweigend stimmte ich ihrer unausgesprochenen Frage zu.
\"Dann komme ich mit.\"
Die Mädchen gingen ein paar Minuten später. Das war vielleicht gar nicht mal so schlecht. Ein Teil von mir fühlte sich schuldig, Rei allein für sich in Anspruch zu nehmen, auch wenn es ihre eigene Entscheidung war. Es tat gut zu sehen, wie sie sich mit einer Klassenkameradin und Freundin traf, wie es ein normales Mädchen tun würde.
Die Schule. Vielleicht war es Zeit wieder hinzugehen. Aber Asuka würde dort sein. Konnte ich ihre Anwesenheit ignorieren, wenn ich es versuchte? Ich war mir nicht sicher. Aber ich konnte mich wirklich nicht länger hier verstecken.
Vielleicht nur noch einen weiteren Tag... Es gab noch soviel, worüber ich mir klarwerden musste. Hauptsächlich über meine Gefühle für die beiden Mädchen.
Als Rei kurz vor Mitternacht nach Hause kam, war ich immer noch wach und wartete auf sie. Wir tauschten flüchtig einen Kuss, dann gingen wir gemeinsam in ihr Zimmer. Dieses Mal fühlte es sich an, als wäre es die natürlichste Sache auf der Welt.

\"Es macht dir doch nichts aus, wenn ich zuerst bade, oder?\"
Diese Worte rissen mich wieder in die Realität zurück. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass mir gar nicht zu Bewusstsein kam, dass Rei bereits wach war. Ich lächelte sie an. Sie war so niedlich mit ihren noch halb geschlossenen Augen und ihrem Haar, das noch um einiges mehr durcheinander war, als sonst. Ich konnte nicht anders, als ihr einen leidenschaftlichen Kuss aufzudrücken. Sie beschwerte sich nicht, ganz im Gegenteil.
\"Eine schöne Art am Morgen begrüsst zu werden,\"sagte sie mit einem Lächeln.
\"Du weisst, dass ich es noch besser kann,\" erwiderte ich grinsend.
Rei antwortete, indem sie mir einen schnellen Kuss auf die Stirn gab, bevor sie aus dem Bett stieg.
\"Es tut mir Leid, aber ich sollte heute wirklich zur Schule. Hotaru-chan wollte mich früh dort treffen, weil sie immer noch bei ein paar Sachen meine Hilfe braucht.\"
Ich nickte ihr zu.
\"Schon in Ordnung. Nur nebenbei, ich wollte auch schon früh ins Hauptquartier und zusehen, ob ich Kaji-san finden kann.\"
Sie nickte.
\"Ja. Ich bin sicher dass er dir helfen kann. Wenn ich richtig verstanden habe, hat Major Katsuragi in ihn der Vergangenheit abgewiesen. Er sollte in der Lage sein, dir dabei helfen, alles besser zu begreifen. Dann wirst du verstehen, dass es keinen Grund gibt, dein Leben vor der Vergangenheit beeinflussen zu lassen.\"
Es klang vernünftig. Aber nach all diesen Jahren hatte Kaji schließlich immer noch Gefühle für Misato. Würde es auch so bei Asuka sein? War es möglich, zu vergessen? Vielleicht. Ich hatte ja Rei. Das war ein sehr guter Grund, zu vergessen...
\"Je mehr Zeit vergeht, desto mehr fühle ich das ich dir glauben kann, Rei-chan.\"
Sie lächelte.
Ich sah ihr dabei zu, wie sie ihre Schulkleider zusammensuchte und zum Badezimmer ging. Erst dann schaffte ich es aus dem Bett zu steigen. Trotz alledem fühlte ich mich gut. Ich summte eine kleine Melodie als ich das Frühstück machte.

