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Als Asuka wieder aufwachte blickte sie ein, bis vor kurzem noch verhasstes, Gesicht an.
>Bist du wach?< fragte eine Mädchenstimme.
>Ja, ich brauch nur noch eine Minute.< Asuka war selber von dieser freundlichen Antwort überrascht, hätte sie das doch bis vor einem halben Jahr für ein Ding der Unmöglichkeit gehalten. Aber nun. Sie verstanden sich. Zwar redeten sie fast nie miteinander, aber sie respektierten sich. Die Beziehung zwischen Asuka und Rei hatte sich stark verbessert, dass war nicht nur ihr aufgefallen.
Rei ging aus dem Zimmer und setzte sich zu den anderen an den Frühstückstisch. Asuka kam, wie versprochen, nach einer Minute. Sie wirkte sehr verschlafen, aber wenn man in die Runde sah, sahen die anderen nicht weniger schlimm aus. Tiefe Ränder unter den Augen von Shinji, Rei und Michael zeigten, dass auch sie nicht lange geschlafen haben. Aber am schlimmsten sahen noch Misato und Kaji aus. Beide hatten zerzauste Haare, geschlossene Augen und redeten kein Wort. Asuka dachte sich ihren Teil, \"wie\" die beiden wohl geschlafen hatten und setzte sich.
Das Frühstück zog sich noch ein wenig hin, da alle nicht schnell essen wollten, oder konnten.
Kaji und Misato, die jeweils noch eine halbe Stunde im Badezimmer brauchten, packen die Sachen in den Van, während Asuka, Shinji, Rei und Michael sich anzogen und nacheinander im Badezimmer verschwanden.
Rei suchte noch für Tsunami, so hatte sie das Kätzchen genannt, eine Unterbringung,
Die Fahrt war recht gemütlich, da alle bis auf Kaji (er muss ja fahren), und Asuka am schlafen waren.
>Hey, aufwachen. Wir sind da.< sagte Misato etwas lauter, damit auch alle wach wurden und sich aus dem Van quälten.
Asuka wollte schon zu den Kartenhäuschen gehen, als Kaji sie zurückrief.
>Asuka, warte auf uns, ich muss erst das Geld finden.<
>Kaji, wenn du das Geld vergessen hast, bringe ich dich um.< schrie Asuka zurück.
>War nur ein Scherz.< Kaji hob mit einem breiten Grinsen seinen Portemonnaie hoch.
>Schlechter Scherz.< sagte Asuka nüchtern und alle gaben ihr Recht.
>Wo soll ich Tsunami lassen?< fragte Rei.
>Das ist kein Problem, die haben hier eine Tierhandlung, die auch Tiere annimmt. Tiere sind im Park nicht erlaubt, und da einige nicht die Zeit haben, ihre Tiere zu Verwandten zu bringen, können sie die hier abgeben. Du bekommst dann eine Nummer glaub ich.< erklärte Kaji ihr. Sie gingen zum Kartenhäuschen und fragten dort, wo Rei ihre Katze abgeben könne. Die Verkäufern erklärte ihnen den Weg und kurz darauf ließ Rei ihre Katze bei einer Frau zur Obhut.
>Wo sollen wir zuerst drauf gehen?< fragte Asuka die anderen. Kaji und Misato hatten den vier Geld gegeben und sie dann allein gelassen. Die Kinder waren damit einverstanden, da sie Misato und Kaji gerne alleine ließen.
>Also ich würde ja gerne auf den \"Tower\" gehen.< schlug Michael vor.
>\"Tower\"? Was ist das?< fragten Shinji und Rei.
>Na ja, ein Free Fall Tower. Du wirst hochgezogen und kommst im freien Fall wieder runter.< erklärte er kurz.
>Ne, das ist mir zu heftig.< gab Shinji zu.
>Ach, das ist doch harmlos.< gab Asuka an.
>Ich will auf \"HellRaiser\" gehen, dass ist hier eh das härteste.<
>Stimmt, aber schon mit dem härtesten zu beginnen ist nicht gut. Der Free Fall Tower war ja auch nur als Anfang gedacht. Danach würde ich etwas essen, da wir,< er sah kurz auf seine Uhr, >schon 12Uhr haben. Danach auf die \"Nemesis\" und dann auf die \"HellRaiser\" Achterbahn und danach mal sehen, wenn wir dann nicht über den Mülleimern hängen suchen wir uns was schönes.<
>Wer hat dich hier zum \"Leader\" erklärt?< sagte Asuka scharf.
