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\"Verdammt, was mache ich hier eigentlich? Es ist drei Uhr und ich stehe vor der
Tür von Rei. Wir müssen morgen zur Schule.\" Michael stand nach einer viertel
Stunde Fußmarsch vor der Tür, die zu dem kleinen und trostlosen Zimmer führte.
\"Ist mir auch egal.\" dachte er sich und klopfte an die Tür. ... ... Nichts ...
... Immer noch nichts ... ... Michael gab auf und drehte sich um. \"Wer ist da?\"
Michael hatte es nicht für möglich gehalten. Rei stand in einem langem Hemd vor
Michael. \"Was willst du?\" fragte sie ohne Gefühl in ihrer Stimme. \"Ich ich\"
Michael hatte vergessen, was er wollte. Nein, dass war es nicht, er hatte gar
nicht darüber nachgedacht, worüber er mit Rei reden wollte. \"Äh . . . Ich . . .
Ich wollte fragen, warum du . . . warum du.\" \"Warum ich mit dir Schluss gemacht
habe?\" Rei sah nicht auf. Ihr Blick war starr auf den Boden gerichtet. \"Ja,
genau das war es.\" Michael wollte Rei in die Augen sehen, aber er konnte nicht,
weil sie ja auf den Boden starrte. \"Kann ich dir nicht sagen, es ist einfach
so.\" \"So will ich es aber nicht enden lassen.\" Michael sah Rei jetzt verzweifelt
an. Er hoffte, dass sie wenigstens einmal ihren Kopf hob, damit er ihre Augen
sehen konnte. Rei jedoch blieb stumm. Ihr Kopf zeigte weiterhin zum Boden.
\"Finde dich damit ab, es ist so, und es bleibt vorerst so.\" Diese Worte trafen
Michael hart. Diese Härte war er nicht von Rei gewohnt, er kannte sie nur, als
normales Mädchen, mit normalen Ängsten und normalen Bitten, aber nach seinem
ersten Mal im EVA, war sie anders geworden. Sie war kalt und gefühllos. Sie
drehte sich um und ging wieder in ihre Wohnung. Michael wollte ihr noch was
zurufen, aber er erkannte, dass es eh keinen Zweck hätte. Somit drehte er sich
auch um und ging die Treppen hinunter, damit er auf die Straße kam. \"Etwas ist
mit ihr im EVA passiert, aber ich weis nicht was. Ich muss es wissen.\" stellte
Michael nach einer Reihe von Gedanken fest. Er machte einen Spaziergang um alles
besser verkraften zu können. \"Um halb Vier einen Spaziergang im Park. Das ist
nicht ungewöhnlich.\" dachte Michael, als er ein weiteres mal auf seine Uhr sah.
Der Park war leer. Die Bäume ragten an den Seiten des Weges empor. Sie sahen aus
wie Schatten, die immer näher an Michael kamen. Langsam näherte er sich der
Parkmitte. Ein lautes \"HHHIIIIIIILLLLLFFFFFFFEEEEEEE!\" hörte Michel. Er rannte
sofort los, um zu sehen, wer oder was da so geschrieen hatte. Nach ein paar
Meter sah Michael zwei Schatten. Sie bewegten sich schnell und es sah so aus,
als ob sie kämpfen würden. \"Was ist da los?\" fragte Michael. \"Verpiss dich.\"
schrie eine dunkele Männerstimme. \"Erst, wenn sie mir sagen, was sie da machen.\"
Michael trat näher ans Geschehen heran. \"Hau ab, oder ich schlag dir die Fresse
ein.\" \"Ist schon klar. Was ist da jetzt los.\" Michael erinnerte sich wieder an
den lauten Hilfeschrei. \"Hey. Lassen sie sie sofort los.\" \"Hab ich nicht gesagt,
dass du dich verpissen sollst?\" Ein Schatten fiel zu Boden, der andere, größer
und stämmiger kam nun auf Michael zu. \"Ich hab dich gewarnt.\" sagte der Schatten
und kam noch näher. Langsam kam das Licht einer Laterne auf seinen Körper. Fast
war es an seinem Gesicht. \"Mist.\" sagte Michael. Er wusste nicht, wer es war,
aber er wusste, dass er auf jeden Fall stärker war als er selber. \"Angst?\"
fragte der Mann höhnisch. \"W warum sollte ich?\" \"Du weist genauso gut wie ich,
dass ich stärker bin als du.\" \"Werden wir ja sehen.\" Michael versuchte locker zu
klingen, aber die Angst war zu hören. \"Aber es ist mir egal, ob ich stärker bin,
du hast mich gestört und das kann ich nicht haben.\" Der Mann rannte nun auf
Michael zu. \"Und? Wie gefällt dir das?\" Michael musste seinen Brechreiz
unterdrücken. Der Fremde hatte seine Faust tief in Michaels Magen vergraben.