Nachdem ich eine Zeitlang gesucht hatte, fand ich Kaji am wie er über Misato an einem Getränkeautomaten lehnte. Beide machten ein ernstes Gesicht, was für Kaji ziemlich ungewöhnlich war. Hier musste ein wichtiges Gespräch stattgefunden haben.
Sofort wichen die Beiden auseinander und versuchten sich ungezwungen zu verhalten. Sie hatten wahrscheinlich meine Schritte gehört. Misato wirkte verunsichert, als sie mich sah. Irgendetwas ging hier vor. Wahrscheinlich etwas, von dem ich nichts wissen sollte.
\"Tja, ich muss zu Ritsuko...\"sagte Misato zu Kaji. Dann sah sie mich an. \"Hallo, Shinji-kun.\"
\"Hallo, Misato-san.\"
Sie sah mich kaum an. Sie ging einfach. War das, weil ich mich entschieden hatte von ihr weg zu Rei zu ziehen? Ich würde mich damit wohl später auseinandersetzen müssen. Jetzt hatte ich andere Probleme, um die ich mich kümmern musste.
\"Hi, Shinji-kun!\"
Kaji war wieder fröhlicher Stimmung, wie gewohnt.
\"Kaji-san... Ich.. Ich würde gerne mit dir.. über etwas reden...\"
\"Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen scheint es wichtig zu sein.\"
\"Das ist es für mich.\"
Der Mann nahm sich ein paar Sekunden zum Nachdenken Zeit. Dann lächelte er.
\"In Ordnung. Aber der Platz hier ist nicht gut um zu reden. Komm mit, ich werde dir etwas schönes zeigen,\" schlug er mir vor und ließ dabei sein Ladykiller Lächeln aufblitzen.
\"Ich bin ein Junge,\" erinnerte ich ihn.

Was für eine Überraschung! Als ich mich vorbeugte um besser sehen zu können, traute ich meinen Augen nicht. Wenn man daran dachte, dass soetwas, hier, nahe am NERV Hauptquartier...
\"Sind das Wassermelonen?\"
\"Sind sie nicht schön?\" sagte Kaji, der offensichtlich stolz auf seine Arbeit war. \"Das ist meine Freizeitbeschäftigung. Halt das vor den Anderen geheim. Etwas zum Wachsen zu bringen ist wundervoll! Wir können viele Dinge dadurch lernen und verstehen. Und es bringt Freude.\"
\"Und es bringt Schmerz.\"
Zum zweiten Mal an diesem Tag sah ich den Ernst in Kaji´s Zügen. Höchstwahrscheinlich so ernst, wie meine eigenen.
\"Haßt du den Schmerz?\"
\"Ja...\"
\"Hast du gefunden, was dir Freude bereitet?\"
\"Ich dachte, dass es so wäre. Aber es bringt nur noch mehr Schmerz. Jetzt weiss ich nicht...\"
Ich musste an die vergangenen Tage denken. Sogar jetzt, als ich anfing, mich Dank Rei glücklich zu fühlen, fragte ich mich, ob es auch anhalten würde.
\"Ich verstehe. Der Vorfall beim Campen, oder?\"
\"Du hast davon gehört?\"fragte ich überrascht.
\"Ja. Katsuragi hat mir davon erzählt. Ein wahrhaft schönes Schlamassel. Du willst meine Meinung dazu hören, nicht wahr?
Bestätigend nickte ich ihm zu.
\"Asuka ist ein kompliziertes Mädchen, aber kein schlechtes. Ich glaube nicht, dass sie dir weh tun wollte. Wahrscheinlich solltest du ihr die Chance geben, ihr Verhalten zu erklären.\"
\"Touji meint das auch.\"
Als ich das sagte schien Kaji kurz überrascht zu sein, aber der Ausdruck verflog so schnell wie er gekommen war. Seltsam.
\"Ein weiser Rat. Du solltest auf deinen Freund hören.\"
\"Aber.. ich weiss nicht, was ich machen soll. I.. Ich.. ich habe Angst davor, ihr gegenüberzutreten.\"
Kaji ließ sich wieder ein paar Sekunden Zeit, ehe er antwortete.
\"Katsuragi muss wegen einer Geschäftsreise fort und ich soll heute Nacht auf euch Kinder aufpassen, obwohl niemand so recht einen Sinn darin sehen will, besonders weil du mit Rei in einer anderen Wohnung bist. Du solltest mit mir kommen. Vielleicht wird meine Anwesenheit die Sache zwischen euch beiden ein wenig entschärfen. Du weisst, dass ihr Zwei euch unterhalten müsst, oder? Ansonsten würdest du dir später immer wieder die Frage stellen müssen, warum sie sich letztendlich so verhalten hat.\"
Von dieser Aussicht nicht gerade begeistert murmelte ich nur \"Ja, ich schätze dass müssen wir.\"
Der ewig unrasierte Mann lächelte mir zu.
\"Gut. Ihr alle habt einen Synch-Test heute nachmittag. Wenn du damit fertig bist, können wir miteinander essen gehen und danach kannst du mit mir zu Katsuargi´s Wohnung kommen. Ich bezahle.\"
Die Synchronisations-Test. Die hatte ich ganz vergessen. Das hieß, dass ich sie dabei treffen würde.. Ich verdrängte den Gedanken daran und versuchte fröhlich zu sein.
\"Großartig!\"