>War doch nur ein Vorschlag, ich hab schon einmal die falsche Reihenfolge gewählt und musste danach kotzen, deswegen dachte ich ...<
>Ist ja gut, wir machen es so, wie du es vorgeschlagen hast, wenn die anderen keine Einwände haben,< Shinji und Rei deuteten ein \"Nein\" mit ihren Köpfen, >dann las uns zu dem Tower gehen.<
Als sie schließlich vor dem Tower standen überlegten alle noch einmal, ob sie wirklich da hoch wollten. Sie hatten ihn sich nicht so hoch vorgestellt, selbst Asuka schluckte, als sie eine Gruppe Jugendlicher hinunterfallen sah. Die Bremsen griffen erst 5 Meter vor dem Boden und der Windstoß, der dadurch entstand, ließ ihre Haare in alle Himmelsrichtungen wehen.
>Na dann los, jetzt ist die Schlange noch klein.< versuchte Michael mit gespielter Überheblichkeit die anderen drei dazu zu bewegen, mit ihm zu kommen. In Wirklichkeit trieb ihn nur noch das Gefühl einen übermenschlich großen Adrenalinschub zu bekommen auf dieses Gerät. Asuka, Rei und Shinji folgten ihm verhalten.
Die Schlange war wirklich kurz, nach zwei weiteren \"Durchgängen\" kamen sie an die Reihe. Asuka, Shinji, Rei und Michael suchten sich vier Plätze nebeneinander und nach kurzer Wartezeit bewegte sich das Gestell nach oben. Es war ein komisches Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren und nichts zu haben, worauf man seine Füße stellen konnte. Die Fahrt in die Höhe endete und Asuka zwang sich nach unten zu sehen. Alles erschien ihr in so einem Detail, dass sie glaubte, selbst wenn die Bremsen versagen sollten, sie würde keinen Schaden davon tragen. In einiger Ferne sah sie ein wirres Drahtgestell, was sie nach kurzer Überlegungszeit als eine Achterbahn identifizierte. Dann kam eine sehr große Gemeinheit der Betreiber, wie sie fand. Das Gestell, oder vielmehr ihre Sitze beugten sich nach unten, sodass es keine andere Blickrichtung gab, außer den Boden und die Menschen, die sich versammelt hatten um ihnen Beistand zu leisten. Asuka hörte neben sich einen Jungen >Abfahrt!< schreien und ein klicken hinter ihr sagte ihr, dass er recht behalten sollte. Das Gestell schien noch einen Bruchteil einer Sekunde in der Luft zu schweben, als es mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit gen Erden raste. Der Boden kam näher und näher, Asuka befürchtete, dass die Bremsen versagten, aber gerade, als sie vor noch nicht vorhandenem Schmerz schreien wollte hörte sie ein lautes quietschen und die Bremsen ließen das Gestell die letzten Zentimeter schweben.
>Verdammt.< sagte ein Junge. Asuka bemerkte, dass das der Junge war, der in der Luft \"Abfahrt\" geschrieen hatte. Er war groß gewachsen und trug einen ähnlichen Mantel wie Michael, nur etwas länger und aus Leder. Seine Kleidung insgesamt war schwarz, bis auf den Aufdruck auf seinem Pulli. Dieser war bläulich und zeigte eine Band, die Asuka nicht kannte. Er hob einen schwarzen Rucksack hoch, der überall mit weißem Edding vollgeschrieben war. Aber es waren keine Unterschriften, wie es bei manchem Mädchen der Fall war, nein, es waren Sprüche, die Asuka zwar nicht genau lesen konnte, aber dennoch konnte sie erkennen, dass jeder Spruch in einer anderen Art geschrieben war. Einer gezackt, der andere wie Stacheldraht und einer ganz normal. Einige Titel von bekannten Mangas waren auch auf der Tasche verewigt. Einer in geschnörkelter Schrift geschrieben, war anscheinend sein Lieblingsmanga. Der Junge unterhielt sich mit einer langhaarigen Person und Asuka schätze, dass es seine Freundin war. Sie hörte ihn noch laut sagen >Das machen wir jetzt noch mal.< Er, seine vermeintliche Freundin und ein paar andere Freunde von ihm gingen wieder zu der Schlange, während Asuka, Michael, Shinji und Rei sich ein Stück Pizza holten und sich an einen langen Tisch setzten.