Michael ging auf die Knie. \"Schon fertig? Und ich dachte, du wärest wenigstens
etwas stärker.\" Der Fremde stütze seine Arme in seine Hüften und begann laut zu
lachen. \"Verdammt.\" keuchte Michael. \"Ich kann es nicht haben, wenn man über
mich lacht.\" Seine Hand war auf seinen Magen gepresst. \"Hör auf zu lachen.\"
Michael verlor eine Träne. \"Hör auf über mich zu lachen.\" sagte er nun etwas
lauter. Michael richtete seinen Kopf hoch. Der Fremde erschien ihm jetzt fast
drei Meter hoch. Sein Kopf lag im Mondlicht und es sah aus, als ob er wie ein
Wolf heulen würde, aber das Lachen war mindestens bis zu den nächsten Häusern zu
hören. \"Hör auf über mich zu lachen.\" schrie Michael und hob seine Faust um den
Fremden ins Gesicht zu schlagen. Soweit kam sie jedoch nicht. Michael hatte, zu
seinem Glück, genau zwischen die Beine geschlagen. Die Augen des Mannes traten
aus ihren Höhlen und er fiel zu Boden. \"Du Arsch.\" stöhnte er. Michael stand
auf. \"Tschuldigung, war keine Absicht. Was wollte er eigentlich von dir?\" fragte
er zu dem, wie er annahm weiblichen, Schatten. \"Ich weis nicht, ich glaub, er
wollte mich vergewaltigen, so hat er sich zumindest ausgedrückt.\" Michaels Wut
stieg. \"Vergewaltigen? Du kleiner Bastard? Mit dem was du zwischen deinen Beinen
hängen hast, könntest du noch nicht einmal eine Ratte vergewaltigen. Leute wie
du kotzen mich an.\" Michael trat auf den Mann ein. \"So besser? Wie gefällt es
dir die schwächere Rolle zu spielen?\" Michael trat weiter. \"Halt, hören sie
auf.\" Die Frau stand neben Michael, aber er achtete nicht auf sie. \"Warum sollte
ich? Er hat es verdient.\" \"Hören sie auf.\" Die Frau hielt den Arm von Michael
fest. \"Warum wollen sie das? Er wollte sie vergewaltigen.\" Michael hörte nicht
auf. \"Lassen sie es gut sein.\" Die Frau schlug Michael auf die Schulter.
Plötzlich blieb er wie erstarrt stehen. \"Nicht schon wieder.\" Michael hatte
schrecken in den Augen. \"Scheiße.\" \"Was haben sie?\" Die Frau klang jetzt
gefühlvoll. \"Nichts. Nichts. Ich muss weg.\" Michael drehte sich perplex um und
rannte los. \"Warten sie, ich will mich noch erkenntlich zeigen.\" Die fremde Frau
versuchte Michael ein zu holen, doch er war schon zu weit weg. \"Ich werde ihn
schon irgendwie finden.\" sagte sie und ging ihren Weg. Michael sah seinen Schatten verschwinden und an anderer Stelle sofort wieder auftauchen. \"Nicht
schon wieder. Ich kann es nicht . . . Ich muss es vermeiden.\" Er lief etwas
langsamer. \"Warum ist es wieder passiert? Ich bin wieder ausgeflippt. Warum
geschieht mir das immer? Und auch nur, wenn Frauen bedroht werden, oder ich
ausgelacht werde.\" Er blieb nun gänzlich stehen. Beide Hände legten sich auf
sein Gesicht. \"So eine Scheiße.\" sagte er, bevor er die Hände von seinem Gesicht
nahm und wieder nach Hause ging. Lange lag er auf dem Sofa, die Hände lagen
wieder auf seinem Gesicht. \"Denk nicht darüber nacht!\" versuchte er sich ein zu
flößen, doch es half ihm nicht im Geringsten. \"Morgen.\" sagte Misato. Heute war
Mittwoch und sie musste den Haushalt übernehmen. \"Wie Morgen? Ich lieg doch
gerade erst . . .\" Michael hatte nicht bemerkt, dass er erst um fünf Uhr zu
Hause gewesen war. Er hatte zu lange über das Geschehene nachgedacht, dass er
die Zeit vollkommen vergessen hatte, aber jetzt war er hellwach. Er rieb sich
die Augen, damit er klar sehen konnte. Misato stand in einem hautengem Hemd vor
ihm. \"Geil.\" dachte sich Michael und wurde rot. \"Was hast du?\" fragte Misato.