\"Und, Shinji-kun, bist du bereit?\"
\"Nicht wirklich, aber ich muss wohl.\"
Kaji nickte und klopfte an die Tür. Ich hätte sie selbst öffnen könne, da ich immer noch meine Zugangskarte besaß, aber meiner Meinung nach war es besser, wenn Kaji die Sache in die Hand nahm. Nur Sekunden nach seinem Klopfen hörten wir Asuka´s Stimme aus der Wohnung.
\"Kaji-san!\"
Sie schien wie eh und je in Kaji vernarrt zu sein. Meiner Meinung nach war das auch nicht besonders überraschend.
Das rothaarige Mädchen öffnete die Tür mit einem breiten Lächeln. Als sie jedoch mich sah, löste es sich in Nichts auf.
\"Ich bin der Meinung, dass ihr beide euch unterhalten müsst,\" sagte Kaji schlicht, noch während er die Wohnung betrat.
Asuka und ich blieben regungslos stehen und schwiegen uns an, bis Kaiji rief, dass das Wohnzimmer zum Reden wohl besser geeignet sei. Jedoch verharrten wir weiter regungslos, nachdem wir uns an dem kleinen Tisch gegenübergesetzt hatten.
\"So, während ihr beide euch unterhaltet, werde ich ein Bad nehmen, denke ich...\"
Das zu hören versetzte mich fast in nackte Panik. Kaji zeigte mir nur ein kleines Lächeln und verschwand im Badezimmer. Dann erst wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Asuka zu. Tja, da war ich nun. Sollte ich nicht die Frage stellen, die mein Gewissen seit jener Nacht so plagte? Wie schwer konnte das schon sein? Ziemlich schwer, so wie es aussah, da mir die Worte im Hals steckenblieben. Jedesmal, wenn ich kurz davor stand etwas zu sagen, fielen mir wieder die Träume der vergangenen Nächte ein und hinderten mich an jedem Versuch zu sprechen, den ich machte. Und hätte es überhaupt einen Sinn? Sie würde mich nur auslachen. Aber... als ich ihr das Gesicht zuwandte... Die Asuka mir gegenüber hatte mit der aus meinen Alpträumen nichts gemein. Diese Asuka hatte den Blick wortlos auf den Boden geheftet und wagte nicht zu sprechen. So war ich Asuka gar nicht gewohnt...
\"Warum?\" brachte ich schließlich doch noch heraus.
Gott sei Dank! Alles in Ordnung, das Eis war gebrochen, der Ball im Spiel. Asuka ließ sich Zeit, bevor sie mir eine Antwort gab. Sie schien wahnsinnig aufgeregt zu sein. Einige Male schien sie kurz davor zu stehen etwas zu sagen, aber sie brach ab und biß sich auf die Lippe. Ein seltsamer Anblick.
\"I... Ich... Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen... I... ich wollte nicht, dass sich Alles so entwickelt. Als... als ich sagte, dass ich Touji und Hikari zusammenbringen wolle... das war auch so gemeint! Anfangs war das das Ziel. Aber recht schnell.. wurden mir.. die Möglichkeiten bewusst, die sich daraus ergaben. Sobald die Zwei zusammengekommen wären.. hätte das bedeutet,... dass wir allein zurückgeblieben wären. Allein. Ohne dass Misato oder Rei uns gestört hätten. Bloß ein Augenblick für uns beide... nur für uns.\"
\"Damit wir miteinander hätten schlafen können, ohne dass sie davon erfahren hätten!\"schrie ich sie an, unfähig mich zu beherrschen und ohne mir die Zeit zu nehmen, zu verstehen, was sie gerade gesagt hatte.
Asuka schüttelte verneinend den Kopf.
\"Nein! Daran hatte ich nie gedacht! Ich schwöre es! Es ist nur... ich hatte Angst, dass diese Nacht.. dass sie nicht andauern würde! Wir hätten eine gute Zeit, dann wäre das Wochenende vorbei... und dann... dann... wären wir wieder in Tokyo-3 und... am nächsten Tag wärst... wärst du... wärst du wieder in ihren Armen! So wie du es immer getan hast!\"
Diese Worte machten mich betroffen. Endlich gelang es mir, die Verbindung zwischen dem Ganzen zu sehen. Als ich die Tränen sah, konnte ich ihren Schmerz in meinem Herzen fühlen.