Michael unterhielt sich mit Shinji über das gerade erlebte, Rei saß stumm da und kaute auf ihrem Stück Pizza.
>Ist hier frei?< fragte eine Stimme. Asuka blickte hoch und sah in Kajis Gesicht, welches sie von der entgegengesetzten Seite des Tisches ansah.
>Sicher.< sagte sie in Gedanken verunken.
>Misato holt uns auch Pizza.< erklärte Kaji. Nach einiger Zeit setzte sich Misato neben Kaji und reichte ihm sein Stück. Asuka starrte an den beiden vorbei, neben ihr höre sie ein paar Jungen einen anderen als \"krank\" bezeichnen. Der andere sagte nur > Hast recht Konni.<
Asuka wollte wissen, wer \"krank\" war und drehte ihren Kopf zur Seite. Eine Gruppe Jugendlicher saß in einiger Entfernung am selben Tisch wie sie. Und unter ihnen war ... der Junge von dem Free Fall Tower. Er saß am Rand der Gruppe, irgendwie abseits. Seine Freunde machten sich über ihn lustig, sie deuteten die ganze Zeit auf seine Fingen, die Asuka nicht sehen konnte und auf eine Kette, die an seinem Hals hing. Der Junge drehte sich genervt weg und kramte in seinem Rucksack. Er zog einen silbernen Discman mit schwarzen Kopfhörern heraus, die er sich aufsetzte. Dann drückte er auf Play und drehte etwas an dem Lautstärkeregler, sodass seine Musik gut bis zu Asuka und den anderen zu hören war.
>Ich hasse ja so Leute, die ihre Musik so laut stellen, das andere Mithören können.< sagte Kaji mit unverhohlenem Abscheu in seiner Stimme. Der Junge schmiss seinen Rucksack unachtsam zu Boden und legte den Kopf in die gefalteten Hände. Ein paar mal nippte er an einer Dose Cola, aber in seinem Blick war etwas leeres.
>Ich kann ihn verstehen.< sagte Asuka in Gedanken versunken. >Wenn ich solche Freunde hätte, würde ich auch lieber Musik als ihre Stimmen hören.<
Kaji sah Asuka komisch an, als ob ihre Worte eine neue Seite an ihr zeigten.
Der Junge stand auf, zog eine Muschel des Kopfhörers von seinem Ohr und sagte
>Will die jemand noch,< er hob die Dose hoch, >sonst schmeiß ich die weg.< Niemand antwortete ihm. Er zuckte mit den Schultern, und kam auf Asuka zu. Zumindest hatte es den Anschein, denn genau hinter Asuka stand der Mülleimer, auf den er in Wirklichkeit zuging. Er bemerkte, dass Asuka ihn ansah, sah ihr in die Augen und fragte
>Willst du?< seine Stimme war tief, aber freundlich. Asuka nickte stumm, hob die Hand und nahm die Dose entgegen. Bei der \"Übergabe\" sah sie auch, warum die anderen Jungen gelacht hatten. Er trug einen auffälligen silbernen Stierkopf als Kette und an der linken Hand trug er zwei Gelenkringe, die jeweils über den ganzen Finger gingen und am Ende zu einer Kralle wurden, die aber niemand wirklich verletzen könnte.
>Wie hießt du?< fragte Asuka, ohne einen Grund dafür zu haben.
>Ich? Jonouchi, aber die da,< er deutete abfällig zu der Gruppe, die schon kicherten, >die nennen mich \"Freak\". Wenn du willst, kannst du das auch machen, ist mir egal.< Die Freundlichkeit war in seiner Stimme verschwunden und es machte sich eine leere in seiner Stimme Breit.
>Und wo kommt ihr her?< fragte Asuka immer noch ohne Grund.
>Aus Neo Tokyo 3. Aber ich bin erst gerade da hin gezogen und die da kann ich nicht wirklich leiden, aber sie sind die einzigen Jungen in meiner Klasse. Ist scheiße neu zu sein.< Jonouchi sah ein wenig betrübt zu Boden.