\"Nichts nichts.\" sagte Michael und winkte ab. \"Du bist echt ein komischer Kauz.\"
Misato ging in die Küche und bereitete das Frühstück, wenn man es denn so nennen
konnte, vor. \"Asuka, Shinji. Aufstehen, die Schule wartet auf euch.\" schrie sie
nach einer halben Stunde. Shinji kam aus seinem Zimmer getrottet, während Asuka
weiter in ihrem blieb. \"Asuka, du warst auch gemeint, als ich sagte, die Schule
wartet auf euch.\" schrie Misato jetzt noch lauter. Langsam öffnete sich die Tür.
\"Ich gehe heute nicht zur Schule.\" sagte Asuka kränklich. \"Und warum nicht? Wenn
ich fragen darf.\" \"Ich hab Magenschmerzen.\" sagte sie und hielt sich wehleidig
den Magen. \"Wenn das so ist.\" Misato drehte sich um und stellte das \"Essen\", wie
sie es bezeichnete, auf den Tisch. \"Du weist schon, dass sie dich gerade nach
Strich und Faden verarscht oder?\" Michael sah Misato an. \"Warum sollte sie?\"
\"Lass mich mal nachdenken . . .\" Michael nahm eine übertriebene Haltung an.
\"Vielleicht, weil sie keine Lust hat, oder die Hausaufgaben nicht hat.\" Misato
sah erstaunt aus. \"Du meinst . . .\" \"Ich meine nicht, ich weis. Sie schiebt das
immer auf ihre Tage, aber in Wirklichkeit hat sie sie eigentlich zwei Wochen
später.\" Michael sah auf seine Uhr und nickte. \"Woher weist du . . . Ich frag
besser nicht. Aber Asuka macht so was doch nicht.\" Misato stand auf und ging in
Asuka\'s Zimmer. \"Ups. Das war jetzt nicht gewollt.\" sagte er verlegen. \"Nun ja,
in gewisser Weise schon, sonst hättest du es nicht Misato gesagt oder?\" \"Ach
stimmt, woher nimmst du die gute Menschenkenntnis, du machst mir Angst.\" Michael
sah Shinji überängstlich an. \"Was hast du eigentlich?\" \"Was soll ich denn
haben?\" \"Normalerweise bist du Morgens nicht so lustig.\" Shinji begann Michael
zu durchschauen. Michael versuchte mit der Übermütigkeit sein Gefühl der inneren
Wut und Verzweifelung über sich selbst zu überwinden. \"Es gibt immer ein erstes
mal oder?\" antwortete er ein wenig trostlos. \"Na gut.\" Asuka kam aus ihrem
Zimmer geschlichen. Misato stand fauchend hinter ihr. \"Wie kannst du es wagen
mein vertrauen in dir so auszunutzen?\" \"Ach ist doch jetzt auch egal.\" Asuka
setzte an den Tisch und sah Michael böse an. Misato hatte ihr wohl erzählt, von
wem sie die Information bekommen hatte. \"Das bekommst du wieder.\" zischte sie
leise. Michael aß, ohne Kenntnis von ihr zu nehmen, weiter. In der Schule
geschah nichts, außer das Michael sich fast nicht am Unterricht beteiligte und
Rei nur stur vor sich her starrte. Asuka schlug Toji mehrmals auf den
Hinterkopf, aus den verschiedensten und banalsten Gründen. Shinji kümmerte das
wenig und er versuchte mit Kensuke ein normales Gespräch zu führen, was jedoch
nicht ging, weil Kensuke nur über Kriegsschiffe und andere Kriegwerkzeuge
redete. Bei Misato wurde schnell gegessen und danach gingen alle zum HQ. |
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