\"Ist dir klar, wie sehr es mich schmerzt?!\" fuhr sie mit einem leichtem Zittern fort, als wenn sie gleich in einen Weinkrampf ausbrechen würde. \"Weisst du , wie weh es tut, dich Nachts festzuhalten mit dem Wissen, dass du am nächsten Tag sie, anstelle von mir in den Armen halten wirst?! Weisst du, wie ich mich fühle, wenn wir in der Schule gemeinsam essen und du SIE, anstatt mich ansiehst?! I... Ich... Ich war verzweifelt... Ich wusste, dass... dass ich dich auf lange Sicht... verlieren würde. Ich tauge zu nichts, ausser die EVAs zu steuern... Das ist alles, was ich kann und selbst dabei bin ich nicht mehr die Beste. Sie.. sie kocht wie ein Chefkoch... während ich kaum ein Fertiggericht zustande bringe. Sie putzt, macht die Wäsche, ihre Wohnung funkelt immerzu... hier erwarte ich von dir, dass du alle Hausarbeiten erledigst und mein Zimmer ist das totale Chaos. Sie ist gut in der Schule... weisst du eigentlich, dass sie die Beste in der Klasse ist, obwohl sie die Hälfte der Stund en nicht da ist? Ich kann kaum mithalten, da ich all das Kanji nicht verstehe... ich... mit einem Hochschulabschluß... wie erbärmlich...\"
Das Mädchen vor mir, das immer der Inbegriff von Selbstsicherheit gewesen war, war in Wirklichkeit nicht mehr als ein ganzes Sammelsurium aus Fehlern. Ich konnte es nicht fassen. Asuka war der zäheste Mensch den ich kannte und eindeutig der Eigensinnigste noch obendrein. Nie war etwas anderes als Arroganz von ihr ausgegangen und ihr zuzuhören brachte mich so durcheinander, wie man es erwarten sollte. Es war mehr, als ich erwartet hatte weil ich ihre Überheblichkeit auf eine seltsame Weise schon fast angenehm fand. Ich weiss es klingt komisch, aber wenn sie sich so gebieterisch benahm hoffte ich insgeheim, eines schönen Tages mit meinen Zweifeln auf dieselbe Weise fertig werden zu können. So mutig wie sie zu sein.
Und jetzt sah ich ihr dabei zu, wie sie ganze Arbeit dabei leistete, sich selbst zu zerstören. Ich hatte einmal geglaubt, dass sie so wie ich wäre, weil sie die Menschen von sich stieß... aber *soetwas* hätte ich mir nie träumen lassen. Es war erschreckend, wie ähnlich wir uns in Wirklichkeit waren.
Ich durchlebte einen meiner schlimmsten Alpträume. Meine Unentschlossenheit hatte einer von Beiden geschadet, so wie ich es befürchtet hatte. Ich schämte mich wahrhaftig für mich selbst. Es... war alles meine Schuld. Alles. Ich war derjenige den man die Schuld geben mußte. Ich war die Quelle meines eigenen Leids, genau wie immer. Aber ich hatte ihr die Schuld dafür gegeben... Ich war gemein zu ihr gewesen. Ich hatte sie sogar dafür gehasst. Und jetzt... was immer ich auch an Selbstsicherheit besessen haben mochte, schrumpfte in diesem Moment mit unglaublicher Geschwindigkeit zu einem kümmerlichen Rest zusammen.
Falls es wirklich möglich war, verdüsterte sich Asuka´s Miene noch weiter. Es fühlte sich so an, als wenn man ein Messer tief in mein Herz getrieben hätte.
\"Und wenn es nur das gewesen wäre... aber... sie ist so nett zu dir! Sie würde wahrscheinlich für dich sterben, wenn es sein müsste! Und sie ist beinahe so hübsch wie ich!\"
Der Klang ihrer Stimme klang immer leiser zu mir über den Tisch. Sie wirkte leblos und leer. Verzweiflung war alles, was sie auszudrückten vermochte. Noch während ich ihr zusah schien sie in sich selbst zusammenzusinken. Sie wickelte ihre Arme fest um ihre Brust und zog die Beine an.