>Jungen? Ist sie da nicht deine Freundin?< Asuka deutete auf die langhaarige.
>Konni? Nein, Konni ist ein Junge. Er hat einfach nur lange Haare, deswegen wird er auch manchmal gehänselt, aber ich finde es cool.<
>Wo genau wohnst du in Neo Tokyo?< Asuka hatte nun einen Grund gefunden: Sie wollte einfach mit ihm reden, er war ihr sympathisch.
>Mit Straßennamen hab ich es nicht so, aber es ist ein Hochhaus, was in Neo Tokyo aber nicht wirklich weiterhilft.<
>Was ist denn in der Nähe?<
>Äh ... da ist so ein Laden, der hat 24 Stunden geöffnet, dann noch eine Tankstelle und ich glaube ein schwarzes Hochhaus. Und eine verrückte Autofahrerin, die mit 100 Sachen auf ihren Parkplatz heizt. Meine Mom hat schon Angst um ihr Auto.< Jonouchi musste ein wenig lächelt. Asuka grinste hämisch.
>Ich weiß wo du wohnst. Darf ich dich mit der verrückten Autofahrerin bekannt machen? Sie sitzt mir gegenüber.< Asuka zeigte auf Misato, die ein paar Fetzen des Gesprächs mitbekommen hatte. Und unter diesen war wohl auch das mit dem Auto, weswegen sie Jonouchi etwas böse ansah. Dieser kratze sich verlegen am Hinterkopf.
>Tut mir leid, ich habe sie beleidigt.< sagte er und senkte den Kopf.
>Ist schon gut.< sagte Misato, grinste und hob ihr Bier hoch. Jonouchi grinste auch und machte sich seine Gedanken über das Bier am Mittag. >Ihr seit gerade erst her gezogen, du und deine Familie, oder? Ich meine, ich habe vor unserer Fahrt ein paar Umzugskartons ein paar Flure unter uns gesehen zu haben.< sagte Misato.
>Stimmt, wir sind erst vor einer Woche nach Neo Tokyo gezogen, wir wohnten vorher in Matsushito, aber wir hielten es da nicht mehr aus.<
>Darf man fragen warum?<
>Mein Vater ist gestorben.< Jonouchi sah etwas bedrückt aus, was auch vollends verständlich war.
>Das tut mir leid.< nun war es Misato, die etwas schüchtern sprach, weil sie befürchtete einen Fehler gemacht zu haben.
>Ist schon gut,< Jonouchi winkte ab und beruhigte Misato somit ein wenig, >es macht mir nichts mehr aus darüber zu reden. Wartet eben,< Jonouchi drückte einen Knopf an seinem Diskman und die Musik verstummte, >so lässt es sich besser reden.<
Jonouchi setzte sich neben Asuka und die beiden unterhielten sich. Von den \"Freunden\" Jonouchis war lautes grölen zu vernehmen, was aber nach kurzer Zeit verstummte.
>Hey Jonouchi, deine Freunde gehen, musst du nicht mit ihnen?< fragte Misato, als sie beobachtete, wie einige der jungen aufstanden und Anstallten machten zu gehen.
>Na ja, eigentlich schon, also geh ich dann mal wieder. Du kannst ja mal zu mir kommen, wir wohnen ja im selben Haus.< Damit drehte sich Jonouchi weg und ging zu der lachenden Meute herüber, die ihn die ganze Zeit, die Asuka ihn noch sehen konnte mit ihr aufzogen.
>Kinder.< urteilte Michael über sie. Shinji stimmte ihn stumm nickend zu.
Die Children gingen danach das Programm ab, was sie vorher aus gemacht hatten. Am Ende hatten sie noch ca. 30 min. Zeit, ehe sie sich mit Misato und Kaji treffen wollten. Michael und Rei wollten sich noch ein par Souvenirs kaufen und Reis Katze abholen, während Asuka Shinji auf das Riesenrad zerrte.
Im Riesenrad herrschte eine Unangenehme Stille. Für Shinji wurden die Sekunden zu Endlosen Jahren, so schien es ihm. Er überlegte zwar angestrengt, wie er ein Gespräch anfangen konnte, aber es gelang ihm kein guter Versuch. Schließlich war es Asuka, die die Stille durchbrach.