\"Aber was noch schlimmer ist.. sie liebt dich und hat keine Angst davor, es zu zeigen. Also sag mir, Shinji... wie kann ich darauf hoffen, sie auszustechen? Ich habe keine Chance... gar keine... daher dachte ich... wenn wir etwas teilen würden, was ihr beide vorher noch nicht... Würdest du vielleicht... Es war eine dumme Idee.\"
\"Asuka...\"
Ihr Gesicht war jetzt weit vornüber gebeugt, ihre Augen, teilweise von dem roten Haar verdeckt, waren geschlossen.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich fühlte mich von Asuka´s Worten überrumpelt. Also liebte sie mich tatsächlich?
\"Ich kann dir keine Schuld geben, wenn du dich für sie entscheidest. Jeder mit dem kleinsten bischen Verstand würde diese Entscheidung treffen.\"
\"Asuka... Ich...\"
Sie unterbrach mich. Nun, irgendwie zumindest. Ich war mir nicht sicher, was ich ihr sagen sollte. Was hätte ich schon sagen können? Auch wenn sie mich wirklich liebte, hatte ich doch immer noch Gefühle für Rei.
\"Mach dir keine Sorgen, Shinji. Ich habe bis jetzt nur allein, selbständig und selbstsüchtig für meine eigenen Werte und Wünsche gelebt. Ich brauche weder dich, noch irgendjemand sonst dafür. Ich.. ich will nicht mehr alleine sein. Wenn ich könnte... würde ich lieber bei dir als alleine sein. Aber jetzt ist es dafür zu spät. Ausserdem... nur ein Teil deiner Liebe ist nicht genug. Wenn ich dich nicht ganz für mich haben kann, dann nehme ich lieber gar nichts...\"
\"Asuka...\"
Sie hob den Kopf und blickte mich an. Ich konnte die Trauer in ihren Augen sehen und dennoch war da noch mehr. Einen Augenblick erschien es mir so, als ob sie mit sich selbst Frieden geschlossen hätte. Ein nur angedeutetes Lächeln huschte über ihr Gesicht, eine Lächeln, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Den Umständen zum Trotz kam mir der Gedanke, dass ich niemals zuvor soetwas Schönes gesehen hatte.
\"Es ist in Ordnung. Ich komme alleine zurecht. Werde glücklich mit Rei... Shinji...Ich.. Ich liebe dich...\"
Nachdem sie das gesagt hatte, hatte sie die Grenze ihre noch verbliebenen Kräfte erreicht und zog sich in ihr Zimmer zurück.
Sie hatte gerade gesagt, dass sie mich liebte... sie liebte mich...
Ich wollte ihr nach, aber eine starke Hand packte mich bei der Schulter. Erstaunt sah ich Kaji, der immer noch seine Kleidung anhatte und dessen Haar offensichtlich trocken war. Dem Anschein nach hatte er doch kein Bad genommen.
\"Lass sie jetzt allein. Sie braucht Zeit zum Nachdenken. Und du auch. Du solltest nicht den gleichen Fehler wie früher machen und überstürzte Entscheidungen treffen.\"
Obwohl mir mein Herz befahl ihr zu folgen verstand ich den Sinn seiner Worte. Ich nickte und Kaji ließ mich los. Dann erschien ein wildes Grinsen auf seinem gerade noch so ernstem Gesicht.
\"Tja, ich hatte nicht erwartet, dass sie es laut sagen würde. Wenn die Dinge nicht so kompliziert liegen würden, sollte ich dir gratulieren, Shinji-kun. Nicht jeder kann das Herz von diesem Mädchen für sich erobern. Also, was wirst du jetzt machen?\"
Ich wusste es nicht. Wirklich nicht. Mehr als je zuvor waren meine Gedanken ein einziges Durcheinander.
\"Morgen zur Schule gehen, so wie es aussieht. Und dann abwarten, was passiert...\"
Ich war kurz davor zu gehen, aber ganz plötzlich änderte ich meine Meinung. Ich war mir nicht sicher, ob es eine gute Idee wäre, Rei jetzt gegenüberzutreten.
\"Kaji-san? Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich heute Nacht hierbleiben würde? Ich könnte noch ein paar Ratschläge brauchen...\"
\"Ich weiss nicht, ob ich dir noch weiter helfen kann, aber deine Gesellschaft wird mir ein Vergnügen sein, Shinji-kun.\"
\"Ich danke dir...\"

Kapitel 6 - Freunde / Teil 3 - Das Forth Children

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 6 / Alles was ich will bist du !

Anmerkung

Eine Sidestory zu Kapitel 6 - Um der Liebe und Pflicht willen ! (Teil 1)

Eine Sidestory zu Kapitel 6 - Um der Liebe und Pflicht willen ! (Teil 1.2)

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 6 - Bewahre die Nacht (Teil 2)

Epilog

Anmerkung

Kapitel 7 - Das Erwachen / Teil 1: Die Entscheidung eines Mannes/Ich werde nicht mehr weglaufen

Kapitel 7 - Das Erwachen / Teil 2: Zweite Chancen / Möge das beste Mädchen gewinnen!

Kapitel 7 - Das Erwachen / Teil 2.2: Zweite Chancen / Möge das beste Mädchen gewinnen!

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 7 - Freunde oder Rivalen ?

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 7 - Trost in der Dunkelheit

Anmerkung

Kapitel 8 - Tränen / Diese drei Worte die ich hätte sagen sollen

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 8 / Verlangen (Untertitel: \\\"Die Wahrheit ist stets in dir\\\")

Anmerkung

Kapitel 9 - Zerbrochene Seele / Ich bin für dich da

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Nebengeschichte zu Kapitel 9 / Shinjis Gedanken

Anmerkung

Kapitel 10 - Vergiß nie (Teil 1)

Kapitel 10 - Vergiß nie (Teil 2)

Was wäre wenn...

Anmerkung

Kapitel 11 - Der Weg den Engel nicht zu beschreiten wagen (Teil 1)

Kapitel 11 - Der Weg den Engel nicht zu beschreiten wagen (Teil 2)

Was wäre wenn...

Anmerkung

Eine Sidestory zu Kapitel 11 - Abgründe eines gebrochenen Herzens !

Anmerkung

Visionen - eine side-story zu: Meine Liebe gilt...

Anmerkung