>Schau mal, da unten sind Rei und Michael.< sagte sie etwas zu hastig, als dass es nicht eine Not für sie war, zu sprechen. Shinji drehte seinen Kopf und erblickte Michael, der sich gerade auf eine Bank setzte. Rei setzte sich auf seinen Schoß, dann waren er und Asuka auch schon wieder in der Höhe, in der es schwer wurde, die beiden wahr zu nehmen.
>Sie geben ein schönes Paar ab, oder?< fragte Asuka nach fünf endloserscheinenden Sekunden. Shinji entging, dass sie auf dieses Thema hinarbeiten wollte, nur nicht, zwischen Rei und Michael, sondern zwischen ihr und Shinji.
>Hm.< machte Shinji nur. Er wollte nicht wirklich über dieses Thema sprechen, denn sein Gefühl sagte ihm einfach, dass nichts gutes dabei raus kommen könnte.
>Du Shinji, ich muss mit dir reden.<
>Hm.<
Sie kamen wieder bei Rei und Michael vorbei.
>Wegen der Sache in der Höhle.<
>Hm.<
>Kannst du noch etwas anderes sagen?<
>Sicher kann ich.<
>Shinji, Ich liebe dich!<
Damit hatte er nun bei weitem nicht gerechnet. Erstaunt schickte sein Kopf ihn auf eine Irrfahrt. Hatte Asuka das gerade wirklich gesagt? War sie es, oder nur eine Fiktion seines Gehirns, welche seine geheimsten Wünsche zeigte? Gleichzeitig wusste er, dass dem nicht so war. Asuka hatte es real gesagt, nicht mit einem Unterton, der einen Scherz vermuten ließ, sondern mit einer solchen Ernsthaftigkeit, dass es ihm fast schon Angst bereitete. Für ihn unmerklich weiteten sich seine Augen fast ins Unermessliche. Seine Körperkontrolle geriet vollkommen in genau die Bahn, in die er als letztes vorgehabt hatte sie zu lenken. Shinji wollte antworten, doch anstatt >Ich dich auch.< kam nur ein Gurgeln aus seinem Mund. Langsam kehrte seine Fassung wieder in seinen Körper. Er versuchte abermals etwas zu sagen, doch auch diesmal kamen nur Wortfetzen aus seinem Mund.
Beim dritten Anlauf schaffte er es dann doch.
>Ich dich auch.< brachte er zwar stotternd, aber doch verständlich heraus. Er wollte noch etwas beifügen, doch ihm fiel einfach nichts ein, was passend für diese Situation war. Asuka ergriff nun die Oberhand: Sie beugte sich nach vorne und ihre und Shinjis Lippen berührten sich.
Der Kassenwart des Riesenrads klopfte an die Gondeltür. Sein wütender Gesichtsausdruck verriet Shinji, dass er anscheinend schon länger dort stand, aber Shinji und Asuka hatten ihn nicht bemerkt. Als sie ausstiegen entschuldigten sich beide beim Wart und gingen zu Michael und Rei rüber. Michael lächelte verschmitzt und fragte rhetorisch >Was war denn los?< Asuka entging nicht, dass er keine Antwort erwartete, somit wiederstand sie auch der Versuchung ihm die Zunge raus zu strecken. Sie gingen gemeinsam zu Misato und Kaji, die am Ausgang schon auf sie warteten. Über Shinji und Asuka verloren die Kinder kein Wort, Misato und Kaji würden es schon früh genug merken.
Im Van herrschte erst mal für einige Zeit angenehme Ruhe. Alle, bis auf Kaji, er musste wie immer fahren, schliefen, das einzige Geräusch was man hören konnte, war das Radio, was einige bekannte Melodien hervorbrachte. Kaji wunderte sich zwar etwas über die Haltung von Asuka, die sich auf Shinjis Oberschenkel legte, tat das aber als Art \"innere Gefühle\" ab.
Nach ein paar Stunden schlaf wachte Asuka kurz auf. Sie sah aus dem Van, die Landschaft hatte sich wieder verändert. Die Berge waren verschwunden und weite Felder erschienen in ihrem Blickfeld. Jedoch interessierte sie das nicht und sie legte sich wieder auf Shinjis Bein.
>Bist du wach?< Shinji sah sie fragend an. Asuka hatte ihre Augen geöffnet, sah aber gegen den Vordersitz. Ein leises >Ja.< kam ihr über die Lippen. >Wir sind gleich da.< Asuka hob ihren Kopf und sah aus dem Fenster. Sie waren wieder in Tokyo, wenn auch nur in einem Vorort. Aber es würde nicht mehr lange dauern, vielleicht noch 15 Minuten mit Kaji, mit Misato höchstens 5, dann stünden sie vor den Hochhaus. Uns sie behielt recht. Der Van hielt genau 15 min. nachdem Asuka auf die Uhr geschaut hatte vor dem Hochhaus an. Wie sie Rei weggebracht hatten, hatte sie gar nicht gemerkt.
>Hey Schlafmütze. Willst du weiterschlafen, oder bist du jetzt endlich wach?< Misato knipste das Licht an.
>Danke, jetzt ja. Wie spät haben wir?<
>1Uhr mittags. Ich wollte dir nur sagen, dass wir heute noch zu NERV müssen, die haben noch ein paar Tests mit euch vor.<
Asuka stand auf, fluchte, rieb sich die verklebten Augen und ging ins Bad.
Michael und Shinji saßen schon am Mittagessen, als Asuka wiederkam und sich ein paar Brote machte. Nach 15 min. waren sie alle fertig und machten sich nach einer weiteren halben Stunde (Asuka musste sich noch anziehen) fuhren sie zum HQ.
>Himmel Herr Gott! Auf was für Tests kommen die denn noch?< fragte Asuka genervt, als sie wieder im Wagen von Misato waren. Die Kinder mussten sich vor einem Computer setzten und dort Zahlen nachschreiben, die Ritsuko ihnen vorgab. Eben Schwachsinn, wie Asuka fand, was für NERV aber anscheinend wichtig sein musste, sonst hätten sie es ja nicht gemacht.
Jetzt jedenfalls fuhren sie, in Misatos üblicher Manier durch Neo Tokyo. Vor einem Supermarkt machten sie halt, Misato stieg aus und kam nach ein paar Minuten mit dem Einkauf für das Abendessen heraus.
Es klingelte. Misato stand vom Küchentisch auf und ging zur Tür.
>Hallo.< kam es etwas verlegen aus dem Flur. Danach wurde Misato in ein Gespräch verwickelt, dass die Kinder nicht verstanden. Nach ein paar Minuten kam Misato mit Besuch zurück. Die Children verputzen gerade das Abendessen. Rei war kurz vorher auch zu ihnen gekommen.
>Hi.< sagte Jonouchi, als er die Küche betrat.
>Seine Mutter ist nicht zuhause und sie hat ihm gesagt, er soll sich jemand suchen, der auf ihn aufpasst.< erklärte Misato.
>Meine Mutter ist zu meiner Tante, sie liegt im Krankenhaus.< fügte Jonouchi bei.
>Und warum bist du nicht bei ihr?< fragte Michael gelangweilt.
>Ich kann sie nicht leiden, von mir aus könnte sie noch länger im Krankenhaus liegen.< sprach er säuerlich.
>Deine Sache.< Michael wandte sich wieder seinem Essen zu. Danach stand er ohne ein Wort auf und ging ins Wohnzimmer.
>Schlechter Tag?< fragte Jonouchi verwundert den Rest. Er bekam nur Schulterzucken als Antwort.
>Hast du schon gegessen?< fragte Misato, um die peinlich werdende Stille zu überbrücken.
>Ja, ich hatte vorhin etwas.< Das war eine Lüge. Er hatte nichts gegessen, und seine Mutter hatte es auch versäumt einzukaufen, somit hatte er seit dem \"Essen\" im Park nichts mehr gehabt und sein Magen reagierte darauf so langsam. Er hätte eine ganze Kuh verschlingen können, wenn gerade eine vor Ort gewesen wäre.
>Na komm, ich zeig dir unsere Wohnung.< sagte Asuka und stand auf. Sie hatte ein halbes Brot übriggelassen und Jonouchi schielte drauf. Asuka sah das und nahm das Brot mit.
Sie zeigte ihm das Wohnzimmer, wo er das Bad fand, den Warmwasserpinguin (QUA!), wem die einzelnen Zimmer gehörten und führte ihn dann in ihr Zimmer, wo sie ihm einen Platz auf dem Bett anbot. Jonouchi setzte sich und sah danach das Brot vor seinen Augen.
>Iss!< befahl ihm Asuka. Die Verlockung war groß, nicht einfach in das Brot zu beißen, während Asuka es noch in der Hand hielt. Aber er wiederstand ihr und sagte tapfer >Nein, ich habe echt keinen Hunger.< Asuka wusste es besser und sagte daraufhin
>So wie du auf das Brot geschielt hast, müsstest du Lust auf einen Bären haben, also nimm schon.< Sie warf Jonouchi das Brot auf den Schoß und setzte sich danach neben ihn. Die Verlockung übermannte ihn schließlich doch und er biss hinein.
>Mal so \'ne Frage. Warum kannst du deine Tante nicht leiden?<
>Na ja, dass ist \'ne relativ lange Geschichte.<
>Wir haben Zeit, ich glaube, bis deine Mutter wiederkommt, dauert das noch etwas, außerdem: Was ist schon relativ?< fragte Asuka trotzig.
>Na gut. Also, sie kann mich nicht leiden.<
>Warum?<
>Weiß ich nicht. Na ja, es gibt da schon einen Grund. Sie ist lesbisch, was ja an sich kein Problem ist, nur ... ich hab mit ihrer Freundin ... geschlafen.<
>Was?<
>Ja, wir waren beide besoffen, was keine Entschuldigung sein soll, aber na ja, da waren die Hemmungen ein wenig ... wie soll ich sagen ... runtergeschraubt. Na ja, sie muss das wohl raus bekommen haben, denn einmal hat sie mich auf einmal Hurensohn und andere Schimpfwörter zu mir gesagt, ohne, dass ich vorher etwas gesagt hätte. Seit dem können wir uns nicht ab und keifen uns jedes Mal an, wenn wir uns sehen. Ist halt so, und ich glaube auch nicht, dass sich das mal ändern wird.< schloss er ab.
>Wow.< staunte Asuka. >Das ist schon nicht normal.<
>Das hab ich auch nicht behauptet.< gab Jonouchi zurück.
>Aber stell dir mal vor, sie würde jetzt sterben, und die letzten Worte, die du gehört hast waren Arschloch, oder Idiot. Was wäre denn das bitteschön?<
>Du hast ja recht, aber was soll ich denn machen? Ich kann ja nicht einfach hingehen und sagen: Du, es tut mir leid, dass ich mit deiner Freundin geschlafen habe?<
>Das wäre zumindest schon mal ein Anfang, an der Feinarbeit müssen wir zwar noch arbeiten, aber das geht schon. Also, du gehst Morgen ins Krankenhaus und entschuldigst dich und bittest um eine Versöhnung.<
>... So einfach geht das nicht. Du kannst dich doch auch nicht so entschuldigen, oder?<
>Ich muss mich ja auch nie entschuldigen.< Asuka stieß ihn vor die Stirn und stand auf, um aus dem Zimmer zu gehen.
>Aha, du bist also unfehlbar.< scherzte Jonouchi.
>Sicher.<
Beide verließen laut lachend den Raum.
>Jonouchi. Deine Mutter hat auf deinem Handy angerufen.<
>Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich es aus meiner Tasche geholt habe.< staunte er.
>Doch, gerade, als du in die Küche gekommen bist, da hast du es auf den Tisch gelegt.<
>Entschuldigung, ich mach das glaub ich schon aus Gewohnheit.<
>Ist ja nicht schlimm. Ich bin dran gegangen, und deine Mutter hat gesagt, sie würde dich abholen kommen, es ist irgendetwas mit deiner Tante.< Misato sah betroffen aus, Asuka konnte sich nicht erklären, warum.
>Ist klar, ich geh dann nach unten.< Jonouchi ging zur Haustür, doch Asuka hielt ihn auf.
>Vergiss nicht, was wir abgemacht haben.<
>Jaja, ich mach das schon.< Jonouchi verließ die Wohnung und ging die Treppen nach unten. Er musste nicht lange warten, dann kam schon der blaue Wagen seiner Mutter um die Ecke gebogen um ihn aufzunehmen und dann ohne Worte zum Krankenhaus zu fahren. |
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